Mannheim. Auf der dreistündigen Busfahrt zum Flughafen machte sich Sebastian Hinze am frühen Mittwochmorgen bereits an die Analyse des nächsten Gegners Frisch Auf Göppingen. Die Nacht zuvor war für den Trainer der Rhein-Neckar Löwen recht kurz ausgefallen, am Abend hatte der Handball-Bundesligist in der European League sein Play-off-Hinspiel beim kroatischen Erstligisten RK Nexe Nasice mit 24:19 (13:11) gewonnen und sich eine sehr gute Ausgangslage für das Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr) im Heidelberger SNP Dome verschafft.
„Natürlich sind die Voraussetzungen für uns jetzt gut. Ein Sieg mit fünf Toren Unterschied war für uns vermutlich auch das Maximum. Aber Nasice ist eine mega-abgezockte Mannschaft und super-erfahren. Wenn die Tür aufgeht, werden sie am Dienstag durchgehen. Wir müssen uns auf einen harten Kampf im Rückspiel einstellen“, warnte Hinze mit Nachdruck.
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Erst gegen Mitternacht gab es für die Löwen am Dienstag noch ein gemeinsames Essen im Hotel. Anschließend blieben ein paar Stunden, um ein wenig zu schlafen. „Mit weniger wirren Gedanken im Kopf als sonst“ sei er ins Bett gegangen, scherzte Hinze, der zuletzt in der Tat viel grübeln und rätseln musste. Denn einige Auftritte in den vergangenen Wochen waren schlichtweg nicht erklärbar, die Fehlerquote in bestimmten Phasen bisweilen abenteuerlich. Doch in Nasice präsentierten sich die Löwen nun wieder souveräner.
„Wir sind abgeklärt aufgetreten und haben auch nach unserer schlechten Anfangsphase Stabilität bewiesen“, betonte Hinze. Seine Mannschaft hatte die Begegnung mit zwei technischen Fehlern begonnen, leistete sich dann aber 20 Minuten lang keinen einzigen mehr. Der kollektive Kontrollverlust blieb diesmal aus. Auch weil die Löwen das absolute Risiko scheuten. Sicherheit hieß das oberste Gebot, auf Kosten von „Geschwindigkeit und Kreativität“, wie der Trainer einräumte. Doch es ging eben darum, die Balance zu behalten, den Gegner nicht zu Gegenstößen einzuladen, sondern seriös zu bleiben.
Am Ostersonntag gegen Frisch Auf Göppingen
„Wir sind fokussiert und bei uns geblieben - haben also das gemacht, was uns in den vergangenen Spielen nicht gelungen ist“, sagte Torwart Mikael Appelgren und sprach von einem „souveränen Auswärtssieg.“
Keine Frage: Dem konnte man nicht widersprechen. Denn in der Tat lief vor 2000 Zuschauern in Nasice nichts aus dem Ruder, sondern sehr viel nach Plan. „Wir haben das Spiel kontrolliert“, fasste Hinze treffend zusammen: „Wir standen stabil in der Abwehr und haben relativ schnell erkannt: Wenn wir diese oder jene Spielkonzeption im Angriff hinbekommen, kann hier nicht allzu viel schiefgehen.“
Die besagte Spielkonzeption beruhte vor allem auf einem bewährten Duo. Die Kooperation zwischen Spielmacher Juri Knorr und dem treffsicheren Kreisläufer Jannik Kohlbacher funktionierte prächtig. Kohlbacher stach zwar mit sieben Toren in der Statistik heraus, doch zum entscheidenden Mann auf dem Feld avancierte Knorr. Der Mittelmann spielte überlegt, verteilte klug die Bälle, behielt Ruhe und Übersicht. Kurzum: Der 23-Jährige dirigierte nicht nur seine Mannschaft, sondern hatte lange Zeit die Hoheit über das Spiel.
„Juri hat das gut gemacht. Ich habe ihn aber auch in den vergangenen Wochen nicht so schlecht gesehen, wie er von vielen gemacht wurde“, konnte sich Hinze im Gespräch mit dieser Redaktion einen kleinen verbalen Seitenhieb gegen die Knorr-Kritiker nicht verkneifen. Sechs Assists, sechs Tore lautete die Bilanz des 23-jährigen Nationalspielers, der außerdem viele richtige Entscheidungen traf. Also Pässe spielte, die erst zwei, drei Stationen später zu einem Treffer führen, aber eben in keiner Statistik zu finden sind.
Lediglich in der Schlussviertelstunde verloren die Löwen ein wenig die Ordnung. Auch zwischendurch schlichen sich ein paar unruhige Minuten ein. „Diese Phasen wird es immer geben. Aber wir sind damit diesmal deutlich reifer umgegangen“, sagte Hinze, der einen kleinen Entwicklungsschritt gesehen hatte. Den gilt es nun am Ostersonntag (16.30 Uhr/live bei Dyn) in der Bundesliga auch gegen Frisch Auf Göppingen zu bestätigen.
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