Handball

Die Flames nicht in Feierlaune

Eine schwache Leistung in Bietigheim trübt die nun sichere Qualifikation für die European League.

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eh
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Die Flames in Bietigheim: Lisa Friedberger wird ausgebremst. © Andrea Müller

Bietigheim/Bensheim. Es ging schon mal lauter zu im Flames-Bus auf der Heimfahrt von einem Auswärtsspiel. Am Samstagabend waren während des Telefonats mit Trainerin Heike Ahlgrimm so gut wie keine Hintergrundgeräusche zu vernehmen, obwohl die Handballerinnen der HSG Bensheim/Auerbach knapp zwei Stunden zuvor in der Partie bei der SG BBM Bietigheim das Ticket nach Europa gelöst hatten – kurioserweise mit einer Niederlage.

Da die SG Bietigheim durch den klaren 34:21 (20:10)-Erfolg über die Flames zum zweiten Mal in Folge das Double aus Pokalsieg und Bundesliga-Meisterschaft perfekt machten, öffnete sich für Bensheim/Auerbach die Tür nach Europa: Bietigheim wird in der Saison 2023/24 in der Champions League starten, die HSG ist als Vize-Pokalsieger in der European League dabei.

Doppelte Freude bei Naidzinavicius

Übertüncht wurde die Freude der Bensheimerinnen über die erstmalige Qualifikation für das internationale Geschäft in den ersten Stunden nach Spielschluss allerdings vom Frust über die mäßige Vorstellung. „Klar, wir sind happy und mega-stolz drauf, das erreicht zu haben. Aber wir sind Sportler, heute Abend überwiegt die Enttäuschung über unsere schlechte Leistung“, schilderte Heike Ahlgrimm die Stimmung.

Das Spiel in Zahlen und Fakten

  • HSG Bensheim/Auerbach: Fehr, van Beurden – Berger (3), Hurst (4), Heider (2), Schoenaker, Stuttfeld, Soffel (4), Agwunedu, Friedberger (2/1), van Gulik, Kretzschmar (4), Holste (1), Visser (1).
  • Beste Bietigheimer Torschützinnen: Dulfer (6), Mala (6), Meyer (4).
  • Schiedsrichter: Thiyagarajah/Thiyagarajah (München/Köln).
  • Siebenmeter: 1/1 (verwandelt 1/1).
  • Zeitstrafen: Gassama, Kudlacz-Gloc. – Zuschauer: 741.
  • Der Spielfilm: 3:3 (5.), 6:4 (10.), 10:5 (15.), 12:7 (20.), 17:7 (25.), 20:10-Halbzeitstand – 20:12 (36.), 22:16 (41.), 26:17 (46.), 29:17 (50.), 30:20 (55.), 34:21-Endstand.
  • So geht’s weiter: Flames - Bad Wildungen (Sa., 18 Uhr). eh

Bei der SG Bietigheim war die Laune nach der vierten Meisterschaft in der Vereinsgeschichte deutlich besser. Dass das verlustpunktfreie Starenensemble die Liga gewinnen würde, stand seit längerem außer Frage. Der Titel wurde dennoch ausgiebig gefeiert. „Der Moment, wenn es vorbei ist, ist geil“, sagte Coach Markus Gaugisch, der zum Zeitpunkt seines Statements bereits mehrere Sektduschen hinter sich hatte.

Ebenfalls strahlend trat Kim Naidzinavicius zum Interview an. Die zukünftige Flames-Rückkehrerin freute sich über den Triumph mit Bietigheim – sowie über die europäischen Perspektiven ihres neuen Vereins in der nächsten Spielzeit. „Damit bin ich mega-happy.“

Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm (li.) war vollkommen unzufrieden mit der Leistung ihres Teams in Bietigheim. Nur bis zum 4:4 durch Lisa Friedberger, für die es hier gegen Smits und Naidzinavicius kein Durchkommen gibt, hielt die HSG mit. © Müller

Das Duell zwischen der SG BBM und den Flames verlief in den ersten Minuten ausgeglichen. Vor 741 Zuschauern in der Sporthalle am Viadukt konterten Lucie Kretzschmar und Lisa Friedberger den zweimaligen Vorsprung des Favoriten jeweils zum Ausgleich. Amelie Berger netzt zum 2:3 ein (4.), der einzigen Führung für die Gäste in 60 Minuten. Annika Meyer und Kelly Dulfer brachten Bietigheim mit 4:3 nach vorne. Lisa Friedberger glich per Siebenmeter zum 4:4 aus (7.). „Wir sind gut ins Spiel reingekommen“, war Ahlgrimm zunächst zufrieden.

Nach 4:4 schnell klar zurück

Nach rund zehn Minuten drehte sich der Wind. Bietigheim legte in Angriff und Abwehr an Tempo und Aggressivität zu, die Bergsträßerinnen verloren ob der verschärften Bedingungen auf dem Feld ihren Rhythmus. In der Offensive ließ die HSG zunächst einige Chancen liegen und fand anschließend aufgrund der zunehmenden Verunsicherung kaum noch Lösungen im Angriffsspiel. „Wir haben einfach zu viel verworfen“, ärgerte sich Heike Ahlgrimm.

Die Gastgeberinnen nutzten die Schwächephase des Gegners aus. Linksaußen Viktoria Mala sorgte mit vier Toren in Folge zum 16:7 für klare Verhältnisse (24.). Die Flames blieben über sieben Minuten ohne eigenen Treffer. Bietigheim lag zur Pause mit 20:10 vorne. „Das ist nicht unser Anspruch“, meinte die Flames-Trainerin zum Halbzeitergebnis. „Vorne zu wenig, hinten zu viel.“

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Nach „sehr deutlichen Worten“ (Ahlgrimm) in der Kabine ließen sich die ersten Minuten des zweiten Durchgangs ordentlich an für die HSG Bensheim/Auerbach. Beide Mannschaften schwächelten anfangs offensiv, ehe Amelie Berger und Isabell Hurst mit einem Doppelschlag innerhalb weniger Sekunden auf 20:12 verkürzten (36.).

Bis zur 40. Minuten agierten die Flames auf Augenhöhe und kamen mit hohen Aufwand auf 22:16 heran. Die SG BBM enteilte anschließend mit einem 7:1-Lauf auf 29:17 (49.). „Uns sind dann etwas die Kräfte ausgegangen“, so Ahlgrimm. Markus Gaugisch schöpfte die personellen Möglichkeiten seines Kaders aus und wechselte ohne Qualitätsverlust munter durch. eh

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