Mannheim. Er läuft und läuft und läuft. John Gilmour ist einer von nur drei Spielern im Team der Adler Mannheim, die bisher alle 42 Saisonspiele in der Deutschen Eishockey Liga bestritten haben. Doch Müdigkeit sucht man beim laufstarken Verteidiger, der wie ein Duracell-Hase über das Eis flitzt, vergeblich. „Ich liebe es einfach, auf Schlittschuhen zu stehen und meiner Passion nachzugehen“, sagt der stets mit einem Lächeln herumlaufende Gilmour.
Mobil, schnell, guter Aufbaupass: John Gilmour Prototyp eines modernen Verteidigers
Entsprechend kann dem Kanadier nichts so schnell die Laune verderben. Nicht einmal der maximal mittelmäßige Saisonverlauf der Adler, die zehn Spieltage vor dem Hauptrundenende nur auf Tabellenplatz acht rangieren. „Jede Saison hat ihre Höhen und Tiefen - und gerade befinden wir uns wieder im Aufwind. Den wollen wir jetzt nutzen und weiter klettern“, sagt Gilmour mit Blick auf das vergangene Sechs-Punkte-Wochenende.
Um den Rückstand auf Tabellenplatz sechs, der zur direkten Play-off-Teilnahme berechtigt, zu verkürzen, wird es am Freitag (19.30 Uhr) bei Spitzenreiter Eisbären Berlin sowie am Sonntag (16.30 Uhr) bei den Straubing Tigers (3.) auch auf Gilmour ankommen. Der 30-Jährige ist der Prototyp eines modernen Verteidigers. Der Kanadier ist mobil, schnell, spielt einen guten Aufbaupass oder führt den Puck dank seiner Geschwindigkeit immer mal wieder selbst in die gegnerische Zone.
Modern bedeutet aber auch, dass Gilmour die ganze Eisfläche beackert. „Als Abwehrspieler musst du natürlich erstmal deinen Job in der Defensive erledigen, aber auch in der Offensive Akzente setzen. Wenn ich auf dem Eis bin, versuche ich, durch Schüsse oder gute Pässe dabei zu helfen, Chancen zu kreieren“, beschreibt er sein Aufgabenprofil.
Cheftrainer Dallas Eakins sieht in Gilmour einen Hybridspieler zwischen Verteidiger und Stürmer. „Wir wollen, dass die Jungs ihre Fähigkeiten für unseren Spielstil perfekt einsetzen. Dazu gehört, aggressiv zu agieren - mit und ohne Puck. Wenn .Gilly’ seine Beine bewegt und somit auf dem ganzen Eis aktiv ist, spielt er am besten“, sagt Eakins.
Mit vier Toren und 22 Vorlagen ist der Verteidiger der drittbeste Scorer bei den zugegebenermaßen nicht gerade torhungrigen Adlern - die Mannheimer stellen mit 110 erzielten Treffern nach wie vor den viertschlechtesten Angriff der Liga. Das Bemerkenswerte: Gilmour ist mit 91 abgefeuerten Schüssen der schussfreudigste Spieler bei den Blau-Weiß-Roten hinter Topscorer Matthias Plachta (94). Allerdings hat er somit auch nur eine Erfolgsquote von 4,4 Prozent. Persönliche Werte, denen Gilmour jedoch nicht viel Beachtung schenkt. „Natürlich könnte es immer besser sein, aber letztlich geht es nur darum, ob das Team gewinnt, dann ist auch jeder Einzelne erfolgreich. Darauf lege ich meinen Fokus“, betont der Kanadier, der seine größte Stärke - wie Eakins - ohnehin in seinem Skating sieht.
Intensität steigt kurz von den Play-offs
Und mit dieser Fähigkeit macht er es zum einen seinen Gegenspielern schwer, ihn zu überlaufen, und zum anderen sich selbst leichter, vermeidbare Strafe wie „Haken“ oder „Beinstellen“ zu nehmen. Das Ergebnis: Gilmour hat in der bisherigen Saison erst vier Strafminuten gesammelt. „Eine Strafe zu ziehen, ist nie gut, oder?!“, fragt er rhetorisch und ergänzt: „Deshalb versuche ich, mein Spiel so regelkonform wie möglich zu bestreiten. Daran arbeite ich jeden Tag, denn ich mag es nicht, dass Team in Probleme zu bringen.“
Probleme dürfen sich die Adler zehn Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde auch keine mehr erlauben. Die Intensität steigt in dieser Phase der Saison traditionell an, Fehler werden noch konsequenter bestraft. Das wird auch am Freitagabend in Berlin so sein. „Wir wissen, wie schwer es ist, dort zu spielen. Jeder Wechsel wird hart umkämpft sein. Doch wir brauchen die drei Punkte und werden alles dafür tun, um diese auch zu bekommen“, verspricht der stürmende Verteidiger - und wird auch in der Hauptstadt wieder laufen, laufen, laufen.
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