Bensheim. War das die schlechteste Leistung der HSG Bensheim/Auerbach in dieser Saison in der Handball-Bundesliga der Frauen? Trainerin Heike Ahlgrimm beantwortete diese Frage nach der 20:26-Niederlage am Mittwochabend bei der Sportunion Neckarsulm unmissverständlich: „Ja, definitiv!“ Mehr noch: „Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal so eine schlechte Leistung gezeigt haben.“ Und diese Erinnerung reicht immerhin rund sechseinhalb Jahre zurück: 2016 übernahm sie die Mannschaft und schaffte gleich im ersten Jahr den Bundesliga-Aufstieg.
Den Sieg der Sportunion stufte sie als „absolut verdient“ ein. Aber nicht etwa, weil die Gastgeberinnen sich das durch ihre eigene Leistung verdient hätten. „Neckarsulm war nicht gut. An einem normalen Tag gewinnen wir gegen die“, so Ahlgrimm. Doch es war kein normaler Tag. „So dürfen wir nicht auftreten, ohne Emotionen, ohne Einsatz, ohne Laufbereitschaft“, lautet ihre Aufzählung der Defizite. „Heute hätte jeder gegen uns gewinnen können, weil wir einfach schlecht waren.“
In dem von Ahlgrimm so titulierten „Fehler-Festival“ leisteten sich beide Teams haarsträubende technische Fehler und ließen reihenweise gute Torchancen aus – während sich das bei der HSG wie ein roter Faden durch die ganze Partie zog, legte die SUN wenigstens ab und zu den Schalter um und schaffte in diesen Phasen die Grundlage für den zweiten Saisonsieg. Dabei hatte auch deren Trainerin Tanja Logvin „kein so gutes Spiel“ gesehen. Ihre Aussage über den „starken Gegner“ Bensheim verwundert dann aber doch ein wenig.
Flames-Trainerin Ahlgrimm ließ in ihrem Team einzig auf Helen van Beurden, die die meisten der 60 Minuten das Tor hütete, nichts kommen. „Sie hat ihre Sache gut gemacht.“ Und auch den jungen Spielerinnen wollte sie „keinen Vorwurf“ machen. Maßlos enttäuscht war sie von ihren Routiniers, von denen es nicht eine schaffte, das Heft in die Hand zu nehmen und die Mannschaft mitzureißen. Immerhin hatte die HSG mit insgesamt 14 Feldspielerinnen eine volle Bank, was in der jüngeren Vergangenheit nicht immer der Fall war. Einige waren „ein bisschen angeschlagen“, doch auch das lässt die Trainerin nicht als Entschuldigung gelten lassen. „Wer auf dem Spielbericht steht, kann spielen.“
Selbstverständlich erwartet Heike Ahlgrimm von ihrem Team nun „eine Reaktion. Gegen Waiblingen müssen wir das besser machen.“ Nicht glücklich ist sie dabei mit der Spielplan-Gestaltung. Nach dem Nachholspiel vom Mittwoch (die Partie war Anfang Oktober ausgefallen, weil der Hallenboden in Neckarsulm ausgetauscht wurde) müssen die Bensheimerinnen schon am zweiten Weihnachtsfeiertag (26.) vor den Toren von Stuttgart antreten. „Wir sind alle semi-professionell, haben alle eine Arbeit und die Familie. Bei dem Spielplan kann ich aber nicht einfach drei Tage über Weihnachten frei geben.“ Gestern und heute wurde trainiert, der Heilige Abend ist frei und am Sonntag (25.) beginnt schon die Vorbereitung auf das Waiblingen-Spiel. Dazu gehört eben nicht nur die Arbeit auf dem Feld, sondern beispielsweise auch die Videoanalyse des eigenen Spiels und des Gegners. kr
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