Handball

Nach dem Coup beim BVB sind die Flames platt

Überragende Abwehrleistung war die Grundlage für den 30:25-Sieg beim Tabellenführer.

Von 
Eric Horn
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Bensheim. In der Regel ist die Geräuschkulisse im Hintergrund deutlich zu vernehmen, wenn die Flames mit einem Auswärtserfolg im Gepäck per Bus wieder unterwegs sind Richtung Heimat. Am Sonntagabend nach dem 30:25-(15:13)-Coup bei Spitzenreiter Borussia Dortmund waren weder Musik, Gesang oder Gelächter zu hören. „Die Mädels sind einfach platt“, erklärte Trainerin Heike Ahlgrimm im Telefongespräch mit dieser Zeitung die Stille auf der Heimfahrt.

Die Handballerinnen der HSG Bensheim/Auerbach haben sich nach der sechswöchigen EM-Auszeit eindrucksvoll zurückgemeldet im Spielbetrieb der Bundesliga: Innerhalb von sieben Tagen gelangen den Flames in drei Spielen drei Siege. Im Klassement sprangen die Bergsträßerinnen dadurch vom achten auf den fünften Platz vor (12:8 Punkte). Gegen den BSV Sachsen Zwickau und Bayer Leverkusen erzielte die derzeit treffsicherste Offensive der Liga jeweils 39 Tore. „Wir wollten nach der Pause einen Neustart, das ist uns gelungen“, so Ahlgrimm. Die Punkte gegen den BSV und vor allem gegen Schlusslicht Bayer können unter der Kategorie „Pflichtsiege“ abgehakt werden – aber: „Gegen diese Mannschaften muss man erstmal 39 Tore machen, solche Spiele können auch sehr unangenehm werden.“

Beeindruckende Statistik

Stellvertretend für die Flames-Power im Angriff steht Nina Engel. Die Nationalspielerin ist mit 61 Treffern aktuell Dritte in der Scorer-Liste der Liga, hat jedoch als einzige Akteurin unter den Top-Fünf dieses Rankings ausschließlich Feldtore – und keine verwandelten Siebenmeter – zu Buche stehen. In einer weiteren Statistik liegt ebenfalls eine HSG-Handballerin mit an der Spitze: Für Kim Irion (geb. Naidzinavicius) sind in der Rubrik „Assists“ 44 Torvorlagen notiert. Gegen Dortmund demonstrierte die 33-Jährige auf beeindruckende Art und Weise ihre Qualitäten in Sachen Spielsteuerung und Assists. „Kim war überragend“, sagte Heike Ahlgrimm, die sich gewöhnlich damit zurückhält, einzelne Spielerinnen herauszuheben.

Während gegen Zwickau und Leverkusen in erster Linie die Offensive glänzte, war am Sonntag vor 1200 Zuschauern in der Sporthalle Wellinghofen die Defensive das Prunkstück des Vizemeisters. „Wir haben eine Mega-Abwehr gespielt“, befand die HSG-Coachin. Gestützt auf die konzentrierte Abwehrarbeit lagen die Flames stets vorne. Dortmund gelang es nur beim 16:16 ein einziges Mal auszugleichen.

Wie hartnäckig Bensheim/Auerbach gegen Dortmund verteidigte, das am Sonntag die erste Saisonniederlage kassierte, dokumentierte eine Szene aus der ersten Halbzeit: Lisa Antl wurde am Kreis angespielt und hatte eigentlich freie Bahn zum Tor, ehe Ndidi Agwunedu, körperlich deutlich unterlegen, von der linken Außenbahn in die Mitte verschob und Antl in Gandalf-Manier („Du kannst nicht vorbei“) festmachte.

Rückhalt der sehr guten HSG-Deckung war Torhüterin Helen van Beurden. Nach mehrmonatiger Ausfallzeit aus gesundheitlichen Gründen feierte die Holländerin gegen Zwickau ihr Comeback. Am Sonntag stand die 33-Jährige 60 Minuten zwischen den Pfosten und bot mit elf Paraden eine starke Vorstellung. Neben zwei Siebenmetern hielt sie unter anderem bei einem Gegenstoß gegen Mareike Kusian grandios. „Dass Helen so zurückkommt, ist für sie und für uns alle ein Geschenk“, blickte Ahlgrimm auf die Leistung ihrer Keeperin.

Berger mit Steh-Auf-Qualität

Ein Beispiel für die Widerstandsfähigkeit der Bensheimerinnen an diesem Tag war auch der wellenförmige Spielverlauf für Amelie Berger. Die Rechtsaußen startete wie das gesamte Team fulminant in die Partie. Die Rechtsaußen verwandelte ihre ersten beiden Würfe mit großer Überzeugung zur 2:0-Führung. Bei ihrem nächsten Versuch wurde Berger durch eine unfaire Aktion von Emma Olsson schmerzhaft ausgebremst. „Amelie hat dadurch ihren Rhythmus verloren“, analysierte Ahlgrimm.

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In der Folge wirkte die Nationalspielerin beim Abschluss verunsichert und ließ einige Chancen liegen. Doch die 25-Jährige fing sich wieder und war mit zwei Treffern in der entscheidenden Phase daran beteiligt, dass die Flames in diesem Duell die Weichen endgültig auf Sieg stellten. „Das hat Amelies Klasse und Erfahrung gezeigt“, sagte Ahlgrimm.

Den Auftritt der Flames in Dortmund bilanzierte Kim Irion in einem Interview nach der Begegnung. „Wir spielen jetzt wieder den Handball, den wir uns vorstellen.“

Redaktion

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