Fußball

Eintracht Frankfurt verliert 1:2 gegen Stuttgart: Trauerspiel nach dem Polizei-Eklat

Die Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Ultras mit etlichen Verletzten überschatten das Bundesliga-Spiel der Eintracht gegen den VfB Stuttgart - und haben Einfluss auf die Leistung der Frankfurter

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Alexander Müller
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Bis zur Mitte der ersten Halbzeit blieb der Block mit den Frankfurter Ultras beim Heimspiel gegen Stuttgart wegen eines Polizeieinsatzes leer. Auch danach verzichteten die Fans auf die typische lautstarke Unterstützung. © Arne Dedert/dpa

Eintracht-Vorstand Philipp Reschke sieht man für gewöhnlich nicht in der Mixed Zone des Frankfurter EM-Stadions, um Einschätzungen zur gerade erlebten Partie zum Besten zu geben. Am Samstagabend war der im Verein für Fanfragen zuständige Jurist allerdings der erste Protagonist, der in den Katakomben den Reportern ein Statement lieferte. Aus äußerst unerfreulichem Anlass.

„Etwa eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn kam es im Umlauf der Nordwestkurve zu massiven Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und unseren Fans. Über Anlass und Ausgangspunkt gibt es verschiedene Informationen und Meinungen. Wir werden in den kommenden Tagen jedes Mosaiksteinchen zusammenführen, um ein genaues Bild zu haben, wie es zu diesen Szenen kommen konnte“, sagte Reschke nach der Frankfurter 1:2 (1:2)-Niederlage gegen den VfB Stuttgart. Zunächst hatte die Polizei mitgeteilt, Ausgangspunkt der Krawalle seien Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen gewesen. „Ich habe keinerlei Informationen, die das bestätigen würden“, sagte Reschke dazu.

Kommentar Der Polizei-Eklat von Frankfurt: Fragwürdige Eskalation

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Die Frankfurter Fan-Initiative „Der 13. Mann“ sprach vom „massivsten Polizeieinsatz, den wir je im Waldstadion erlebt haben“ und einer „Gewalteskalation“ vonseiten der Polizei. Es habe 70 verletzte Fans gegeben, davon sieben schwerer. Auch viele Unbeteiligte, Frauen und Kinder seien vom Einsatz von Reizgas betroffen gewesen. Teilweise seien Fans „bewusstlos geworden und Treppen hinuntergestürzt“.

Die offenbar hässlichen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Zuschauern hatten direkte Auswirkungen auf das Spiel. Weil sich die organisierten Frankfurter Fans einem unverhältnismäßigen Vorgehen der Ordnungskräfte ausgesetzt fühlten, füllte sich die Nordwestkurve erst im Laufe der ersten Halbzeit, die Ultras verzichteten die kompletten 90 Minuten auf die Unterstützung ihres Teams.

Doch gerade in einer komplizierten zweiten Halbzeit, als die Hessen beim Stand von 1:2 nach einem Doppelpack des Stuttgarters Deniz Undav (1., 45+1) und dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch ein Eigentor von VfB-Verteidiger Waldemar Anton (26.) dringend eine emotionale Verstärkung von den Rängen benötigt hätten, blieb es ruhig. Die Eintracht passte sich der untertemperierten Atmosphäre an diesem kalten Novemberabend mit einer energielosen Vorstellung nach der Pause an. „Das war zu fahrig“, so Sportvorstand Markus Krösche.

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Statt eines echten Fußballfestes - die Eintracht begrüßte zum ersten Mal nach dem vollzogenen Umbau 58 000 Zuschauer - entwickelte sich ein atmosphärisches Trauerspiel. „Es ist natürlich so, dass unsere Fans immer extrem wichtig für uns sind. Sie tragen uns bei Heimspielen. Das hatte heute natürlich Einfluss. Wir brauchen unsere Fans, sie sind ein wichtiger Faktor“, sagte Krösche, der aber darin nicht den einzigen Faktor für die Niederlage sehen wollte. „Wir müssen einfach die Fehler minimieren. Beide Tore wären zu verteidigen gewesen.“

Acht Pflichtspiele in Folge war die Eintracht zuvor wettbewerbsübergreifend ungeschlagen geblieben, die letzte Heimniederlage in der Liga lag noch viel länger zurück. „Die Zuschauer waren sicher ein Grund, warum die Eintracht über ein Jahr kein Heimspiel verloren hatte. Die Fans geben uns einfach eine unfassbare Energie und die hat ein Stück weit gefehlt“, sagte Trainer Dino Toppmöller nach einem Spiel, das „vom Ergebnis her ein Rückschritt war“. Die letzte Heimniederlage datierte vom 29. Oktober 2022, ein 1:2 gegen Borussia Dortmund.

Die Gründe für das Ende dieser stolzen Serie wertete Toppmöller als hausgemacht. „Wir hätten das Spiel schon in der ersten Halbzeit in die richtigen Bahnen lenken können“, sagte der Eintracht-Coach. „Nach der Pause hatten wir dann zu viele kleine technische Fehler.“

In der Tabelle schmerzte die Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten um die Europapokal-Plätze doppelt. Neun Punkte liegt der Sensationsdritte VfB nun schon vor der Eintracht. Die Aufholjagd in der Liga wurde zumindest gebremst. Lange hadern können Toppmöller und Co. aber nicht.

Am Donnerstag (21 Uhr) steht in der Conference League gegen den griechischen Club PAOK Saloniki das wahrscheinlich vorentscheidende Duell um den Gruppensieg an. Dann bitte ohne Polizei-Eklat und wieder mit richtiger Eintracht-Atmosphäre im Stadion.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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