Fußball-Gruppenliga

Aufbruch nach Horror-Jahr

Die FSG Riedrode nutzt erst die allerletzte Chance zum Gruppenliga-Verbleib. Nun geht der Blick wieder nach vorn

Von 
Claudio Palmieri
Lesedauer: 
Riedrodes Trainer Tobias Beltz kam im November 2023 zur FSG und schaffte den Klassenerhalt. Nun kann er mit Blick auf die neue Saison auf ein erfahrenes Trainerteam und gute Rahmenbedingungen bauen. © Berno Nix

Riedrode. Erst in der Relegation entkam die FSG Riedrode dem Abstieg aus der Fußball-Gruppenliga Darmstadt. Jetzt schauen die Blau-Schwarz-Gelben wieder nach vorn. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Rückblickende vier Fragen:

Gab es eine spezielle Ursache für den sportlichen Absturz?

Nein. Das Riedroder Krisenjahr ist eine Verkettung vielfältiger Baustellen. „In den letzten eineinhalb Jahren hatten wir einen ungeplanten Schwund im Kader“, spricht Spielausschusssprecher Thorsten Göck etwa die kurzfristigen Wechsel von Nico Jäger (Herbst 2022) und Jan Hofmann (Sommer 2023) zum TSV Auerbach an. Von Markus Moh Amar trennte sich der Club im Winter. Auch die Langzeitverletzten (Klaudi Buraku, Ilias Hamzi, David Jafari, Tomislav Tadijan) summierten sich. Unterm Strich fehlte es dem FSG-Kader an der nötigen Breite.

Nach Platz fünf und dem Erreichen des Kreispokalfinales ließ zudem die Trainingsbeteiligung in der Sommervorbereitung zu wünschen übrig. Zwischen dem Team und dem langjährigen Chefcoach Duro Bozanovic sowie Co-Trainer Uwe Seibel hatte sich zu viel Routine eingeschlichen. Das war spätestens nach sieben Punkten, neun Niederlagen und 45 Gegentoren in den ersten zwölf Ligaspielen klar. „Wir sind 2019 in unserem ersten Jahr als FSG direkt aufgestiegen und hatten seitdem nie etwas mit dem Abstieg zu tun. Viele Spieler kannten so eine Situation nicht“, räumt Göck ein.

Wie hat sich die FSG aus ihrer misslichen Lage befreit?

Mehr zum Thema

Fußball

Ein Abstieg bei Starkenburgia Heppenheim, der keiner ist

Veröffentlicht
Von
kar/ü
Mehr erfahren
Fußball

Fußballer der FSG Bensheim sind in der Offensive „breiter aufgestellt“

Veröffentlicht
Von
maz
Mehr erfahren
Vor der neuen Saison

Elmshausen trotzt der Fußballer-Weisheit

Veröffentlicht
Von
fred
Mehr erfahren

Hat sich die FSG wirklich befreit – oder haben vor allem äußere Umstände dazu beigetragen? Darüber lässt sich streiten. „Für mich sind wir sportlich abgestiegen“, meint Göck und ruft in Erinnerung: „Nur durch die historische Begebenheit, dass es am Ende nur zwei direkte Absteiger gab und der Drittletzte in die Relegation durfte, haben wir noch mal eine Chance bekommen.“

Im Lauf der Saison hatte die FSG fast immer enttäuscht, wenn der Sprung aus der Abstiegszone möglich war. Die Niederlagen in den direkten Duellen gegen die SG Wald-Michelbach (2:4), Auerbach (3:5) und vor allem der Heim-K.o. gegen die SKG Bickenbach (1:4) im letzten Rundenmatch taten weh. In der Relegation bewiesen die Riedroder gegen die SG Unter-Abtsteinach (2:0, 5:2) und im Endspiel gegen die SG Arheilgen (3:0) derweil, dass sie nicht in die Kreisoberliga gehören. Zur Wahrheit gehört auch: Mit 24 Punkten schloss die FSG die Rückserie auf Platz sechs ab.

Was war entscheidend für die Rettung?

Auch wenn der Rücktritt von Bozanovic und Seibel Mannschaft, Sportvorstand und Vereinsbosse zunächst schockte: Es spricht für den Ex-Chefcoach und seinen „Co“, dass sie Anfang Oktober die Zeichen der Zeit erkannten und den Weg für neue Ideen freimachten.

Bei der Trainersuche ließ sich der klassenhöchste Ried-Club nicht hetzen. „Wir haben immer an unsere Stärken geglaubt und uns nie unter Druck setzen lassen, weil wir genaue Vorstellungen davon hatten, was für einen Trainer wir wollen“, macht Sportchef Göck deutlich. Mit dem jungen B-Lizenz-Inhaber Tobias Beltz ergab sich die Wunschlösung. Zuvor hatte schon das Interimstrainer-Trio Nabil Hamzi, Chris Keilmann und Tomislav Tadijan Ruhe einkehren lassen. „Der Verein steht zusammen, auch wenn es mal nicht so läuft“, lautet Göcks wichtigste Erkenntnis.

Was spricht für eine bessere Saison 2024/25?

Die Rahmenbedingungen. Chefcoach Beltz stehen mit dem neuen Co-Spielertrainer Christian Telch (früher unter anderem Zweitliga-Profi bei Kickers Offenbach) und den beim 1. FC Kaiserslautern ausgebildeten Torwarttrainer Chris Keilmann zwei hochklassig erprobte Assistenten zur Seite. „Ich glaube, das ist selbst für die Gruppenliga einmalig“, zeigt sich Göck stolz.

Nagelneu ist der Kunstrasenplatz. Der Austausch begann nach der Relegation und wurde vor wenigen Tagen fertiggestellt. Insgesamt neun neue Spieler sollen die Probleme in der Kaderbreite beheben – auch qualitativ. Mit dem 20-jährigen Offensivtalent Adam Zbairi (Rot-Weiss Darmstadt) lotste Beltz vor kurzem noch einen seiner früheren Jugendspieler ins Ried.

Mit Verbandsliga-Absteigern wie dem VfR Fehlheim oder Eintracht Wald-Michelbach wird die Qualität der Gruppenliga Darmstadt indes wohl nicht geringer. „Die Gegner haben sich gut verstärkt“, weiß Göck. Insgesamt wirkt die FSG aber besser aufgestellt als noch vor zwölf Monaten. Und so ein Horrorjahr hinter sich lassen zu können, kann auch Kräfte freisetzen.

Freier Autor Geboren in Viernheim, aufgewachsen in Bürstadt. Freier Mitarbeiter seit 2009

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke