Abfallwirtschaft

Wenn das Müllauto eigenständig Straßenschäden und Funklöcher an der Bergstraße meldet

Bei einem Symposium des ZAKB in Bensheim blickten Experten auf Entwicklungen rund ums Thema Smart City

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tr/red
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Auch an der Abfallwirtschaft soll der Trend zur Smart City nicht vorbeigehen. Müllautos könnten beispielsweise künftig selbstständig Straßenschäden und Funklöcher melden, Abfallcontainer Bescheid geben, wenn sie geleert werden müssen. © Sidenstein

Bergstraße. Müllfahrzeuge, die selbstständig Schlaglöcher melden, und Abfallcontainer, die Bescheid geben, wenn se voll sind: Bei einem Symposium in Bensheim anlässlich seines 20-Jahre-Jubiläums hat der Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB) einen Blick in die Zukunft der Kommunalwirtschaft geworfen. Vor Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik wurden in Bensheim vorrangig die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation diskutiert.

Experten erläuterten Megatrends und aktuelle Entwicklungen mit direktem Bezug zur Praxis in den Kommunen vor Ort. Smart City lautete das Stichwort. Der Begriff beschreibt gesamtheitliche Entwicklungskonzepte, die darauf abzielen, Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten.

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Dabei kam auch die Abfallentsorgung von morgen zur Sprache. Die Prognose: Sammelfahrzeuge melden Straßenschäden und Funklöcher, intelligente Abfallcontainer sagen Bescheid, wenn sie geleert werden müssen. Und vernetzte Ampeln bieten den Müllwerkern freie Fahrt auf ihrer Tour von Haushalt zu Haushalt. Damit dieser digitale Wandel gelingen könne, müssten Kommunen und Entsorger an einem Strang ziehen, so der Tenor. ZAKB-Geschäftsführer Sascha Bocksnick definierte das Ziel des Verbands im Kontext neuer Technologien nicht in der Einsparung von Mitarbeitern, sondern in der Vereinfachung von betrieblichen Abläufen, die den Beschäftigten die Arbeit erleichtern.

Chancen und Herausforderungen

Im Fokus des Symposiums stand die Frage: Welche Chancen und Herausforderungen bringt die digitale Transformation für die Kommunalwirtschaft? Die Antworten gaben renommierte Referenten wie Zukunftsforscher Norbert Hillinger, Steffi Brauer und Tobias Küfner von der Fujitsu Services GmbH sowie Heinz-Josef Dornbusch und Nico Schulte aus dem INFA-Institut. Sie präsentierten aktuelle Trends, beleuchteten neuste Entwicklungen und spannten einen Bogen in die Praxis. Für die Beratung über Lösungen aus der Informations- und Telekommunikationstechnologie war die COM plan + service GmbH aus Viernheim mit einem Stand vor Ort.

„Heute werden wir den Blick nach vorne richten und gemeinsam über die Zukunft der Kommunalwirtschaft nachdenken“, begrüßte Jonas Thiede, Geschäftsführer des ZAKB die rund 100 Gäste im großen Saal des Bürgerhauses. In der anschließenden Eröffnungsrede stellte Christian Engelhardt, Landrat und Verbandsvorsitzender des ZAKB, das große Potenzial der Digitalisierung für Kommunen sowie die Region heraus und stimmte das Publikum auf den thematischen Schwerpunkt der Veranstaltung ein.

Doch bevor die Teilnehmer ihren Fokus auf die Praxis lenkten, zeichnete Norbert Hillinger, Zukunftsforscher und Trendscout aus Berlin, ein großes Bild aus globalen Megatrends, technologischen Entwicklungen und innovativen Neuerungen.

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Neben den übergeordneten Themen wie Mobilität, Gesundheit, Konsum und Kommunikation thematisierte Hillinger auch Anwendungen, die in absehbarer Zukunft bereits im Einsatz sein könnten: Gebäude und Nahrung aus dem 3D-Drucker, autonome Fahrzeuge und eigenständige Roboter sowie künstliche Intelligenz, die Abläufe optimiert, Organisation verbessert und Entscheidungen blitzschnell trifft.

Steffi Brauer und Tobias Küfner von der Fujitsu Services GmbH rückten die Perspektive in ihrem Vortrag auf die Städte der Zukunft, sogenannte Smart Cities, die unter anderem mithilfe vernetzter Systeme und Maschinen den Alltag der Bewohner und die Steuerung durch die kommunale Verwaltung prägen könnten.

Auch an der Abfallentsorgung werde der Fortschritt nicht vorbeigehen, erläuterten die beiden Referenten die Überlegungen zu intelligenten Abfallcontainern, Sammelfahrzeugen und Ampelschaltungen.

Damit dieser digitale Wandel gelingen könne, müssten Kommunen und Entsorger an einem Strang ziehen und die richtigen Entscheidungen treffen. Was es dabei zu beachten gibt, welche technischen Lösungen geeignet sind und wie man diesen Prozess bestmöglich steuert, beantworteten Heinz-Josef Dornbusch und Nico Schulte aus dem INFA-Institut.

Anschließend fiel das Rampenlicht auf die Abfallwirtschaft im Kreis Bergstraße. In seinem Vortrag glich Sascha Bocksnick, Geschäftsführer des ZAKB, die Zukunftsvisionen aus den vorangegangenen Vorträgen mit der Wirklichkeit ab, gab einen Ausblick auf die Erweiterung des Abfallwirtschaftszentrums in Heppenheim und zeigte auf, wo sich der ZAKB schon heute auf den Weg gemacht hat, die Abfallwirtschaft von Morgen zu gestalten.

Abläufe vereinfachen

Dabei räumte er auch mit einem häufig in der Debatte um die Digitalisierung hervorgebrachten Vorurteil auf. „Das Ziel unseres Technikeinsatzes ist es nicht, Beschäftigte einzusparen, sondern Abläufe zu vereinfachen und die Mitarbeiter zu unterstützen. So entstehen eher Freiräume für weitere Tätigkeiten.“ Auch würden technische Lösungen dabei helfen, die Fähigkeiten von Beschäftigten gezielter einzusetzen und die Arbeit besser an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen, so Bocksnick. tr/red

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