Fußball

VfL Wolfsburg: Eine Konstanz, die niemand will

Der VfL Wolfsburg wird in der Fußball-Bundesliga immer mehr zur Definition einer „grauen Maus“.

Von 
Malte Schlaack
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Soll den VfL in erfolgreiche Zeiten führen: Paul Simonis ist in Wolfsburg bereits der zehnte Trainer in den vergangenen neun Jahren. © Moritz Frankenberg/dpa

Wolfsburg. Viel hat der VfL Wolfsburg in den vergangenen Jahren unternommen, um sich zu stabilisieren. Angepeilt waren Stabilität auf der Trainerposition und schrittweise Verbesserung der sportlichen Situation. Beides hat auch in der letzten Saison mal wieder nicht geklappt und so ist die einzige Konstante, dass der VfL mittlerweile das Paradebeispiel für eine graue Maus in der Bundesliga ist.

Ach, mal wieder ein Neuer. Wer ist es denn?

Vor einem Jahr dürfte Paul Simonis wirklich nur absoluten Experten ein Begriff gewesen sein. Als Spieler hat der Niederländer keinerlei Profierfahrung und startete schon mit 20 Jahren seine Trainerlaufbahn. Vor einem Jahr übernahm er in seiner Heimat die Go Ahead Eagles Deventer – und wurde direkt Pokalsieger. Damit machte er auf sich aufmerksam, auch eben beim VfL. Dort war Ralph Hasenhüttl kurz vor Saisonende entlassen worden und immerhin hier beweisen die Wolfsburger eine beeindruckende Konstanz. Nach Pokalsieger-Coach Dieter Hecking (bis Oktober 2016) gab es bis jetzt in knapp neun Jahren neun Trainer. Simonis ist nun Nummer zehn und natürlich soll nun alles besser werden.

Mal schauen. Wolfsburg hat es in den vergangenen Jahren mit allen möglichen Trainertypen versucht, so einen wie Simonis hatten sie noch nicht. Der 40-Jährige war selbst „surprised“ – also überrascht – vom Anruf aus Deutschland, wie er bei seinem Antritt bekannte. Die Verantwortlichen um Sport-Geschäftsführer Peter Christiansen wollten bewusst einen aufstrebenden Coach und meinen diesen in Simonis gefunden haben. Nach den Plätzen 12, 8, 12 und 11 in den vergangenen vier Jahren sollte eine Verbesserung mit den immer noch guten Möglichkeiten in Wolfsburg eigentlich nicht schwer sein. „Europa“ war aber auch in den Vorjahren immer das Ziel – und wurde nie erreicht.

Passt das kickende Personal dafür denn?

Für Wolfsburger Verhältnisse hat sich gar nicht so viel getan. Mit Abstand teuerster Transfer bisher ist der Brasilianer Vini Souza, der für 15 Millionen Euro vom FC Sheffield kam. Er soll den Zerstörer und die ordnende Hand im defensiven Mittelfeld geben, beim VfL hätte man gerne jemanden wie einst Josué und Luis Gustavo als brasilianische Vorgänger auf dieser Position. Stürmer Jesper Lindström kennt die Bundesliga aus seiner Zeit in Frankfurt – und könnte unter Umständen ziemlich viel Verantwortung tragen.

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Warum das? Vorne lief es doch ganz gut zuletzt.

Stimmt, 56 Saisontore sind ein ordentlicher Wert. 19 davon erzielten Mohammed Amoura und Jonas Wind und an dieser Stelle setzt das „aber“ ein. Es ist alles andere als sicher, dass die beiden Top-Angreifer der Wölfe im Pokalspiel beim SV Hemelingen am 16. August auf dem Platz stehen. Amoura wurde nach Leihe zwar gerade erst fest verpflichtet, ist aber gleich wieder ein Verkaufskandidat – mit Gewinn, versteht sich. Wind hat nur noch ein Jahr Vertrag, eine Ablöse wäre mit dem Dänen ohne Verlängerung entsprechend nur noch jetzt zu erzielen.

Klingt das nicht irgendwie nach weiter Rumgewurschtel im Niemandsland?

Ehrlich gesagt, schon ein bisschen. Der VfL ist aktuell noch an Anrei Ratiu dran (der Rumäne machte bei der EM im vergangenen Jahr nicht nur dank seiner blauen Haare auf sich aufmerksam), insgesamt ist der Kader mit rund 30 Spielern wie so oft in der Vergangenheit noch ziemlich groß. Die Stimmung im Trainingslager in Blankenhain war gut, die Ergebnisse in den Testspielen in Ordnung. Ob es schließlich eine gute Saison gewesen sein wird, kann man vielleicht schon daran erkennen, wer in einem Jahr Trainer sein wird. Wenn es Paul Simonis ist, kann es nicht so schlecht gewesen sein…

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