Fußball

Union Berlin vor der Saison: Eisern am Aufwärtstrend arbeiten

Union Berlin ist in der Bundeshauptstadt weiter die erste Kraft. Was die Eisernen auszeichnet.

Von 
Ralf Bachmayer
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Trainer Steffen Baumgart (l.) gibt Unions dienstältesten Spieler, Christopher Trimmel, Anweisungen. © Andreas Gora/dpa

Berlin. Beschauliches Köpenick statt weltbürgerliches Charlottenburg, „Alte Försterei“ statt Olympiastadion, Union statt Hertha BSC – die Gewichte im Hauptstadt-Bundesligafußball haben sich inzwischen verschoben. Der 1. FC Union Berlin spielt nun bereits die dritte Saison als alleiniger Berlin-Vertreter in der Fußball-Bundesliga – und setzt dabei weniger auf Glamour und „Big-Hauptstadt-Attitüde“ denn auf familiäre Bodenständigkeit und ehrliches Arbeiten.

Kann Union nach zwei lausigen Spielzeiten oben angreifen?

Dazu wird es wohl nicht reichen. Zwar steht ein eingespielter und solider Kader zur Verfügung, jedoch beinhaltet genau dieses „solide“ auch einen Tabellenplatz im gediegenen Bereich acht bis vierzehn.

Und mit den bisherigen Transfers Matheo Raab (Tor, Hamburger SV), Stanley Nsoki (Abwehr, TSG Hoffenheim), Oliver Burke (Sturm, SV Werder Bremen) und Ilyas Ansah (Sturm, SC Paderborn) klingen die Verstärkungen auch nicht nach einem Ausreißer nach oben.

Welcher Spieler ist noch immer da?

Publikumsliebling, Institution, Kapitän und der dienstälteste Spieler im Kader: Christopher Trimmel. Er geht in seine zwölfte Saison bei den Eisernen. Und ein Ende ist zumindest erstmal noch nicht in Sicht, wie der 38-jährige Rekordspieler der Köpenicker vor Kurzem erklärte – auch ganz schön eisern von ihm.

Ist Union mittlerweile ein Fußballclub für „janz Beerlin“?

Sportlich haben sie im Osten der im Westen beheimateten Hertha klar den Rang abgelaufen. Und auch die nüchternen Zahlen zeigen in diese Richtung: 77 000 Mitglieder zählt Union gegenüber deren knapp 60 000 von Hertha. Zudem finden sich auch immer mehr Fan-Bekenntnisse für den Ost-Club an bislang traditionellen Hertha-Stellen, wie etwa in Spandau oder Steglitz-Zahlendorf.

Worauf setzen sie bei Union?

Auf den viel beschworenen und besungenen familiären Zusammenhalt. „Eisern Union“ hallt es an Bundesliga-Spieltagen durch das Stadion „An der Alten Försterei“. Dieses soll mit Hilfe der Fans nun auch wieder in eine Heimfestung verwandelt werden. So wie in der Saison 2022/23, als es keine einzige Heimniederlage gab. In den beiden Spielzeiten zuvor setzte es zusammengenommen nur drei Heimniederlagen – die Bausteine für eine jeweils gelungene Spielzeit.

Wie hoch ist eigentlich der Glamourfaktor?

Überschaubar. Neben Toni Kroos‘ Bruder Felix sind die Schauspielerinnen Nora Tschirner und Josefine Preuß, Ex-Handballstar Stefan Kretzschmar sowie Berlin-Unikat und Politiker Gregor Gysi prominente Mitglieder. Wobei natürlich Punk-Ikone Nina Hagen – verantwortlich für die Union-Hymne – diesen Faktor mitunter deutlich nach oben katapultieren kann.

Und wo liegt der Club schon jetzt ganz vorne?

Beim Weihnachtssingen, das seit 2003 an jedem 23. Dezember stattfindet. Union ist sozusagen die Mutter dieser Art von Veranstaltung. Heute viel kopiert, war es damals im Fußball das erste seiner Art, als sich 89 in Weihnachtsstimmung Befindliche an der Mittellinie des Stadions zusammenfanden und mehr oder weniger heimlich sangen.

Und natürlich auch beim zweiten Familien-Treffen, dem Stadionumbau 2008/2009. Der legendäre Teil dieser Geschichte liegt in der Tatsache, dass Fans und Mitglieder aktiv mithalfen und ihre Kraft und ihre Freizeit wie selbstverständlich zur Verfügung stellten. Fast 14 000 Arbeitsstunden kamen so zusammen, in denen mehr als 2300 freiwillige Helfer den Bauarbeitern zur Seite standen.

Apropos Baustelle: Gibt es auch sportlich welche?

Ja, denn mit gerade mal 35 erzielten Treffern weist der 1. FC Union Berlin den drittschlechtesten Wert aller Bundesligavereine in der letzten Saison auf. Andererseits gab es 2024/25 auch nur sechs Vereine, die weniger Gegentore kassierten. Die Berliner sollten also am Abwehrriegel festhalten – getreu ihrem Motto „Eisern Union“.

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