Bensheim. Das Hessen-Derby am 24. Spieltag der Handball-Bundesliga der Frauen war eine überraschend deutliche Angelegenheit: Mit 39:29 (20:9) gewann die HSG Bensheim/Auerbach am Samstag gegen die HSG Bad Wildungen und feierte damit den höchsten Bundesliga-Sieg gegen den hessischen Rivalen. Durch den Erfolg festigten die Flames ihren achten Platz im Klassement. Beste Torschützin bei der HSG Bensheim/Auerbach war Lucie Kretzschmar mit elf Toren. Die Rückraumspielerin brachte alle ihre Würfe im Netz unter.
Die Partie vor 700 Zuschauern in der Weststadthalle war angesichts der 20:9-Führung der Bensheimerinnen zur Pause bereits nach 30 Minuten mehr oder weniger entschieden. Ebenso überraschend wie das deutliche Resultat zur Halbzeit waren bis zu diesem Zeitpunkt die Unterschiede in puncto Engagement: Nicht die Gäste aus Nordhessen, die noch gegen die Abstiegsrelegation kämpfen, sondern die Flames, für die in der Rangliste weder nach oben noch nach unten viel geht, investierten auf diesem Sektor wesentlich mehr.
Erst „aus einem Guss“, dann „den Faden verloren“
Heike Ahlgrimm war „absolut zufrieden“ mit dem Ergebnis. „Ich kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal war das Derby mit zehn gewonnen haben.“ Vor allem der Auftritt ihrer Mannschaft im ersten Abschnitt gefiel der Flames-Trainerin. „Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt.“ Dank einer starken Abwehr habe man den Gegner nicht zur Entfaltung kommen lassen und im Angriff sehr gute Lösungen gefunden. „Das war ein Spiel aus einem Guss, das hat richtig Spaß gemacht.“
Nach dem Wechsel hatten die Flames mehr Widerstand zu überwinden. „Wir haben in der Kabine angesprochen, dass es so nicht weitergehen wird.“ Ihr Team habe „etwas den Faden verloren“ und sich zeitweise von der hektischen Spielweise der Vipers anstecken lassen. „Wir haben aber rechtzeitig die Kurve bekommen. Also alles in Ordnung, ich bin happy heute.“
Tessa Bremmer war frustriert ob der sehr mäßigen Darbietung der Gäste vor der Pause. „Es geht nicht darum, dass wir heute keine Punkte geholt haben“, richtete die Vipers-Trainerin den Fokus auf die Einstellung ihrer Spielerinnen. „Dieser Auftritt war einfach zum Schämen und peinlich.“ Dass die in Sachen Tabelle sorglosen Flames und nicht die von der Abstiegsrelegation bedrohten Nordhessinnen Vorteile in Sachen Emotionen und Einsatzwillen hatten, war für Bremmer „absolut unverständlich“.
In der zweiten Halbzeit habe die Mannschaft sich gesteigert. „Wir haben dann gezeigt, was wir draufhaben und dass es für uns möglich ist, in Bensheim Punkte zu holen.“ eh
Nach einigermaßen ausgeglichenen Anfangsminuten (4:4/9.) verschoben sich die Gewichte mehr und mehr Richtung Flames. Die Gastgeberinnen waren die aggressivere Mannschaft, spielten eine starke Abwehr und fanden im Angriff gegen eine löchrige Vipers-Deckung immer wieder Lösungen. Die ehemalige Flames-Akteurin Manuela Brütsch zwischen den Pfosten der Wildungerinnen, die zu Beginn einige Würfe stark parierte, wurde zunehmend allein gelassen von ihrer Abwehr.
Ein Höhepunkt in dieser Phase war der Gegenstoßtreffer von Amelie Berger. Einen langen Pass von Torhüterin Helen van Beurden verarbeitete die Nationalspielerin im Höchsttempo und erzielte per Direktabnahme im Flug spektakulär das 9:6 (18.). Der Gegentreffer zeigte Wirkung, bei den Vipers lief anschließend nichts mehr zusammen. Mit einem 11:3-Lauf setzte sich Bensheim/Auerbach bis zum Ende des ersten Durchgangs klar ab.
Nach dem Seitenwechsel wurde es wild in der Weststadthalle. Die HSG Bad Wildungen war bemüht, die Versäumnisse des ersten Aktes vergessen zu machen, und ging wesentlich zupackender zu Werke. Mit einer unorthodoxen offensiven und harten Verteidigung sowie schnellen Abschlüssen versuchten die Gäste zurückzukommen. Die Bergsträßerinnen hatten kurzfristig Probleme mit der engen Deckung und bewegten sich zu wenig, um in gute Abschlusspositionen zu kommen. Obwohl die Schiedsrichter viel durchgehen ließen, stieg auf beiden Seiten die Anzahl der Zeitstrafen und Siebenmeter.
Die Flames gerieten zeitweise aus dem Rhythmus, Myrthe Schoenaker verwarf zwei Siebenmeter – echte Gefahr, die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren, bestand dennoch nicht. Die Vipers verringerten den Abstand zwar auf 26:20 (44.) und 29:23 (48.), aber die HSG Bensheim/Auerbach hielt mit Erfahrung dagegen: Sarah van Gulik übernahm in der Offensive das Steuerrad, verwandelte ihre fünf Versuche und sorgte assistiert von Myrthe Schoenaker und Lisa Friedberger für klare Verhältnisse. In der Schlusssequenz dominierte der Vize-Pokalsieger wieder die Begegnung, stellte erneut auf zweistellig (36:26, 55.) und überquerte schließlich mit zehn Toren Vorsprung die Ziellinie. eh
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