Handball

Rhein-Neckar Löwen gegen Leipzig mit dem besseren Ende

Mit einem beherzten Endspurt holen sich die Rhein-Neckar Löwen am Donnerstagabend mit 35:34 (18:16) die Punkte. Jon Lindenchrone wird dabei fast zum tragischen Helden.

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Thorsten Hof
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Jon Lindenchrone erzielte die letzten drei Löwen-Tore im Alleingang, verwarf allerdings auch noch einen Siebenmeter. © Photo: Max Krause/Speedshot.net

Mannheim. Als der 35:34 (18:16)-Erfolg gegen den SC DHfK Leipzig unter Dach und Fach war, atmete Jon Lindenchrone ganz tief durch, streckte die Zunge weit heraus und ließ sich von seinen Teamkollegen in die Arme nehmen. Der dänische Profi der Rhein-Neckar Löwen wäre in der packenden Schlussphase vor 8412 Fans in der Mannheimer SAP Arena fast noch zum tragischen Helden geworden. Die letzten drei Treffer steuerte der Linkshänder im Alleingang bei und holte sogar noch einen Siebenmeter heraus, den er voller Selbstvertrauen dann aber neben das Tor setzte. Doch die Löwen stemmten sich in den verbleibenden 42 Sekunden dem letzten Angriff der Sachsen entgegen und brachten die zwei Punkte ins Ziel – nicht nur zur Freude von Lindenchrone.

„Das war eine große Willensleistung des gesamten Teams“, fasste Löwen-Kapitän die 60 Minuten auf absolut ausgelichenem Niveau zusammen. „Die hören eben nie auf“, zollte Groetzki dem Gegner Respekt, der sich tatsächlich immer wieder zurückkämpfte und die Löwen ans Limit brachte. „Wir haben zwei gleichwertige Teams gesehen und hatten das vielleicht glücklichere Ende für uns“, sprach Löwen-Trainer Sebastian Hinze von einem Spiel mit „zwei starken Offensivreihen“.

Hinze wieder mit mehr Alternativen

Hinze konnte gegen die Sachsen wieder auf einen größeren Kader als zuletzt zurückgreifen. So kehrte Kreisläufer Jannik Kohlbacher nach seinen Leistenproblemen ebenso aufs Parkett zurück wie der jüngst wieder in die Nationalmannschaft berufene Linksaußen Tim Nothdurft. Das Duo abslovierte zuletzt wieder zwei volle Trainingstage mit dem Team. Sebastian Heymann nahm wie schon im Magdeburg auf der Bank Platz, war aber nur für den absoluten Notfall eingeplant. Die Blessur am Ellenbogen verhindert wie gehabt einen vollwertigen Einsatz auf Bundesliga-Niveau auf beiden Seiten des Feldes.

Das Spiel im Überblick

Rhein-Neckar Löwen: Späth, Appelgren (20. - 54.) – Móré (5), Kohlbacher (2), Groetzki (4) – Forsell Schefvert (3), Knorr (7/2), Lindenchrone (9/1) – Jaganjac (1), Plucnar (1), Davidsson (3), Nothdurft, Willner, Karrenbauer, Michalski.

SC DHfK Leipzig: Säveras, Ebner (19. - 48.) – Binder (3), Preuss (2), Staffan (1) – Runarsson (9/4), Witzke (8), Semper (6) – Mamic, Ernst, Rogan (1), Bogojevic, Krzikalla (2), Schmitt, Seitz, Hönicke,

Strafminuten: Kohlbacher (2), Jaganjac (4), Plucnar (2) – Ernst (4), Preuss (2), Semper (2), Rogan (2). – Karten: Rot Jaganjac (49.)

Beste Spieler: Lindenchrone - Witzke, Semper.

Schiedsrichter: Fedtke/Wienrich.

Zuschauer: 8412

Von einem Notfall waren die Löwen im ersten Durchgang dann zwar weit entfernt, aber so richtig vorlegen konnte die Heimmannschaft zunächst auch nicht. Das lag zum einen daran, dass Leipzig mit dem weit vorgezogenen Marko Mamic und seinen langen Armen dem Rückraumspiel der Löwen zeitweise die nötige Dynamik nehmen konnte, aber der zweifache deutsche Meister fand am Ende immer wieder Lösungen, um zum Torerfolg zu kommen. Dem stand Leipzig mit seinem schnellen und beweglichen Positionsspiel allerdings in nichts nach.

Duell der beiden Spielmacher der Nationalmannschaft

Zunächst war es die Wurfkraft von Franz Semper im rechten Rückraum, die den SC auf die Anzeigetafel brachte. Aber auch die Wendigkeit von Andri Mar Runarsson oder Nationalmannschafts-Regisseur Luca Witzke stellte die Löwen vor Probleme. Das Duell Witzkes mit seinem DHB-Positionskollegen Juri Knorr im Löwen-Trikot ging an den Feldtoren gemessen im ersten Durchgang an Witzke, mehr Einfluss hatten allerdings die Quoten der Torhüter. Auch deshalb sahen sich die Löwen nach elf Minuten erstmals einem Zwei-Tore-Rückstand gegenüber (7:9), David Späth kam in den ersten 20 Minuten nur auf eine Parade.

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Der Wechsel zu Mikael Appelgren war deshalb nur folgerichtig und nach einer Zwei-Minuten-Strafe für Steven Plucnar rückte dann auch Sebastian Heymann in den Innenblock. Auch diese Kombination trug dazu bei, dass die Gelbhemden vor dem eigenen Tor nun mehr Energie auf die Platte brachten. Über das 12:11 zogen die Mannheimer die Partie nun wieder auf ihre Seite und nutzten gegen Ende der Halbzeit auch eine Zeitstrafe für Leipzig, um mit Jon Lindenchrones Siebenmeter erstmals mit zwei Toren in Front zu gehen (17:15, 28.) und diesen Vorsprung beim 18:16 auch mit in die Pause zu nehmen.

Rot für Jaganjac stoppt den Löwen-Lauf

In die zweite Halbzeit erwischten die Löwen dann den klar besseren Start als zu Beginn der Partie. Appelgren hielt wichtige Bälle, nun fanden die Mannheimer auch immer wieder ins Tempospiel. So kam auch die erste Drei-Tore-Führung zum 21:18 zustande. Appelgren hielt, Patrick Groetzki lief den Tempogegenstoß – Tor (34.). Von dieser Sorte hatten die Löwen sogar noch mehr Gelegenheiten, ließen einige davon, was sich nach dem 26:23 (40.) rächte. Zu den verpassten Chancen kamen unnötige Ballverluste und plötzlich hieß es nach einem 1:5-Lauf in nur vier Minuten 27:28 (44.).

Dieser Ziehharmonika-Verlauf setzte sich bis in die Schlussphase fort. Die Löwen antworteten nun ihrerseits mit einem 4:0-Lauf zum 31:28 (48.), der dann allerdings jäh durch die Rote Karte für Halil Jaganjac gestoppt wurde. Der Kroate hatte Semper im Gesicht getroffen und musste nach zwei Zeitstrafen zuvor direkt unter die Dusche. Doch die Löwen ließen sich auch davon und einem 32:33-Rückstand nicht mehr beirren, denn sie hatten schließlich noch Jon Lindenchrone, der danach zu seiner am Ende doch noch erfolgreichen Final-Show ansetzte.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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