Handball

Starke Flames-Saison für die Geschichtsbücher

In der Liga erreichte die HSG Bensheim/Auerbach mit Platz acht das beste Ergebnis seit dem Wiederaufstieg vor sechs Jahren.

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Mit den übergestreiften T-Shirts „Vize-Pokalsieger 2023“ feierten die Flames ihre erfolgreichste Saison seit der Bundesliga-Rückkehr vor sechs Jahren. © Müller

Bensheim. Überstrahlt wird die Saison 2022/23 der HSG Bensheim/Auerbach vom Erfolg im Pokalwettbewerb. Anfang April zogen die Flames beim Final Four in der Porsche- Arena in Stuttgart nach einem Sieg im Halbfinale über den VfL Oldenburg ins Endspiel um den Pokal des Deutschen Handballbundes (DHB) ein. Im Finale unterlagen die Bensheimer Handballerinnen dem deutschen Meister SG BBM Bietigheim, sicherten sich als Vize-Pokalsieger allerdings das Startrecht für die European League der Europäischen Handballföderation.

„Das war ein Mega-Highlight“, blickt Heike Ahlgrimm (Bild: Müller) auf das Turnier zurück. Der 31:26-Erfolg gegen Oldenburg im Halbfinale ist bei der Flames-Trainerin nach wie vor präsent. „Wir haben uns vor dem Spiel gesagt: Das wird unser Tag, diese Chance lassen wir uns nicht nehmen. So ist das dann auch gekommen.“

Flames Auszeit mit Trainerin Heike Ahlgrimm und Co-Trainer Denis Rybakov © Andrea Müller

Unterstützt von 300 mitgereisten Fans setzte sich die HSG gegen den leicht favorisierten VfL, der in dieser Runde beide Liga-Duelle gegen Bensheim/Auerbach gewonnen hatte, durch. Und das, obwohl das Flames-Team vor und während der Begegnung personelle Rückschläge verkraften musste. Lucie Kretzschmar fiel für das Match kurzfristig verletzungsbedingt aus, Kapitänin Lisa Friedberger sah gegen Oldenburg nach 40 Minuten die Rote Karte. „Selbst das hat uns nicht aus der Bahn geworfen, was gezeigt hat, wie groß unser Willen war“, so Heike Ahlgrimm.

„Sportlich, emotional und finanziell war das Final Four für uns ein Erfolg“, bilanziert Flames-Geschäftsführer Michael Geil die zwei Tage in Stuttgart. Durch die Unterstützung von Sponsoren sowie der Prämie durch DHB und der Liga-Organisation HBF (Handball Bundesliga Frauen) schloss die HSG das Final-Wochenende mit einem Überschuss ab.

„Näher dran am oberen Drittel“

In der Liga erreichte die HSG Bensheim/Auerbach mit Platz acht das beste Ergebnis seit dem Wiederaufstieg vor sechs Jahren. Ein Erfolg, wie Heike Ahlgrimm unter dem Strich festhält. Aber: „Es wäre mehr drin gewesen.“ Die meisten Pflichtaufgaben gegen die Konkurrenz aus dem hinteren Tabellendrittel lösten die Flames. Punktverluste waren hier nur gegen die HSG Bad Wildungen und die Sport-Union Neckarsulm zu verzeichnen. Das Thema Klassenerhalt war für die Bensheimerinnen somit frühzeitig und „souverän“ (Ahlgrimm) abgehakt.

Eine bessere Platzierung vergab das Ensemble aus der Weststadthalle in den vielen engen Partien gegen in der Rangliste höher gelistete Kontrahenten wie Metzingen, Buxtehude, Oldenburg oder Blomberg. „Einige dieser Spiele haben wir aus der Hand gegeben, obwohl wir die bessere Mannschaft waren.“ Sechs Zähler mehr wären nach Ansicht von Heike Ahlgrimm durchaus möglich gewesen für ihre Truppe. So schmerzhaft diese knappen Niederlagen waren, diese Begegnungen stehen für die positive Entwicklung in dieser Spielzeit. „Wir sind näher dran am oberen Drittel“, bestätigt die Trainerin ihrem Team insgesamt Fortschritte.

Kapitänin Lisa Friedberger traf wieder am häufigsten für die Flames. © Müller

Michael Geil sieht die Flames sportlich auf Augenhöhe mit den Clubs bis hoch zu Rang drei. „Bietigheim und der Thüringer HC stehen eine Stufe höher, aber mit den anderen können wir mithalten.“ Siege gegen den Dritten Borussia Dortmund in Liga und Pokal sowie gegen den Vierten Oldenburg im Pokal belegen dies. Dennoch fehlten der HSG ein paar Prozente, um sich im Klassement weiter oben platzieren zu können. „Wir haben unser Spiel nicht immer bis zum Schluss durchziehen können, manchmal hat uns in der Schlussphase die Ruhe und auch ein bisschen die Cleverness gefehlt. Daran müssen wir arbeiten“, analysiert Heike Ahlgrimm.

Die Deckung der Flames ist stabiler und flexibler geworden. Neben der etablierten 6-0-Variante ist die 5-1-Formation zu einer dauerhaften Option geworden. „Es ist gut, aber wir haben noch Luft nach oben“, fasst die 47-Jährige die Defensivarbeit der Mannschaft zusammen. Ähnliches lässt sich für den Angriff sagen. Wobei sie sich auf diesem Gebiet generell mehr einfache Treffer wünscht. „Wir müssen für unsere Tore häufig sehr viel investieren. Das kostet Kraft und Energie, die dann in anderen Bereichen fehlt.“

Neuzugänge und ein Comeback

Neuen Input für Abwehr und Angriff sowie jede Menge Erfahrung und Ruhe in kritischen Situationen erwartet Heike Ahlgrimm von Rückkehrerin Kim Naidzinavicius (32). „Mit Kim haben wir ganz neue Möglichkeiten.“

Neben der ehemaligen Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft, die bereits von 2008 bis 2011 für Bensheim/Auerbach aktiv war und vom Double-Gewinner Bietigheim an die Bergstraße kommt, sind Mia Ziercke (19, HSG Blomberg-Lippe) und Sophia Ewald (18, Junior-Flames) neu im Flames-Aufgebot. Ziercke wird zusammen mit Ndidi Agwunedu das Duo auf Linksaußen bilden, Ewald soll die körperlich stark beanspruchten Kreisspielerinnen Isabell Hurst und Dionne Visser entlasten.

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Auf der Rechtsaußenposition sind Nationalspielerin Amelie Berger und Sarah Dekker unterwegs. Dekker wird nach über einjähriger Pause wegen eines Knorpelschadens im Knie das Mannschaftstraining mit Beginn der Vorbereitung wieder aufnehmen. Im April erhielt die Rechtshänderin von ärztlicher Seite grünes Licht für den Wiedereinstieg.

„Ich habe überhaupt keine Probleme mit dem Knie und bin voller Vorfreude“, fiebert die 22-Jährige ihrem Comeback entgegen. Im Rückraum ist die HSG mit Alica Soffel, Lucie Kretzschmar (beide halblinks), Lilli Holste, Leonie Kockel (beide halbrechts), Sarah van Gulik, Lisa Friedberger und Kim Naidzinavicius (alle Mitte) breit aufgestellt. Zwischen den Pfosten stehen Helen van Beurden und Vanessa Fehr.

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