Eishockey

Trainer Dallas Eakins lässt seine Zukunft bei den Adlern Mannheim offen

Als Trainer muss Dallas Eakins die Adler in eine gute Position für die Play-offs bringen, als Sportlicher Leiter das Team für die Zukunft ausrichten. Dabei weiß er noch nicht, ob er zur nächsten Saison nach Mannheim zurückkehrt

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Christian Rotter
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Trainer Dallas Eakins steckt seine ganze Energie in die Arbeit bei den Adlern – aber wie lange noch? © Traub/Pix

Mannheim. Herr Eakins, Sie haben die Adler Ende November übernommen. Wie hat sich die Mannschaft seitdem entwickelt?

Dallas Eakins: Viele schauen nur auf die Tabelle und die Punkte, wenn sie die Entwicklung einer Mannschaft beurteilen. Ich sehe es so: Unsere Trainingsgewohnheiten haben sich stark verbessert. Wenn wir uns in diesem Bereich steigern, wirkt sich das auch positiv auf unsere Spielgewohnheiten aus. Insofern bin ich überzeugt davon, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Um ein Team zu einem Punkt zu bekommen, an dem es auf eine gewisse Weise spielt und denkt, geht es nicht wie bei einem Lichtschalter auf einen Klick, sondern es braucht Zeit. Manchmal dauert es Jahre, um das zu implementieren.

In welchen Bereichen machen Sie eine Steigerung aus?

Eakins: Beim Skating-Fitnesslevel zum Beispiel. Wir trainieren zudem mit höherem Tempo, haben das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Was jedoch schwierig zu messen ist, ist das Fehlen von vier unserer Top-Sechs-Stürmer. Die waren und sind seit Wochen raus! Die nächste Herausforderung ist es, diese Jungs, die so lange raus waren, wieder an die Spielgeschwindigkeit heranzuführen. Ich bin jedenfalls stolz darauf, wie wir uns durch so viele Widerstände durchgekämpft haben. Die Spieler mussten einen Trainer- und Managerwechsel verkraften und zudem all die Verletzungen – wie viele Niederschläge kann eine Mannschaft wegstecken?

Lässt sich aus der schwierigen Situation auch Positives gewinnen?

Eakins: Egal, ob in einem Eishockey-Team oder im Leben: Wenn du in einer solchen Situation steckst, ist es schrecklich, schlimm. Wenn du dieses Unglück verlassen hast und auf der anderen Seite stehst, bist du dankbar für die Erfahrung.

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Haben Sie genug Zeit, um diesen Prozess abzuschließen und die Mannschaft bereit zu machen für die Play-offs?

Eakins: Es kommt nicht darauf an, ob du genug Zeit hast. Wir müssen mit dem zurechtkommen, was wir haben. Es geht nicht darum, Zeit zu verbringen, sondern Zeit zu investieren. Dazwischen liegt ein großer Unterschied. Jeder Ansatz im Training, jeder Drill hatte einen Zweck, hatte Auswirkung auf unser Spiel. Wir investieren unsere Zeit clever. Ich glaube fest daran, dass es weder etwas bringt, etwas zu bedauern, das vergangen ist, noch etwas zu fürchten, das in der Zukunft liegt. Es geht einzig und allein um die Frage: Was können wir machen, um uns von Tag zu Tag zu verbessern?

Am vergangenen Wochenende folgte auf die solide Leistung beim 5:2-Sieg in Iserlohn der verschlafene Start bei der 0:4-Niederlage in Ingolstadt. Wie erklären Sie sich diese unterschiedlichen Vorstellungen?

Eakins: Wenn ich darauf eine Antwort hätte, wäre ich ein reicher Mann. Aber es ist interessant, wie Sie Spiele runterbrechen. Nach dem Sieg in Iserlohn haben mir viele auf die Schulter geklopft und gesagt: „Was für ein tolles Spiel!“ Ich habe allerdings gesagt: „Ja, wir haben das Spiel gewonnen, viele Dinge haben mir aber nicht gefallen.“ Und dann kam das Ingolstadt-Spiel: Vor dem 0:1 haben wir unseren Mann verloren, beim 0:2 haben wir einen Treffer in Unterzahl kassiert, da waren keine vier Minuten absolviert. Ich fand aber, dass das Team danach hart gekämpft hat. In Ingolstadt waren drei Minuten schrecklich, nicht das ganze Spiel. Wollen wir jedes Mal perfekt sein? Absolut! Wir werden aber nie perfekt sein. Wenn du aber nach Perfektion jagst, landest du meistens bei Exzellenz. Daran arbeiten wir.

