Plötzlich ging alles ganz schnell. Und das war nicht vorhersehbar. Noch nicht einmal für Lukas Sandell selbst, obwohl er eine der Hauptfiguren im spektakulärsten Spielertausch dieses Handball-Sommers ist.
Eigentlich sollte der Schwede in der neuen Saison noch für One Veszprém spielen, dann aber wollte der ungarische Spitzenclub den Linkshänder plötzlich loswerden und holte Ivan Martinovic von den Rhein-Neckar Löwen. Im Gegenzug wechselte Sandell nach Mannheim.
„Auch für mich kam das überraschend“, gibt der 76-fache schwedische Nationalspieler im Gespräch mit dieser Redaktion zu. Ein wenig Enttäuschung über den Umgang der Ungarn mit ihm ist Sandell ebenfalls anzumerken, nur reden möchte der Linkshänder darüber nicht: „Ich konzentriere mich lieber auf das, was vor mir liegt und was ich beeinflussen kann. Es bereitet mir Freude, bei den Löwen zu spielen und ich bin glücklich, hier zu sein.“
Löwen-Sportchef Uwe Gensheimer schwärmt
Glücklich ist wiederum auch der Handball-Bundesligist. Und das nicht nur, weil der Club für Martinovic noch einen ordentlichen Batzen Geld kassierte, sondern auch wegen Sandell. Denn der Rückraum-Linkshänder ist mehr als nur ein Ersatz. „Mit Lukas bekommen wir einen der besten Eins-gegen-eins-Spieler auf dieser Position, einen extrem schnellen und wendigen Spieler, der Tempo, Tiefe und Torgefahr mitbringt. Zudem hat er in Aalborg und zuletzt bei Veszprém auf höchstem Niveau in der Champions League gespielt“, schwärmt Löwen-Sportchef Uwe Gensheimer vom Neuzugang, der allerdings nur ein Jahr lang das gelbe Trikot tragen wird. Ab Sommer 2026 steht er bereits fest bei Pick Szeged im Wort, dem großen ungarischen Rivalen von Veszprém.
Ich bin erfahren und werde versuchen, meinen Teamkollegen zu helfen, diese großen Spiele in der Bundesliga zu meistern
Bis dahin will der 28-Jährige seinen Teil dazu beitragen, dass die Löwen in der Bundesliga wieder ein wenig weiter nach oben klettern. „Ich bin der viertälteste Spieler im Team und habe sieben oder acht Saisons in der Champions League und in der Nationalmannschaft gespielt. Ich bin erfahren und werde versuchen, meinen Teamkollegen zu helfen, diese großen Spiele in der Bundesliga zu meistern, damit wir am Ende eine gute Mannschaft sind“, sagt der Europameister von 2022, der einer von acht Zugängen bei den Löwen ist. Kurzum: Der Bundesligist hat den halben Kader ausgetauscht – und erfahrungsgemäß dauert es dann eine ganze Weile, bis Feinabstimmung und Absprachen funktionieren und das Team harmoniert.
Erneut guter Auftritt von Sandell gegen Balingen
„Acht neue Spieler, das ist natürlich viel“, gibt auch Sandell zu – und sein Gesichtsausdruck verrät ebenfalls, dass vor den Löwen eine gewaltige Aufgabe und eine Menge Arbeit liegen, um sich halbwegs schnell einigermaßen zu finden. Gerade er, der auf höchstem Niveau beim dänischen Serienmeister Aalborg oder bei Veszprém gespielt hat, weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig Automatismen sind und wie häufig Kleinigkeiten den Ausschlag geben können. Und doch versprüht der Linkshänder Optimismus: „Wir sind ein junges und motiviertes Team und versuchen, jeden Tag besser zu werden. Alle sind wirklich hungrig – und ich glaube, dass keiner gerne gegen uns spielen möchte.“
Im Testspiel am Freitag gegen den Zweitligisten HBW Balingen-Weilsttetten kamen die Löwen zu einem 37:33 (20:19)-Sieg. David Móré war mit sieben Treffern bester Torschütze der Mannheimer, Sandell war viermal erfolgreich und hatte zuvor schon mit fünf Toren bei der 26:28-Niederlage gegen Paris Saint-Germain überzeugt. Das Duell mit dem französischen Champions-League-Starter war zweifelsohne ein echter Gradmesser, was den Neu-Löwen freut. „Wir werden die ganze Saison über gegen solche Teams spielen“, meint er mit Blick auf die Bundesliga, in der jede Begegnung eine echte Herausforderung ist.
Für einen Europapokalwettbewerb qualifizierten sich die Badener allerdings nicht – und die fehlenden Aufgaben auf der internationalen Bühne sind für Sandell eine neue Erfahrung. Bei seinen vorherigen Stationen war der 28-Jährige stets im wichtigsten aller europäischen Club-Wettbewerbe gefordert. „Die Champions League ist die Champions League. Es ist schön, dort zu spielen. Aber jetzt habe ich die Chance, in der besten Liga der Welt dabei zu sein“, sieht der Linkshänder das Positive und freut sich auf „ausverkaufte Arenen“ und „Spiele voller Adrenalin“.
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