Waiblingen/Bensheim. Bei einer „wilden Achterbahnfahrt“ haben die Flames die nächste Blamage und eine unschöne Bescherung am zweiten Weihnachtsfeiertag gerade noch abgewendet. Lange Zeit sah es nämlich nicht danach aus, als ob die Bundesliga-Handballerinnen der HSG Bensheim/Auerbach beim punktlosen Schlusslicht VfL Waiblingen bestehen könnten, doch letztlich sprang doch noch mit 32:28 (18:19) Toren der ersehnte vierte Saisonsieg heraus. Zumindest kämpferisch ist der Mannschaft um Trainerin Heike Ahlgrimm die Wiedergutmachung nach der zuletzt blassen Vorstellung in Neckarsulm gelungen, aber über weite Strecken war ihr die Verunsicherung deutlich anzumerken.
Immerhin gingen diesmal mit Lisa Friedberger und Sarah van Gulik, die vor allem mit gelungenen Zuspielen glänzte, zwei Leistungsträgerinnen voran und übernahmen im Rückraum als Lenkerinnen beherzt die Verantwortung. Friedberger tankte sich immer wieder entschlossen durch und erzielte fünf Feldtore.
Sie vergab nach zuvor fünf sicheren Versuchen zwar ihren sechsten Siebenmeter beim Stande von 27:28 (56.), doch dies blieb ohne Folgen, da den bis dahin selbstbewussten und alles in die Waagschale werfenden Gastgeberinnen Abspiel- und technische Fehler im Angriff unterliefen, so dass ihnen in den letzten sechs Minuten nur noch ein Treffer per Strafwurf gelang.
HSG Bensheim/Auerbach: Fehr, van Beurden - Berger (1), Kockel ...
HSG Bensheim/Auerbach: Fehr, van Beurden - Berger (1), Kockel (4), Heider (2), Schoenaker, Stuttfeld (1), Soffel, Agwunedu (1), Friedberger (10/5), van Gulik (1), Orth (2), Kretzschmar (3), Ewald, Holste, Visser (7).
Beste VfL-Torschützinnen: Pollakowski (9/3), Hertha (6), Brand (4).
Schiedsrichterinnen: Sug/Janz (Köln). – Zeitstrafen: Nagler, Hammer, Pollakowski (2) / Kockel, van Gulik, Kretzschmar. - Siebenmeter: 5:6 verwandelt (4:5). - Zuschauer: 475.
Der „Spielfilm“: 3:3 (5.), 6:4 (7.), 6:7 (9.), 8:10 (13.), 9:12 (17.), 11:13 (19.), 13:15 (22.), 15:16 (27.), 19:18-Pausenstand. - 21:19 (34.), 22:21 (36.), 23:22 (43.), 24:24 (48.), 25:27 (52.), 27:28 (55.), 27:31 (59.), 28:32-Endstand.
So geht’s weiter: Flames – Bietigheim (Freitag, 19.30 Uhr, Weststadthalle). hs
Die Flames hingegen, die es zwischenzeitlich im Angriff zu sehr mit der Brechstange versuchten, verzeichneten plötzlich gelungene Aktionen wie zum Beispiel das 27:30 durch Leonie Kockel per Kempa-Trick oder das 27:31 durch Kreisläuferin Dionne Visser, jeweils nach tollen Zuspielen von Sarah van Gulik.
Visser war mit ihrem unbändigem Einsatz und sieben Treffern ebenso noch ein Faktor im Flames-Spiel wie erfreulicherweise mit Nele Orth auch ein Talent, das diesmal nicht nur in der Abwehr, sondern auch im Angriff viele Einsatzzeiten bekam, was die gerade vor einer Woche 20 Jahre alt gewordene Rückraumspielerin zu zwei wichtigen Torerfolgen und einem herausgeholten Siebenmeter nutzte, wobei sie bei ihrem Wurf zum 25:27 (51.) ebenso mit Fortuna im Bunde war wie zuvor Kockel beim 25:26. Aber immerhin stellten die Flames damit nach dem erstmaligen Gleichstand zum 24:24 (48.) die Weichen auf Sieg.
In der Abwehr gesteigert
Es lief von Beginn nicht rund im Spiel der HSG, „denn man merkt, dass uns derzeit die Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit fehlt“, so Heike Ahlgrimm. Das wirkte sich im ersten Abschnitt vor allem in der oft zu passiven Abwehrarbeit aus, „denn 19 Gegentreffer bis zur Pause waren einfach zu viel“, kritisierte die Flames-Trainerin.
Dabei gab es hier schon eine Phase, die Hoffnung machte, dass Bensheim/Auerbach seiner Favoritenrolle vorentscheidend gerecht werden könnte, als Waiblingen in zehn Minuten nur drei Treffer gelangen, so dass die Flames ein 4:6 (7.) zum 12:9 (17.) umdrehten. Aber nach dem 15:13 (22.) zeigten plötzlich wieder die Tigers des VfL ihre Zähne und drehten den Spieß praktisch mit der Halbzeitsirene abermals um (19:18).
Nach dem Seitenwechsel griffen die Flames nun beherzter in der auf ein 5:1-System umgestellte Abwehr um, was auch prompt zu den ersten Siebenmetern für Waiblingen in diesem Spiel führte. „Mit nur noch neun Gegentoren in der zweiten Halbzeit hat die Abwehr nun gut funktioniert“, so Ahlgrimm: „Meine Spielerinnen haben gemerkt, dass sie sich einfach alles hart erarbeiten und erkämpfen müssen.“
Spürbare Erleichterung
Dagegen hakte es nun mehr im Flames-Angriffsspiel, denn wieder verhinderten einige Fehler und vergebene Großchancen dafür, dass die Gäste zunächst weiterhin im Hintertreffen waren, „ehe wir – im Gegensatz zu Waiblingen – doch noch in der Schlussphase die richtigen Entscheidungen trafen und damit die etwas clevere Mannschaft waren“, analysierte eine erleichterte Heike Ahlgrimm, „denn dieser Sieg ist nicht nur wichtig für das Selbstvertrauen, sondern er bringt in einer sehr komplizierten Saisonphase, die wir immer wieder selbstkritisch beleuchten, auch die nötige Ruhe.“
Für den HSG-Coach war dies „das schwerste Spiel, da jeder einen Sieg erwartet, aber sich Waiblingen aufgrund unserer zuletzt schwachen Leistungen durchaus Chancen auf den ersten Erfolg ausgerechnet hatte“. Und für Heike Ahlgrimm folgt nun sogleich das „leichteste Spiel, denn gegen den Deutschen Meister aus Bietigheim haben wir am kommenden Freitag zu Hause nichts zu verlieren“. Dabei hofft sie auf eine weiterhin lautstarke Unterstützung wie auch gestern in Waiblingen, „denn es ist schön, wenn uns die Fans dabei helfen, aus dem Leistungstief herauszukommen“.
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