Erlangen. Am Ende brachen die Rhein-Neckar Löwen sogar noch komplett auseinander: Nach einer katastrophalen Angriffsleistung verlor der Mannheimer Handball-Bundesligist am Donnerstag mit 25:34 (13:14) beim stark abstiegsbedrohten HC Erlangen. Die Franken feierten ihren ersten Heimsieg seit November, während die Badener das gesamte Spiel über Ballverluste aneinanderreihten und in der desolaten Schlussphase sich auch noch vorführen und alles vermissen ließen.
Knorr nach Erkrankung zunächst auf der Bank
Nachdem Juri Knorr zu Beginn der Woche erkrankt im Training ausgesetzt hatte, meldete sich der Spielmacher für die Partie beim HCE zurück und stand in der Nürnberger Arena im Kader. Er nahm allerdings zunächst auf der Bank Platz und Gustav Davidsson übernahm den Job auf der Mitte. Verzichten musste Trainer Sebastian Hinze auf Ivan Martinovic, aufgrund verletzungsbedingter Einschränkungen standen Sebastian Heymann und Halil Jaganjac nur in der Deckung zur Verfügung.
Gleich im ersten Angriff holten die Löwen einen Siebenmeter heraus – und der zuletzt formstarke Jon Lindenchrone verwandelte (2.). Allerdings hatten die Badener von Beginn an Probleme im Positionsangriff. Umso lieber nahm man einen Gegenstoßtreffer von Tim Nothdurft (1:2/4.), der für die Länderspiele in der nächsten Woche von Bundestrainer Alfred Gislason nominiert wurde. „Ich war schon ein bisschen überrascht, aber ich freue mich natürlich riesig“, sagte der Linksaußen.
So gut Erlangen auch verteidigte, im Angriff agierten die Franken zunächst ebenso fehlerhaft wie die Mannheimer. Lindenchrone lief den nächsten Gegenstoß und besorgte das 4:2 für die Löwen (6.), die dann aber nach einer Zeitstrafe gegen Halil Jaganjac in Unterzahl agierten und das 4:4 (8.) kassierten.
Dass die abstiegsbedrohten Erlangener neben dem abgeschlagenen Schlusslicht VfL Potsdam die offensivschwächste Bundesliga-Mannschaft ist, zeigte sich bis zu diesem Zeitpunkt allerdings ebenfalls. Im Positionsangriff lief wenig zusammen, aber die Löwen machten Fehler und der HCE kam entsprechend auch ins Tempospiel. Mit einem 4:0-Lauf zogen die Franken auf 6:4 (11.) davon.
Mit einer Siebenmeter-Parade gegen Viggó Kristjánsson (14.) setzte Torwart Mikael Appelgren in dieser Phase ein wichtiges Zeichen. Auch die Abwehr stand gut. Die Löwen kamen ins Tempospiel und Jannik Kohlbacher besorgte die Führung (7:6/15.). Aber wieder ging die Partie in die andere Richtung, die Mannheimer bekamen keine Konstanz in ihr Spiel und kreierten erst recht keine Gefahr aus dem gebundenen Spiel. Und schon führte Erlangen mit 9:7 (18.).
20 Sekunden lang spielten die Mannheimer nach dem 9:9 (20.) in doppelter Überzahl. Doch Nothdurft vergab die Führung und ließ danach auch noch einen Gegenstoß aus (24.). Kurzum: Die Löwen bekamen ihre Chancen, weil sie gut verteidigten – aber der zweifache Meister und Pokalsieger machte zu wenig daraus.
Knappe Halbzeit: Löwen kämpfen sich zurück
Anschließend kam Knorr in die Partie, doch Erlangen zog auf 13:10 (28.) davon, weil Davidsson und Patrick Groetzki am guten HCE-Keeper Dario Quenstedt scheiterten. In einem starken Endspurt kamen die Badener aber zurück. Lindenchrone traf zweimal, Appelgren parierte – und beim 13:14 zur Pause war alles offen.
„Erlangen macht das gut in der Abwehr, wir gewinnen zu wenige Eins-gegen-Eins-Duelle. Es fehlen die letzten fünf bis zehn Prozent im Angriff. In der Abwehr machen wir das gut“, resümierte Lindenchrone beim Seitenwechsel. HCE-Kreisläufer Maciej Gebala ärgerte sich übrigens ebenfalls über die Offensivleistung seiner Mannschaft: „Wir erlauben uns zu viele technische Fehler, die Löwen machen fast alle Tore aus dem Gegenstoß.“
Heymann kommt und muss verletzt runter
Mit Heymann und Olle Forsell Schefvert im Innenblock starteten die Badener in den zweiten Durchgang, in dem Heymann aber schon nach wenigen Minuten verletzt vom Feld humpelte. Ein weiteres Problem: Der Rückraum bestand ausschließlich aus Lindenchrone. Der Rest strahlte zu wenig Torgefahr aus und suchte lieber ausschließlich Kreisläufer Jannik Kohlbacher. Das erkannte auch HCE-Trainer Johannes Sellin, der in der Auszeit mit Blick auf die Löwen meinte: „Denen fällt nichts mehr ein, die wollen nur noch über Kohli spielen. Von hinten traut sich keiner mehr.“
Erlangen – Löwen 34:25 (14:13)
Erlangen: Quenstedt, Ghebdane ( bei fünf Siebenmetern) – Kos (2), Nissen (5), Bialowas, Øverjordet (3), Scheerer, Bissel (7/2), Bezjak (2), Metzner (1), Link, Wagner (1), Olsson (3), Kristjánsson (8/1), Gebala (2), Gömmel.
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Späth (ab 41. Minute) – Nothdurft (3), Kohlbacher (5), Groetzki (3) – Forsell Schefvert (1), Davidsson (2), Lindenchrone (10/1) – Jaganjac, Heymann, Plucnar, Móré (1/1), Knorr, Michalski (nicht eingesetzt), Willner (n.e.), Karrenbauer.
Schiedsrichter: R. Thiyagarajah/S. Thiyagarajah.
Zuschauer: 6081.
Strafminuten: Øverjordet (2), Kristjánsson (2), Link (4), Gebala (2) – Jaganjac (4), Lindenchrone (2).
Beste Spieler: Kristjánsson, Nissen, Bissel – Lindenchrone.
Nächstes Spiel: MT Melsungen - Rhein-Neckar Löwen (Sonntag, 4. Mai, 15 Uhr).
Verhindern konnten die Erlangener trotzdem nicht, dass Kohlbacher das 21:23 (45.) für die Badener besorgte. Lindenchrone brachte sein Team noch einen Treffer näher heran (22:23/47.). Und dann war auch noch der eingewechselte Torwart David Späth zur Stelle. Doch der nächste Ballverlust folgte bei den Löwen prompt – viele weitere kamen noch dazu.
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