Handball

Rhein-Neckar Löwe Tim Nothdurft freut sich über sein Comeback im DHB-Trikot

Nach einer längeren Pause steht Löwen-Linksaußen Tim Nothdurft vor allem dank seiner Defensivqualitäten wieder im Kader der Nationalmannschaft.

Von 
Thorsten Hof
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Tim Nothdurft (vorne) bekam es in der Schlussphase immer wieder mit Leipzigs Franz Semper (Mitte) zu tun. © PIX-Sportfotos

Mannheim. Bei der Nachbetrachtung des 35:34-Erfolgs der Rhein-Neckar Löwen gegen den SC DHfK Leipzig kam kaum jemand an der Personalie Jon Lindenchrone vorbei. Schließlich trug der Linkshänder am Donnerstagabend neun Tore zum knappen Heimsieg gegen die Sachsen bei, erzielte die drei letzten Tore der Löwen im Alleingang und holte dann auch noch einen Siebenmeter heraus, den er allerdings spektakulär neben das Tor setzte, anstatt das Spiel rund 40 Sekunden vor Ende endgültig zu entscheiden.

Keine Frage, der Auftritt des Dänen hatte das Zeug zu einer fast tragischen Story mit Happy End. Und vor dem Hintergrund seines nicht unbedingt freiwilligen Abschieds im Sommer haben Lindenchrones zuletzt überaus soliden Auftritte inzwischen eine ganz besondere Note.

Mit der passenden Physis ausgestattet

Geschichten, die sich eher im Hintergrund abspielen, haben es schwerer, die verdiente Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb sind sie aber nicht weniger interessant, wie das Beispiel Tim Nothdurft zeigt. Rund 50 Minuten musste der Linksaußen der Löwen am Donnerstag auf seinen Einsatz warten, ehe ihn Trainer Sebastian Hinze in der entscheidenden Phase aufs Parkett beorderte. Bis dahin hatte sein Positionskollege David Móré bereits fünfmal getroffen. Doch es ging nicht in erster Linie um die Angriffsleistung auf dem linken Flügel, sondern vor allem darum, weiter die Kreise von Leipzigs wurfgewaltigem Linkshänder Franz Semper so gut wie möglich einzuengen.

„Olle war gesundheitlich etwas angeschlagen“, verwies Hinze auf die schwindenden Kräfte von Olle Forsell Schefvert im Abwehrzentrum. Zudem hatte Halil Jaganjac zuvor Rot gesehen, nachdem er Semper äußerst unsanft gestoppt hatte.

Rhein-Neckar Löwen – SC DHfK Leipzig 35:34 (18:16)

Rhein-Neckar Löwen: Späth, Appelgren (20.- 54.) – Móré (5), Kohlbacher (2), Groetzki (4) – Forsell Schefvert (3), Knorr (7/2), Lindenchrone (9/1) – Jaganjac (1), Plucnar (1), Davidsson (3), Nothdurft, Willner (n.e.), Karrenbauer (n.e.), Michalski (n.e.).

SC DHfK Leipzig: Säveras, Ebner (19.- 48.) – Binder (3), Preuss (2), Staffan (2) – Runarsson (9/4), Witzke (8), Semper (7) – Mamic, Ernst, Rogan (1), Bogojevic, Krzikalla (2), Schmitt, Seitz, Hönicke,

Strafminuten: Kohlbacher (2), Jaganjac (4), Plucnar (2) – Ernst (4), Preuss (2), Semper (2), Rogan (2). Karten: Rot für Jaganjac (49., grobes Foulspiel)

Beste Spieler: Lindenchrone – Witzke, Semper.

Schiedsrichter: Fedtke/Wienrich (Berlin).

Zuschauer: 8.412

Um die im Angriff besonders geforderten Juri Knorr und Gustav Davidsson in der Defensive aus der allerersten Reihe zu nehmen, schlug nun die Stunde von Nothdurft. Mit seinen 1,94 Metern Körpergröße stellt der 27-Jährige schließlich auch auf der defensiven Halbposition durchaus etwas dar, erledigte seinen Job zu 100 Prozent und durfte sich nach dem Abpfiff deshalb ebenfalls über die zwei Punkte freuen.

„Entscheidend war, dass wir uns von nichts aus der Ruhe haben bringen lassen, über 60 Minuten eine gute Angriffsleistung gebracht und Mitte der zweiten Halbzeit dann auch Leipzigs Tempospiel in den Griff bekommen haben“, beschrieb Nothdurft seine Sicht der Dinge und strahlte nicht nur wegen des Heimsiegs im Mittelfeldduell der Handball-Bundesliga. Nothdurfts gute Laune hing auch sicher damit zusammen, dass er am Mittwochmorgen eine Einladung für die beiden EM-Qualifikationsspiele der Nationalmannschaft in der Schweiz (7.Mai) und gegen die Türkei (11. Mai) bekam. Mit Torhüter David Späth und Knorr vervollständigt Nothdurft damit ein Löwen-Trio im 19-köpfigen DHB-Kader.

Nothdurft: „Das ist immer etwas ganz, ganz Großes“

„Darüber habe ich mich riesig gefreut. Das ist immer etwas ganz, ganz Großes. Ich war einmal dabei und wollte es unbedingt ein zweites Mal schaffen“, blickte der Rechtshänder auf seine bisherige Karriere in der Nationalmannschaft zurück. Im November 2023 hatte der gebürtige Schwabe sein Debüt beim Testspiel-Doppelpack gegen Ägypten gegeben, für die EM 2024 war er nachnominiert worden, dann aber nicht eingesetzt.

Nun also das Comeback, das für seinen Clubtrainer nicht überraschend kommt – auch wenn im Verein Móré mit bislang 75 Treffern offensiv die Nase vor Nothdurft (39) hat. „Aber er macht sehr, sehr solide Spiele und gerade das Thema Halbverteidiger wird sich der Bundestrainer anschauen. Ich hoffe, dass er es sehr gut macht“, streicht Hinze nochmals Nothdurfts Defensivqualitäten heraus, die der 27-Jährige auch selbst weiter einbringen möchte.

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„Das hebt mich vielleicht etwas von anderen Außenspielern ab. Man sieht im Moment, dass die Entwicklung in diese Richtung geht“, sagt Nothdurft und spricht damit ein Thema an, das auch die Löwen erkannt haben. So wechselt mit dem Schweizer Gino Steenaerts im Sommer ein 19-jähriger Rechtsaußen zu den Mannheimern, der ebenfalls auf der Halbposition zupacken kann.

„Gino ist schon jetzt auf einem hohen athletischen Niveau, das es ihm ermöglicht, auf der Halbposition zu decken. Das macht unser System noch einmal variabler“, erläutert Löwen-Sportchef Uwe Gensheimer diese Verpflichtung.

Nothdurft zeigt schon jetzt, wie wichtig diese Vielseitigkeit sein kann. Nach seinem Wechsel vom Bergischen HC zu den Löwen wollte er bekanntermaßen den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen. Mit der DHB-Nominierung hat der 27-Jährige nun auf jeden Fall erst einmal ein Etappenziel erreicht. Er sieht sich aber noch nicht am Ende des Wegs. „Ich hoffe, dass das ein Schritt von vielen weiteren war“, sagt Nothdurft.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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