Bensheim. Richtig Zeit, ihr Comeback am Sonntag nach neunmonatiger Verletzungspause sowie ihre Premiere im Trikot der HSG Bensheim/Auerbach zu reflektieren, hatte Amelie Berger bislang nicht. Nach einigen Wochen in einer Handball-WG mit Flames-Torhüterin Vanessa Fehr stand gestern ihr endgültiger Umzug von Dortmund an die Bergstraße an. Während sie am Vormittag in ihrer neuen Wohnung herumwerkelte, sammelte das Umzugs-Team in Dortmund ihre Sachen ein. „In den nächsten Tagen habe ich sicher die Gelegenheit, nochmal über alles nachzudenken.“
Einen passenderen Rahmen für die Rückkehr auf die Bundesliga-Bühne als am Sonntag in der Weststadthalle hätte sich die Linkshänderin jedenfalls nicht vorstellen können. Unter den über 1000 Zuschauern waren Familie und Freunde von Berger. „Besser geht es eigentlich fast nicht“, sagte sie angesichts der stattlichen Kulisse. Schönheitsfehler eines gelungenen Handballtages war das Ergebnis. Mit 27:30 (14:11) mussten sich die Flames nach starken ersten 30 Minuten dem Buxtehuder SV geschlagen geben. „Sehr schade, dass wir uns für die gute Leistung aus der ersten Halbzeit nicht belohnt haben“, urteilte die 23-Jährige.
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In der Schlussphase der Partie löste die Nationalspielerin auf der rechten Außenposition Lotta Heider ab. Einen ersten Abschluss setzte Amelie Berger hinter den Kasten, ihr zweiter Wurf landete zum 22:26 im Netz. „Das war wie eine Erlösung und hat mir gezeigt, dass alles wieder funktioniert.“ Das rechte Knie, an dem sie sich im Februar einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, bereitete ihr keinerlei Probleme. „Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.“
Zwei weitere ursprünglich für das Buxtehude-Spiel geplante Comebacks auf Seiten der Flames fielen aus. Alicia Soffel stand zwar 20 Monate nach ihrer schweren Knieverletzung erstmals wieder im Bundesliga-Kader der HSG, kam in dem engen und körperlich geführten Match allerdings nicht zum Einsatz.
Bis vor einer guten Woche hatte bei Isabell Hurst alles auf den Wiedereinstieg in den Spielbetrieb hingedeutet. Eine erneute Verletzung bremste die Kreisläuferin aus. Im Training kugelte sie sich bei einer Abwehrhandlung teilweise die rechte Schulter aus – zum dritten Mal in ihrer Karriere. „Das ist jedes Mal bei extremen Aktionen passiert.“ Wegen der gleichen Blessur war Hurst seit dem Frühjahr ausgefallen und hatte erst vor der fünfwöchigen EM-Pause Ende Oktober in Oldenburg ihre ersten Spielminuten in dieser Saison absolviert. „Am Anfang hat mich das runtergezogen, inzwischen schaue ich wieder positiv nach vorne“, erklärte die 23-Jährige. Mit einer längeren Fehlzeit rechnet sie nicht. „Wenn alles gut läuft, kann ich im Dezember wieder spielen.“
Froh über Drei-Tore-Rückstand
„Wenn wir es geschafft hätten, zwei gute Halbzeiten zu spielen, wäre etwas drin gewesen“, bilanzierte Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm die Begegnung am Sonntag. Zur Pause lagen die Bensheimerinnen mit 14:11 vorne – nur 14:11, wie Ahlgrimm und BSV-Coach Dirk Leun in ihrer Analyse übereinstimmend feststellten. „Wir können froh sein, dass wir mit drei Toren Rückstand in die Kabine gegangen sind.“ Nach Ansicht von Leun wären 17 Tore für die Flames vor der Pause drin gewesen. „Dann wäre es schwer für uns geworden.“
Eine höhere Führung nach Hälfte eins ließen die Gastgeberinnen aufgrund einer gestiegenen Fehlerquote in den Schlussminuten des Abschnitts liegen. Die Schwierigkeiten im Angriff setzten sich nach Wiederbeginn fort. „Wir haben die erste Viertelstunde in der zweiten Halbzeit absolut verschlafen“, fand Ahlgrimm. „Ich weiß nicht, wo wir waren. Wir haben völlig den Faden verloren.“ Während der starke Buxtehuder Rückraum, in Durchgang eins von den Flames mit hohem körperlichen Aufwand effektiv bearbeitet, vor allem über die linke Seite ins Rollen kam, agierte die HSG in der Offensive zunehmend hektisch. „Wir haben keine spielerischen Lösungen mehr gefunden.“
Die Gäste aus Norddeutschland, nun in allen Bereichen wesentlich griffiger, drehten das Duell und ließen sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. „Kämpferisch kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen, die Mädels haben alles versucht“, so Heike Ahlgrimm.
Bereits am Freitag (2. Dezember) steht für die Flames das Achtelfinale im DHB-Pokal beim Zweitligisten ESV 1927 Regensburg an. In der Liga geht es für Bensheim/Auerbach am 10. Dezember mit der Auswärtspartie bei TuS Metzingen weiter. eh
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