Bei all den Herausforderungen: Zu wie viel Prozent arbeiten Sie zurzeit als Adler-Trainer, zu wie viel als Manager?

Eakins: Es ist ganz einfach: Es kommt auf das Zeitmanagement an. Meistens bin ich morgens um 6 Uhr in der Arena, dann widme ich mich Managementaufgaben. Wenn die Spieler kommen, konzentriere ich mich auf den Trainerjob. Wenn die Jungs die Arena verlassen, mache ich erst ein kurzes Workout und bin dann ab 15 Uhr wieder Manager. Und zwar so lange am Tag, wie es eben dauert. Ich habe mehr Videos angeschaut von Spielern, die für nächstes Jahr auf unserer Liste stehen, aber auch von Kandidaten für in zwei Jahren. Auch in dieser Saison wollen wir noch jemanden dazu holen.

Dallas Eakins

 

  • Dallas Eakins wurde am 27. Februar 1967 in Dade City, Florida (USA) geboren.
  • Der Trainer und Sportliche Leiter der Adler Mannheim kämpfte sich als Spieler über die kanadischen Juniorenligen bis in die Profiliga NHL hoch.
  • Seine Vita als Trainer liest sich beeindruckend: Bis 2023 arbeitete er als Chefcoach des NHL-Clubs Anaheim Ducks.
  • Ende November 2023 löste Eakins den Schweden Johan Lundskog als Adler-Trainer ab. Er unterschrieb in Mannheim einen Vertrag bis Saisonende.

Welche Aufgabe macht Ihnen mehr Spaß?

Eakins: Es wird nie etwas Besseres geben, als mit den Spielern zu arbeiten. Das ist großartig. Die Suche nach dem richtigen Puzzleteil für die aktuelle Mannschaft und die richtigen Spieler für nächstes Jahr ist aber ebenfalls eine lohnenswerte Arbeit. Wir wollen kein Team aufbauen, das irgendwann die Chance hat, eine Meisterschaft zu gewinnen, sondern eines, das konstant um den Titel mitspielt. Wir wollen jedes Jahr gefährlich sein. Der Kampf mit den Spieleragenten bereitet mir auch Spaß. Das ist oft großer Sport.

In Europa läuft diese Arbeit anders ab als in Nordamerika. Haben Sie sich schon daran gewöhnt?

Eakins: Eines werde ich nie ändern: Ich werde nicht davon abkommen, woran ich fest glaube. Ich habe mehr als 1000 Spiele als Profi gespielt und so ziemlich jeden Job ausgeübt, den es im Eishockey-Geschäft gibt. Ich habe einen bestimmten Weg, wie ich über das Spiel und die Spieler denke, was fair ist und was logisch. Soll ich all das in die Toilette werfen, weil das hier so und so gemacht wird? Egal, ob es sich um ein Team, eine Familie oder eine Firma handelt: Sobald ich höre „So haben wir es schon immer gemacht“, weiß ich für gewöhnlich, dass es falsch läuft. Einige Spieleragenten glauben, dass ich verrückt bin – und das ist gut so.

Was ist der größte Unterschied zwischen einer NHL-Organisation und den Adlern Mannheim?

Eakins: Die Spieler und ihre Familien werden hier unglaublich gut behandelt. Es werden ihnen tolle Wohnungen gestellt – in der NHL musst du dir deine eigene Bude suchen. Unsere Spieler fahren in schönen Autos herum, sogar ich habe eines bekommen – in der NHL müssen sie sich selbst eines besorgen. Unsere Einrichtung ist fantastisch. Viele NHL-Clubs haben eine, vielleicht zwei Eisflächen – uns stehen sogar drei zur Verfügung! Ich habe nie so viel Essen herumstehen sehen. Wir reisen gut und übernachten in wunderbaren Hotels. Der größte Unterschied – und das hat nichts mit den Adlern zu tun – ist die Masse an Spielen in der NHL. 82 Hauptrundenpartien in nur etwas mehr als sechs Monaten? Der Spielplan hier mit zwei, maximal drei Partien in der Woche ist viel besser zu managen als in der NHL.

Hatten Sie schon Zeit, sich über Ihre Zukunft Gedanken zu machen? Ihr Vertrag läuft am Ende der Saison aus...

