Bensheim. Das Beste kommt zum Schluss. Unter diesem Motto steht für die Flames das Heimspiel der Frauenhandball-Bundesliga am Tag vor Silvester: Die HSG Bensheim/Auerbach erwartet am Freitagabend um 19.30 Uhr in der Weststadthalle keinen Geringeren als den Deutschen Meister und erneuten Titelfavoriten SG BBM Bietigheim. Der hat am Montag mit dem 35:22 gegen den direkten Verfolger Borussia Dortmund ein Ausrufezeichen gesetzt, zumal die Partie schon beim Stand von 20:11 zur Pause so gut wie entschieden war.
Der Gegner rückt allerdings bei den Bensheimerinnen für einen Augenblick in den Hintergrund, denn obwohl die Saison noch nicht einmal zur Hälfte gespielt ist, wird morgen Abend Abschiedsstimmung aufkommen wie sonst nur zum Rundenende: Co-Trainerin Ilka Fickinger verlässt die Flames. Und zwar schon zum Jahreswechsel. In dieser Woche trat sie die Stelle als Cheftrainerin beim Zweitligisten FSV Mainz 05 an. Dort hatte die seitherige Trainerin Nikoletta Nagy den Verein mit ihrem überraschenden Rücktritt vor rund zweieinhalb Wochen in Zugzwang gebracht.
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Dass die Wahl letztlich auf Ilka Fickinger fiel, überrascht Flames-Cheftrainerin Heike Ahlgrimm nicht besonders. „Ich kenne Ilka gut und wir sind gut befreundet. Als die Trainerin in Mainz aufgehört hat, war mit sofort klar, dass Ilka ein Angebot bekommt“, sagte die 47-Jährige zu der Nachricht: „Und es ist für mich verständlich, dass sie diese Chance nutzt.“
Und tatsächlich hatten die Mainzer schon am Tag des Nagy-Rücktritts mit Fickinger Kontakt aufgenommen. Die letzten zwei Wochen wurden genutzt, um alle Details zu klären. „Es musste schnell gehen und eigentlich ist mir die Entscheidung leichtgefallen“, sagt die 40-Jährige, die keinen Hehl daraus machte, dass sie einmal eine Cheftrainerstelle antreten möchte. Seit Sommer coacht sie ja auch die Herren des TSV Pfungstadt in der Bezirksoberliga.
2019 war Ilka Fickinger schon einmal bei den Dynamites im Gespräch, damals war sie aber nach der vorzeitigen Rückkehr aus ihrem Sabbatjahr gerade wieder bei der HSG Bensheim/Auerbach eingestiegen und hatte ihre Zusage zur Übernahme der zweiten Mannschaft gegeben. Die Wahl in Mainz fiel damals auf den Ex-Flames-Trainer Florian Bauer.
Bei Nachfolge nichts überstürzen
Nach sieben Jahren bei den Flames erfüllt der Abschied die scheidende Co-Trainerin „mit Wehmut. Ich habe den Flames viel zu verdanken, ich hatte eine geile Zeit. Vor allem werde ich die Weststadthalle vermissen.“ Dass sie dort zeitnah mit ihrem neuen Team auftritt, ist aufgrund der aktuellen sportlichen Lage nicht zu erwarten. 2021 waren die Mainzerinnen als Schlusslicht (4:56 Punkte) aus der 1. Bundesliga abgestiegen. Die vergangene Saison in Liga zwei beendeten sie mit 20:40 Punkten auf dem 13. Platz – punktgleich mit dem 14. (MTV Heide) auf dem ersten Abstiegsplatz.
Und auch aktuell sieht es nicht viel besser aus. Mainz ist Zwölfter (6:16 Punkte), gleichauf mit dem Lokalrivalen SG Mainz-Bretzenheim und nur einen Zähler vor den Kurpfalz Bären Ketsch auf einem Abstiegsplatz. „Wir müssen erst einmal alles daran setzen, den Klassenerhalt zu erreichen“, macht Ilka Fickinger deutlich: „Dazu stehen im Januar richtungsweisende Spiele an gegen Mannschaften, die mit uns unten drin stehen. Dann werden wir weitersehen.“ Im ersten Spiel 2023 kommt am 7. Januar Schlusslicht SG Schozach-Bottwartal nach Mainz, das eine Woche später in Ketsch antreten muss.
Auf die Aufgaben ihrer seitherigen Co-Trainerin und eine mögliche Stellenbeschreibung für die Nachfolge angesprochen, sagt Heike Ahlgrimm: „Ilka hat mir den Rücken freigehalten. Sie war eine wichtige Ansprechpartnerin für die Spielerinnen. Wir sind zwei unterschiedliche Typen und haben unterschiedliche taktische Vorstellungen. Es ist gut, wenn ein zweites Paar Augen eine andere Sicht auf die Dinge hat.“ So war es nicht ungewöhnlich, wenn in den Auszeiten nicht die Cheftrainerin, sondern Ilka Fickinger das Wort ergriff. Ahlgrimm dazu: „Ich bin keine Alleinunterhalterin. Wir hatten die Aufgaben zum Beispiel nach Angriff und Abwehr klar abgesprochen und dann entsprechend reagiert.“
Die vakante Stelle ist für die Flames eine neue Situation, aber sie werden nicht überstürzt eine Lösung aus dem Hut zaubern. „Es sind halt in der Saison nicht viele passende Trainer auf dem Markt. Wir werden das nicht auf die Schnelle von heute auf morgen entscheiden“, sagt Heike Ahlgrimm, die selbst für diese Position „nicht direkt jemand“ im Auge hat. „Wir hatten Vertrauen aufgebaut und werden uns jetzt Gedanken machen, wer in Frage kommt.“ Und dann ist da ja noch das Spiel gegen Bietigheim, in dem die Flames ihren Fans nach den zuletzt durchwachsenen Auftritten gegen die Kellerkinder wieder einmal ein Handballfest gegen einen Großen der Liga bieten wollen.
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