Bensheim. Es gab schon spannendere Hessenderbys in der Handball-Bundesliga der Frauen zwischen der HSG Bensheim/Auerbach und der HSG Bad Wildungen. Statt der erwarteten engen Begegnung wurde das Duell am Samstagabend vor 700 Zuschauern in der Weststadthalle zu einer überraschend einseitigen Angelegenheit für die Gastgeberinnen. Der 39:29 (20:9)-Erfolg war für die Flames nicht nur der höchste Sieg in dieser Saison, sondern auch der höchste Bundesliga-Sieg überhaupt gegen die Vipers. „Wenn mir vor dem Spiel jemand gesagt hätte, dass wir gegen Bad Wildungen mit zehn gewinnen, hätte ich es nicht geglaubt“, sagte Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm eine knappe halbe Stunde nach der Schlusssirene noch immer ein wenig verblüfft ob des deutlichen Resultats.
Während die Anfangsminuten noch einigermaßen ausgeglichen verliefen, entwickelte sich das Match anschließend zu einem munteren Scheibenschießen. Die Vipers bekamen in der Abwehr keinen Zugriff mehr, hatten dem Tempo der Flames nichts entgegenzusetzen und wirkten im Angriff hilflos gegen die aggressive Bensheimer Verteidigung.
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Dass sich ein von der Abstiegsrelegation bedrohtes Team wie die Vipers von der Körperlichkeit des Gegners beeindrucken ließen, war ebenfalls überraschend, aber durchaus beabsichtigt von den Flames. „Wir wollten in der Abwehr früh ein Zeichen setzen“, erklärte Kapitänin Lisa Friedberger und verwies in diesem Zusammenhang auf eine entsprechende Vorgabe von Co-Trainer Dennis Rybakov. „Es hat funktioniert.“
Heike Ahlgrimm freute sich über „ein Spiel wie aus einem Guss“ und über die „vielen guten Lösungen“, die ihre Mannschaft in der Offensive fand. Herausragend agierte dabei Lucie Kretzschmar, die von der Vipers-Verteidigung nicht in den Griff zu bekommen war. Die sprunggewaltige Rechtshänderin traf aus dem Rückraum ebenso wie aus der Nahdistanz, nachdem sie sich zuvor in Eins-gegen-Eins-Situationen durchgetankt hatte. Sie kam auf eine hundertprozentige Trefferquote.
Nach 30 Minuten waren für die 22-Jährige neun, nach 60 Minuten elf Treffer notiert: neuer persönlicher Bundesliga-Rekord für Lucie. Zweistellig hat sie „irgendwann in der Jugend“ zuletzt getroffen, sagte sie auf Nachfrage. Von den Flames-Fans wurde sie zur Spielerin des Spiels gekürt – und war nach der Partie umlagert von jungen Autogrammjägern. Lucie Kretzschmar (102) ist nach Lisa Friedberger (122) die zweite Flames-Akteurin, die in dieser Runde die Hundert-Tore-Marke überschritten hat. In der Scorerliste der Liga nimmt das Duo die Plätze 11 und 23 ein.
Der zweite Abschnitt gegen Bad Wildungen war eine eher unrhythmische Darbietung. Die Vipers schraubten ihren Aggressionslevel deutlich nach oben, spielten mit „Haken und Ösen“ quasi eine Eins-gegen-Eins-Deckung und sorgten damit für allgemeine Unruhe bei allen Beteiligten auf dem Feld. Die Anzahl der Zeitstrafen und Siebenmeter nahm auf beiden Seiten zu, die Flames gerieten zeitweise aus dem Konzept.
„Spielt wieder Handball“, rief Heike Ahlgrimm ihrem Team von der Bank aus zu. Gar nicht so einfach, wenn der Kontrahent derart vehement zur Sache geht, wie Lisa Friedberger bestätigte. „Sobald man sich bewegt hat, wurde man festgehalten, ob man den Ball hatte oder nicht.“
Bis die Flames die passenden Mittel gegen die hyperaktive Vipers-Abwehr gefunden hatten, dauerte es etwas, so dass sich der Vorsprung einige Minuten bei sechs Toren einpendelte, ehe die Südhessinnen wieder mit einer zweistelligen Führung unterwegs waren und schließlich auch die Ziellinie überschritten.
Drei Punkte Vorsprung auf Bayer
Im Klassement geht es für die Flames bei noch zwei ausstehenden Spieltagen darum, den achten Rang zu behaupten. Drei Punkte beträgt der Abstand auf den Neunten Bayer Leverkusen. Am kommenden Samstag (20.) ist die HSG Bensheim/Auerbach bei der viertplatzierten HSG Blomberg/Lippe gefordert, die im Gegensatz zum Vize-Pokalsieger aus Bensheim das Ticket nach Europa noch nicht in der Tasche hat. In der vergangenen Spielzeit fuhren die Bergsträßerinnen in Blomberg den ersten Bundesliga-Sieg gegen diesen Kontrahenten ein. Und auch diesmal sieht Heike Ahlgrimm Chancen für ihre Truppe. „Es wird sehr schwer, aber wir haben gezeigt, dass wir in Blomberg gewinnen können.“ eh
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