Eakins: Wenn Spieler Interesse an einem Angebot der Adler haben, landen sie immer bei der Frage: Bist du nächstes Jahr noch hier? Was könnte ich machen? Ich könnte lügen und sagen: „Ja, klar, ich bin nächstes Jahr noch hier.“ Aber ich weiß es wirklich nicht. Natürlich habe ich mit meiner Frau und meinen Kindern schon darüber gesprochen, obwohl es nicht jeden Tag auf den Tisch kommt. Die Chance, nach Mannheim zu gehen, kam im November über Nacht. Wir haben entschieden, dass wir sie annehmen. Der einzige Grund, warum ich zugesagt habe, war meine Beziehung zu Herrn Hopp. Meine Entscheidung kann sich noch bis zum Saisonende hinziehen, möglicherweise fällt sie sogar noch einen Monat später. Worauf sich Herr Hopp aber verlassen kann, und das weiß er auch: Ich trainiere und manage das Team so, als würde ich noch in zehn Jahren hier sein. Ich mache alles, um uns für die Zukunft auszurichten. In meinem Kopf bin ich hier für die nächsten zehn Jahre.

Wäre es nicht aber schade, den ganzen Prozess anzustoßen und nicht die Ernte einzufahren?

Eakins: Überhaupt nicht. Wenn es so kommt, wäre ich sehr stolz darauf.

Es könnte demnach sein, dass Sie ein Team zusammenstellen und der Club dann einen Trainer finden muss, der mit diesem zusammenarbeitet, richtig?

Eakins: Um ehrlich zu sein: Spieler entscheiden Eishockeyspiele. Trainer können den Weg vorgeben, Inspiration geben, natürlich. Aber ich glaube: Wenn du 25 Spieler zusammenbringst, die sich mit ihren verschiedenen Talenten ergänzen, sollte es keine große Rolle spielen, wer der Trainer ist. Der Trainer kann es nur vermasseln, wenn er die Spieler schlecht behandelt und schlecht trainiert. Ich stelle eine Mannschaft zusammen, mit der nicht nur ich gut zusammenarbeiten könnte, sondern jeder Trainer, der möglicherweise auf mich folgt.

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Lassen Sie uns zum Abschluss noch über die aktuelle Saison sprechen. In der der „Eishockey News“ hat Leon Gawanke angedeutet, die Saison in Nordamerika zu Ende spielen zu wollen. Ist der Verteidiger demnach nun für diese Spielzeit kein Thema mehr für die Adler?

Eakins: Ich will weder die Organisation der Winnipeg Jets noch die der San Jose Sharks kritisieren, aber ich frage mich schon, warum der Junge immer noch auf seinen ersten NHL-Einsatz warten muss. Seine Zahlen sprechen doch für sich! Leon jagt in den USA seinen großen Traum, wofür ich größten Respekt habe. Es steht uns nicht zu, ihn zu fragen, ob er nicht doch noch in dieser Saison zu uns kommen möchte. Ich wäre sehr überrascht, wenn Leon auf einmal in der Tür stehen würde. Wenn es doch so sein sollte, würden wir ihn aber mit offenen Armen empfangen. Er wäre ein exzellenter Spieler für unsere Organisation.

Als wir das letzte Mal über die noch offene Ausländerlizenz gesprochen haben, haben Sie bestätigt, auf der Suche nach einem Stürmer zu sein. Ich habe gehört, dass nun eher ein Verteidiger auf der Wunschliste steht. Hat sich daran nach dem Karriereende von Tyler Ennis erneut etwas geändert?

Eakins: In der Tat hat bei mir ein Prozess des Umdenkens eingesetzt. Zunächst habe ich nach der Verletzung von Matthias Plachta gedacht, dass wir noch einen Stürmer brauchen. Dann habe ich mir unseren Kader noch einmal angeschaut: Wir haben 16, 17 Angreifer, wenn alle gesund sind. Da sind wir zwar jetzt noch nicht, werden es aber in zwei, drei Wochen hoffentlich sein. Wir wollen daher die kritische Situation mit den vielen verletzten Angreifern überstehen und lieber für mehr Tiefe in der Verteidigung sorgen. Zudem steht ein dritter Torhüter auf der Wunschliste zur Absicherung.

Da nur noch eine Ausländerlizenz offen ist, müsste der aber über einen deutschen Pass verfügen?

Eakins: So sieht es aus.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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