Fußball

Borussia Mönchengladbach: Eine Saison mit vielen Unbekannten

Borussia Mönchengladbach steht vor einer herausfordernden Bundesliga-Saison. Auf die vielen Fragen dürfen kaum negative Antworten folgen, sonst wird es ungemütlich.

Von 
Thomas Schulz
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Unter Beobachtung: Gladbachs Trainer Gerardo Seoane muss in der anstehenden Saison liefern. © Federico Gambarini/dpa

Mönchengladbach. Bis zum 28. Spieltag der vergangenen Saison sah es so aus, als könne sich Borussia Mönchengladbach für einen der drei Europapokal-Wettbewerbe qualifizieren. Nach einem 1:0 über RB Leipzig lag das Team von Chef-Trainer Gerardo Seoane gar nur zwei Punkte hinter Champions-League-Platz vier. Es sollte jedoch der letzte Sieg der Spielzeit gewesen sein, es folgten zwei Unentschieden sowie fünf Niederlagen und mit Rang zehn am Ende sogar das Verfehlen des vor der Saison als Ziel gesteckten einstelligen Tabellenplatzes.

Warum ist die Borussia auf der Zielgeraden derart abgerutscht?

Hauptursache für den Einbruch war der zum Schluss fehlende Sprit im Tank. Durch verletzungsbedingte Ausfälle wie von Franck Honorat (verpasste in der Rückrunde zwölf Spiele), Rocco Reitz, Philipp Sander und Nathan Ngoumou ließ sich die Belastung im qualitativ zu dünn besetzten Kader nicht ausgewogen verteilen. Alassane Pléa musste auch ob des die Erwartungen nicht voll erfüllenden Kevin Stöger sowie des sich im Training kaum aufdrängenden Florian Neuhaus ebenso permanent ran wie der sogar mit muskulären Beschwerden auf dem Platz stehende Robin Hack.

Überdies zollte Youngster Lukas Ullrich seiner ersten echten Bundesliga-Saison zum Schluss merklich Tribut. Durch diesen Substanzverlust verlor das oft ohnehin über seinem Limit agierende Team sowohl die spielerische Linie als auch die bis dahin vorhandene defensive Kompaktheit, mental gab es zudem plötzlich etwas zu verlieren.

Wie lange hat Trainer Gerardo Seoane Kredit?

Vier Plätze nach oben, sechs Siege und elf Punkte mehr sowie zehn Gegentreffer weniger. Gegenüber der freilich äußerst schwachen Saison 2023/24 konnte der Schweizer die Borussia im zweiten Jahr verbessern. Dennoch forderten nicht wenige Fans wegen des negativen Saison-Endes seinen Rauswurf und hofften auf den mit Lokalkolorit versehenen Horst Steffen. Der hätte allerdings selbst bei einer Entlassung Seoanes schon lange bei Werder Bremen im Wort gestanden. Gladbach entschied sich nach einer gründlichen Saison-Analyse dazu, am 46-Jährigen festzuhalten.

Es sollte nicht im fünften Jahr in Folge bereits zum vierten Mal ein neuer Trainer installiert werden, vielmehr soll durch Kontinuität auf der Bank Entwicklung stattfinden. Seoane arbeitet ruhig und akribisch, kennt die finanziellen Möglichkeiten des Vereins und hat den Mut, junge Spieler einzusetzen. Das anspruchsvolle Auftakt-Programm mit u.a. Stuttgart, Leverkusen und Frankfurt könnte die Geduld des Vereins jedoch auf eine harte Probe stellen.

Wo lauert die größte Gefahr für Borussia Mönchengladbach?

Die Verletzung von Tim Kleindienst (Knie) und der Abgang von Alassane Pléa zur PSV Eindhoven bedeuten mit Blick auf die vergangene Saison den Verlust von 27 der 55 erzielten Treffer (49 Prozent) sowie 15 Vorbereitungen ebendieser. Kleindienst soll wohl Ende Oktober/Anfang November wieder auf dem Platz stehen können – die große Unbekannte ist aber, wie lange der 29-Jährige nach dann rund einem halben Jahr Ausfallzeit bis zum Wiedererlangen seiner Top-Form benötigen wird.

Für Pléa konnte mit Shuto Machino von Absteiger Holstein Kiel zwar der Wunschkandidat geholt werden – allerdings weist der Japaner (25) gegenüber dem sieben Jahre älteren Franzosen 177 Spiele weniger an Bundesliga-Erfahrung auf. Es droht zumindest in der Hinrunde eine Flaute im Angriff und der Borussia dadurch, dem Feld hinterherzulaufen.

Zukunft bei der Borussia? Was wird aus Florian Neuhaus?

Einer, der den von der TSG 1899 Hoffenheim ausgeliehenen Kleindienst-Ersatz Haris Tabakovic (31), Machino oder eventuell sogar Youngster Shio Fukuda (21) in Szene setzen könnte, ist Florian Neuhaus. Der inzwischen 28-Jährige besitzt die technischen Fähigkeiten, im zentralen offensiven Mittelfeld feine Pässe zu spielen sowie auch selber Abschlüsse zu generieren. Allerdings hat Neuhaus nach seiner mit von ihm nun selbst genannten vier Millionen Euro Jahresgehalt versüßten Vertragsverlängerung 2023 im Training den nötigen Willen vermissen lassen, um sich für die Start-Elf zu empfehlen.

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Hinzu kamen Disziplinlosigkeiten wie der eigenmächtig geschossene Elfmeter bei Werder Bremen im Mai 2024 sowie im Juni dieses Jahres auf Mallorca, als er im alkoholisierten Zustand seinen Vorgesetzten Roland Virkus verunglimpfte. Dieser gibt ihm nach verbüßter Strafe eine neue Chance. Es wird wohl auch die letzte sein.

Wie sieht für Borussia Mönchengladbach die Zukunft aus?

In dieser Spielzeit kann die Zielsetzung eigentlich nur lauten, eine stabile Saison zu spielen. Insgesamt gibt es, wie oben beschrieben, zu viele Fragezeichen. Zudem könnten im Kader nach Pléa und wohl auch Ko Itakura (Wechsel zu Ajax Amsterdam bei Verfassung dieses Textes noch nicht bestätigt) weitere Abgänge drohen.

Finanziell steht die Borussia stabil da, große Ausgaben lassen sich allerdings trotzdem erst nach entsprechenden Einnahmen tätigen. Für den Abstieg sollten die „Fohlen“ zu gut sein, zur Qualifikation für den Platz in einem Europapokal-Wettbewerb aber müsste schon alles optimal laufen. Hoffnung auf mittelfristig wieder mehr Erfolg machen indes die aktuell starken Nachwuchs-Teams. In Tiago Pereira-Cardoso, Niklas Swider, Kilian Sauck, Noah Pesch (Leihe zum 1. FC Magdeburg) sowie besonders dem erst 16-jährigen Wael Mohya schlummert viel Talent.

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