Die Feier fällt gemessen am Erfolg fast ein wenig zu groß aus. Andererseits zeigen die Jubelstürme der Rhein-Neckar Löwen am Sonntagnachmittag auch, wie sehr sie die internationale Handball-Bühne nach zweijähriger Zuschauerrolle vermisst haben. „Das war eine lange Pause von Europa“, sagt Kreisläufer Jannik Kohlbacher nach dem 37:33 (17:17)-Sieg über Vardar Skopje im Qualifikations-Rückspiel zur Gruppenphase der European League. Bereits das erste Duell hatten die Mannheimer mit 34:25 für sich entschieden, beim Wiedersehen vor 3014 Zuschauern im Heidelberger SNP Dome lassen sie ebenfalls keine Zweifel am Weiterkommen zu und tanzen nach getaner Arbeit im schmucken Hexenkessel vor ihren Fans.
„Namhafte Gegner“
In der nächsten Runde bekommen es die Löwen nun mit dem französischen Topclub HBC Nantes, dem portugiesischen Traditionsverein Benfica Lissabon und dem schwedischen Meister IFK Kristianstad zu tun. „Das sind namhafte Gegner. Wir haben richtig Lust auf diese Spiele“, sagt Trainer Sebastian Hinze. Nur der Gruppenerste und -zweite ziehen in die nächste Runde ein, was angesichts der Rivalen keine Selbstverständlichkeit für die Löwen ist. „Vier Topmannschaften in einer Gruppe. Das habe ich in diesem Wettbewerb noch nicht gesehen“, weiß Torwart Mikael Appelgren um die großen Herausforderungen, die vor dem zweifachen deutschen Meister liegen. Die Mannheimer starten am 17. Oktober in Kristianstad. Eine Woche später kommt dann Titelanwärter HBC Nantes in den Heidelberger SNP Dome.
Gegen Skopje setzen sich die Löwen erst in der Schlussviertelstunde so richtig ab. Nach dem 26:26 (47.) sind es drei Paraden von Torwart Joel Birlehm und einige Ballgewinne in der Abwehr, die dem Pokalsieger eine 30:27-Führung (52.) bringen. Immer wieder startet der flinke Jon Lindenchrone durch und vollendet im Gegenstoß. Der Däne erzielt - wie auch Kohlbacher und Lion Zacharias - sieben Treffer.
„Wir haben das im Tempospiel sehr gut gemacht und uns weniger technische Fehler als zuletzt in Göppingen erlaubt. Ich bin mit der Leistung einverstanden“, sagt Trainer Sebastian Hinze, der wenige Minuten nach dem Schlusspfiff das Thema Europapokal ganz weit wegschiebt: „Wir müssen jetzt erstmal in der Bundesliga ein paar Pünktchen holen. Die nächsten Wochen werden knackig.“
Schweres Auswärtsspiel bei der TSV Hannover-Burgdorf
Am Sonntag (16 Uhr) geht es mit dem schweren Auswärtsspiel bei der TSV Hannover-Burgdorf weiter. Und wenn die Löwen dort Zählbares mitnehmen möchten, müssen sie vermutlich ein bisschen konsequenter verteidigen als gegen Skopje. Oft stehen die Mannheimer lange in der Abwehr, doch dann belohnen sie sich für die Schufterei nicht und verpassen hier und da ein kleines Foul, um den Spielfluss zu unterbrechen. Und so kommen die Nordmazedonier immer wieder zu Toren.
Bis zum 3:3 (5.) erzielt Kohlbacher alle Treffer für die Badener. Aus dem Rückraum strahlt der Pokalsieger hingegen vor dem Seitenwechsel - wie schon zuletzt in der Bundesligapartie bei Frisch Auf Göppingen - zu wenig Torgefahr aus. Außerdem schleichen sich wieder technische Fehler und Ballverluste ein. Skopje legt ein 7:5 (9.) vor, nach der sechsten Parade von Torwart Appelgren und dem anschließenden Gegenstoßtreffer von Patrick Groetzki zum 10:8 (15.) reißt der zweifache deutsche Meister die Begegnung bis zum 15:11 (22.) allerdings an sich. Ehe sich die Hinze-Sieben wieder ein wenig von den lang gespielten Angriffen der Nordmazedonier einlullen lässt und nur mit einem 17:17 in die Pause geht.
„Wir waren ein bisschen verkrampft, weil wir uns nach dem Unentschieden in Göppingen viele Fragen gestellt haben“, räumt Appelgren ein und spricht trotz der besseren zweiten Halbzeit davon, dass seine Mannschaft „noch mehr Potenzial“ habe.
Hier und da blitzen die Qualitäten nach dem Seitenwechsel auf, vor allem im Tempospiel. Aber auch aus dem Rückraum werden die Mannheimer nun torgefährlicher. Zugang Gustav Davidsson erzielt innerhalb kürzester Zeit drei Treffer - und trägt seinen Teil dazu bei, dass sich die Löwen auf weitere internationale Duelle freuen dürfen.
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