Bensheim/Elsenfeld. Heike Ahlgrimm fehlten zum zweiten Mal in der vergangenen Woche die Worte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Sprachlos war die Trainerin der Handballerinnen der HSG Bensheim/Auerbach wegen des 37:30 (19:19)-Sieges ihrer Mannschaft gegen Neptunes Nantes in der European League.
Nur drei Tage, nachdem die Flames mit dem 27:26-Auswärtscoup beim Thüringer HC ihren zweiten Platz in der Liga verteidigt hatten, sorgten sie am Samstag mit dem Triumph über den Spitzenclub aus Frankreich nun auch im Europapokal für Furore. Die Neptunes, angetreten mit den französischen Handball-Weltmeisterinnen Tamara Horacek, Lena Grandveau und Oriane Ondono, gelten als einer der Topfavoriten auf den Gewinn dieses europäischen Wettbewerbs – und wurden von den Flames, dem Neuling im internationalen Geschäft, in der zweiten Halbzeit dominiert.
Zwei Handballerinnen mit herausragenden Leistungen
„Wir haben Nantes geschlagen. Es ist unfassbar, was die Mädels leisten“, sagte Ahlgrimm nach tiefem Luftholen. Und: „Wir haben heute gezeigt, dass wir zu Recht europäisch spielen.“
Vor 681 begeisterten Zuschauern in der Untermainhalle in Elsenfeld boten die Flames eine mitreißende Vorstellung. Aus einer bärenstarken Teamleistung ragten zwei Spielerinnen heraus: Lucie Kretzschmar erzielte 13 Treffer bei 14 Versuchen, Vanessa Fehr, die im zweiten Abschnitt zwischen den Pfosten stand, wehrte zehn von 21 Würfen der Französinnen ab – beides überragende Quoten.
Zahlen, Daten, Fakten zum Spiel und ein Ausblick
- HSG Bensheim/Auerbach: Fehr, van Beurden – Berger (5), Dekker (3), Soffel (3), Agwunedu (2), Friedberger (4/1), Naidzinavicius (4/4), van Gulik, Kretzschmar (13), Ziercke, Kooij (3), Holste.
- Beste Torschützinnen Nantes: Horacek (6), Sajka (6), Grandveau (6).
- Schiedsrichter: Pukic/Satler (Slowenien).
- Siebenmeter: 6/3 (verwandelt 5/3).
- Zeitstrafen: Friedberger / Vollebregt, Garndveau, Ondono.
- Rote Karte: Ondono (53.)
- Zuschauer: 681.
- Der Spielfilm: 4:4 (7.), 5:7 (10.), 6:10 (14.), 13:13 (21.), 15:15 (27.), 19:19-Halbzeitstand. – 24:23 (36.), 27:24 (41.), 30:28 (46.), 33:28 (51.), 35:29 (58.), 37:30-Endstand.
- So geht’s weiter: Flames - Oldenburg (Mi., 19.30 Uhr); in der European League: CS Gloria (Sa. 18 Uhr). eh
Nach einer ausgeglichenen Startsequenz, in deren Verlauf die HSG zweimal mit zwei Toren (1:3, 2:4) im Hintertreffen lag, brachte Lisa Friedberger die Gastgeberinnen mit 5:4 nach vorne (8.). Der Favorit antwortete mit einem 4:0-Lauf, stellte von 5:4 auf 5:8 und führte anschließend mit 6:10 und 7:11.
Die selbstbewussten Flames ließen sich von diesem Rückstand nicht aus dem Konzept bringen und hatten mit Lucie Kretzschmar einen Trumpf in der Hinterhand. Die sprung- und wurfgewaltige Rechtshänderin kam nach rund einer Viertelstunde erstmals aufs Feld und führte sich mit fünf Toren in Serie ein.
Die Untermainhalle zum Beben gebracht
Die Neptunes-Deckung fand kein Mittel gegen Kretzschmar, so dass die Bensheimerinnen Schritt für Schritt aufholten und durch die unter der Woche neu verpflichtete Kreisspielerin Jill Kooij das 14:13 vorlegten (22.). Der 19:19-Pausenstand spiegelte das offensiv geprägte Geschehen der ersten Halbzeit wider, in der beide Abwehrreihen inklusive der Torhüterinnen kaum Zugriff hatten.
Nach Wiederbeginn bewegten sich die Kontrahenten bis zum 24:24 zunächst im Gleichschritt fort. Bei den Flames rückte „Mauer“ Vanessa Fehr, die nun für Helen van Beurden das Tor hütete, in den Mittelpunkt. Mit spektakulären Paraden trug die Keeperin dazu bei, die Untermainhalle zum Beben zu bringen. Jede Rettungstat Fehrs wurde vom Publikum lautstark gefeiert. Die Statistik wies für die 26-Jährige eine Fangquote von knapp 48 Prozent aus. „Mit jeder Parade wird man selbstbewusster und entwickelt ein Gefühl dafür, wo der Ball hinkommt“, erklärte „Schoki“ ihre Leistung.
Im Gegensatz zu den Neptunes hielten die Flames das Niveau ihrer Abschlüsse hoch. „Wir haben vorne immer Lösungen gefunden“, lobte Heike Ahlgrimm. Zwei Treffer per Kempa von Lucie Kretzschmar und Amelie Berger belegten den Einfallsreichtum des HSG-Angriffs an diesem Tag. Durch drei Treffer in Folge von Ndidi Agwunedu, Jill Kooij und Alicia Soffel setzte sich Bensheim/Auerbach auf 27:24 ab (41).
Nantes’ dänische Trainerin Helle Thomsen, die während der gesamten Begegnung häufig das Personal wechselte, reagierte und drehte die Rotationsmaschine noch eine Stufe höher. Dabei gönnte sie Tamara Horacek, dem Kopf ihres Ensembles, viele Verschnaufpausen. Überraschend zudem, dass Rückraumakteurin Marie Sajka, die im ersten Abschnitt sechsmal eingenetzt hatte, nach dem Seitenwechsel nicht mehr zum Einsatz kam.
So versuchte Nantes die Flames-Spielerinnen aufzuhalten
Trotz der Belastungen durch das intensive Thüringen-Match am Mittwoch bauten die Flames kräftemäßig nicht ab. „Ich weiß auch nicht, wie wir das machen, aber im Spiel gehen die Schmerzen weg“, sagte Kim Naidzinavicius. „Am Tag vor dem Spiel hätte ich jedenfalls keinen einzigen Euro auf einen Sieg von uns gegen Nantes gewettet“, fügte die Flames-Spielmacherin mit einem breiten Lächeln an.
Mit einem weiteren 3:0-Lauf bogen die Bergsträßerinnen endgültig Richtung Heimsieg ab. Nantes versuchte mit schnellen Abschlüssen und einer offensiven Abwehr den Flames-Express aufzuhalten. Vergeblich. Zumal Neptunes-Abwehrchefin Oriane Ondono nach einem harten Foul an Alicia Soffel die Rote Karte sah (53.). Die Flames spulten die Schlussminuten ebenso furios wie bemerkenswert cool ab und tüteten schließlich den umjubelten 37:30-Erfolg ein. eh
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