Bensheim. Knapp fünf Minuten waren am frühen Samstagabend gespielt in der Bundesliga-Partie zwischen der HSG Bensheim/Auerbach und dem Buxtehuder SV, als Flames-Rechtsaußen Amelie Berger sich - wie berichtet - bei einer Abwehraktion verletzte. Sie verließ umgehend das Spielfeld, nahm kurz auf der Bank Platz und verschwand dann mit Physiotherapeut Paolo Femopase für einige Minuten in der Kabine. Zurück kam die 25-Jährige in Trainingsjacke und mit bandagiertem linken Knie.
Die Begegnung, die die Flames vor 2.000 Zuschauern in der ausverkauften Weststadthalle mit 32:28 gewannen, war für die Nationalspielerin vorzeitig beendet. Am selben Knie hatte Berger vor gut einem Jahr einen Kreuzbandriss erlitten. Ohne Operation hatte sie sich innerhalb von vier Monaten zurückgekämpft ins Bundesliga-Team der HSG und in die Nationalmannschaft. Im Sommer 2024 nahm sie mit der deutschen Auswahl an den Olympischen Spielen in Paris teil. Und jetzt? Einige Minuten nach der Schlusssirene schüttelte Amelie Berger sichtlich mitgenommen den Kopf und bat um Verständnis, sich kurz nach Spielschluss nicht äußern zu wollen.
Heike Ahlgrimm legte die Stirn in Falten bei der Frage nach einer Einschätzung zur Schwere von Bergers Verletzung. „Wir müssen das MRT abwarten“, sagte die Flames-Trainerin. Da Jule Polsz, die zweite Rechtsaußen im Kader, krankheitsbedingt ausfiel, war bei der HSG gegen Buxtehude Improvisation angesagt. Mia Ziercke, Rechtshänderin und auf der Linksaußenposition zu Hause, übernahm den Job auf der für sie falschen Seite. „Mia hat das richtig gut gemacht“, fand Ahlgrimm. Und die Medizinstudentin war ebenfalls zufrieden mit ihrer Performance. „Ich habe das vergangene Saison ja schon einmal kurzzeitig gespielt, da war es nicht so gut. Heute ist es gut gelaufen.“ Am Ende waren für die 21-Jährige fünf Treffer notiert; drei davon von der klassischen Wurfposition einer Außenspielerin aus spitzem Winkel. „Man muss sich umstellen, es sind ganz andere Bewegungsabläufe. Ich habe versucht, bei den Würfen so weit nach innen zu kommen wie möglich.“
Sollte Amelie Berger länger ausfallen, steht nach dem Wechsel von Sarah Dekker zum dänischen Champions League-Club Team Esbjerg Anfang des Jahres mit Jule Polsz, die am Mittwoch (5.) in der Auswärtspartie beim Thüringer HC (19.30 Uhr) wieder mitwirken dürfte, nur eine weitere Akteurin für Rechtsaußen zur Verfügung. Nina Engel, die dritte Linkshänderin im Flames-Aufgebot, kommt für die Außenposition nicht infrage, wie Heike Ahlgrimm unterstrich. „Nina ist unsere Lebensversicherung im rechten Rückraum.“
Nina Engel in Topform kompensiert weitere Ausfälle
Engel erzielte gegen Buxtehude zwölf Treffer. Erstmals in dieser Saison warf sie die Siebenmeter: Dreimal stand die Nationalspielerin an der Strafwurflinie, dreimal landete der Ball im Netz. Bisher waren die Siebenmeter das Terrain von Kim Irion und Lisa Friedberger. „Unsere Siebenmeter-Quote war nicht besonders, Kim und Lisa waren der Meinung, dass wir etwas ändern sollten und sind im Training auf mich zugekommen“, erzählte die 21-Jährige. Für Engel war die Ausführung der Siebenmeter Neuland. Bei ihren vorherigen Vereinen war sie „nur hin und wieder“ Schützin. Nach ein paar Testwürfen in den Übungseinheiten schlüpfte sie nun gegen Buxtehude in diese neue Rolle, ohne sich zuvor besondere Varianten angeeignet zu haben. „Ich habe instinktiv geworfen.“
Mit Nina Engel in Topform konnten die Flames die Ausfälle der weiteren Rückraum-„Shooterinnen“ Alicia Soffel und Lucie Kretzschmar kompensieren. Kretzschmar verspürte nach einem Foul in der ersten Halbzeit ein Ziehen im Rücken und verbrachte den Rest des Duells auf der Bank. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, erläuterte Ahlgrimm. „Ich gehe fest davon aus, dass Lucie am Mittwoch gegen Thüringen wieder dabei ist.“
Dagegen muss die HSG auf Alicia Soffel länger verzichten. Die Rechtshänderin hatte sich im Europapokalspiel gegen Paris 92 vor gut einer Woche einen Innenbandanriss im rechten Knie zugezogen. Zunächst war eine Ausfallzeit von vier Wochen prognostiziert worden. „Das war zu optimistisch. Realistisch sind sechs bis acht Wochen“, klärte Soffel auf, die für diesen Zeitraum eine Knieschiene tragen muss.
Damit verpasst die 25-Jährige das DHB-Pokal-Final-Four Anfang März in Stuttgart. „Das ist natürlich sehr ärgerlich.“ Auf der anderen Seite ist sie als „gebranntes Kind“ froh, dass die Schwere der Blessur und die Fehlzeit überschaubar sind. Wegen einer multiplen Knieverletzung im Jahr 2021 war die Sportstudentin zu einer 18-monatigen Pause gezwungen. „Ich bin froh, dass es diesmal das andere Knie ist.“
Nach fünf Jahren in Bensheim verlässt Alicia Soffel die Flames bekanntlich im Sommer – und hat inzwischen einen neuen Club gefunden. „Ein Erstligist.“ Mehr verriet sie allerdings noch nicht. eh
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