Bergstraße. Nachdem es im vergangenen Jahr aufgrund der Pandemie noch zu Auflagen gekommen war, kann die Bergsträßer Weinlagenwanderung 2023 wieder ohne Einschränkungen durchstarten. Die 34. Auflage der feuchtfröhlichen Maitour findet diesmal an einem Montag statt.
Einige Vorgaben müssen sein
Ganz ohne Vorgaben geht es aber trotzdem nicht: Der Kreis Bergstraße hat sich mit den teilnehmenden Städten Heppenheim, Zwingenberg und Bensheim erneut darauf geeinigt, die gesamte Wanderstrecke mit einer Gesamtlänge von rund 17 Kilometern als ein riesiges Veranstaltungsgebiet festzusetzen.
Wenn das Areal als Festmeile definiert ist, haben die Veranstalter eine rechtliche Handhabe, sowohl den Einlass als auch das Mitführen gefährlicher Gegenstände kontrollieren zu können. Auch Alkohol im Gepäck ist tabu, wenn es sich nicht um Bergsträßer Weine oder Sekte handelt, die vor Ort erworben werden. Laut Regularien dürfen entlang der Strecke nur Eigengewächse angeboten werden. Das Mitführen alkoholfreier Getränke ist nach wie vor erlaubt. Das Pfand-System (zwei Euro pro Flasche) im Weinberg wurde 2018 eingeführt und habe sich nach Angaben der Veranstalter ebenso bewährt wie die erhöhte Zahl der Toilettenanlagen und der Abfalltüten- und -Container.
Wendepunkt im Jahr 2017
Damit konnte ein altes Problem der Weinlagenwanderung zumindest etwas eingedämmt werden: der Müll. Das Sorgenjahr 2017 war ein Wendepunkt der Traditionsveranstaltung. Aufgrund vieler Hinterlassenschaften im und abseits der Weinberge sowie alkoholbedingter Ausfälle menschlicher Natur wurde noch im gleichen Jahr von Verband, Kreis und Kommunen ein neues Konzept angekündigt, um diesen Entwicklungen Herr zu werden: mehr Mülleiner, mehr Toiletten und mehr Sicherheitspersonal.
In der Festordnung heißt es ausdrücklich: „Ein Anspruch der Allgemeinheit auf Benutzung des Geländes besteht nicht.“ Die Gastgeber können ein Marktrecht geltend machen und Personen vom Gelände verweisen. Der Effekt war spürbar: Die Ausgabe 2018 lief in deutlich geordneteren Bahnen als im Jahr zuvor. Die Kontrollen und die Präsenz einer Security hatten ihre Wirkung gezeigt.
Sonderverkehr auf der Bergstraßen-Buslinie
- Am 1. Mai wird auf der Buslinie 670/669 Alsbach „Am Hinkelstein“ bis Bahnhof Heppenheim ein Sonderverkehr eingerichtet.
- Die Busse rollen während der Hauptzeiten (8-20 Uhr) im 15-Minutentakt (ansonsten stündlich). Die Strecke vom Bahnhof Heppenheim nach Süden bis zur Gießener Straße wird nur stündlich gefahren.
- Wegen einer Baustelle an der Bahnstrecke zwischen Darmstadt und Bickenbach kann diese Teilstrecke am 1. Mai nicht befahren werden, ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet (Umstiege in Darmstadt und Bickenbach erforderlich). Fahrgäste sollten sich bei der Bahn über eventuelle Änderungen und die aktuellen Fahrpläne informieren, raten die Veranstalter.
- Wer aus Richtung Darmstadt kommt, könnte auch in Alsbach aus- und von der Schiene in den Busshuttle umsteigen. tr
Die 34. Weinlagenwanderung dauert wie gewohnt von 9 bis 18 Uhr. Entlang der Strecke zwischen den Lagen Zwingenberger Alte Burg und Heppenheimer Steinkopf gibt es sechs offizielle Probierstände, die auch die originalen Stielgläser verkaufen. Das Glas kann für jeden weiteren Wein auf der Strecke verwendet werden und bleibt im Eigentum des Käufers. An den Weinständen sind außerdem kostenlose Wanderpässe erhältlich. Wer an mindestens fünf Ständen einen Stempel sammelt, kann an einer Verlosung von Weingutscheinen teilnehmen - eine Volljährigkeit vorausgesetzt.
Landrat Christian Engelhardt, Schirmherr der Weinlagenwanderung, bezeichnet die Veranstaltung als besonderen Höhepunkt im Kreis Bergstraße: „Für unsere Region und für unseren Wein ist die Weinlagenwanderung eine großartige Werbung.“ Auch der Weinbauverband Hessische Bergstraße verweist auf den Marketing-Charakter des Events für den regionalen Wein, der aber auch eine wichtige Einnahmequelle für die Interessenvertretung der Weinerzeuger ist. Mit dem Erlös werden unter anderen Werbemaßnahmen für das Anbaugebiet finanziert.
Durststrecke in der Pandemie
Nach der zweijährigen Durststrecke aufgrund der Pandemie hatte der Verband auf eine erfolgreiche Tour 2022 gehofft, da die Zwangspause ein veritables Loch in der Kasse hinterlassen hatte. Zwar wurden 2022 keine Rekorde gebrochen, doch der Neustart - die Planungen noch von der Pandemie beeinflusst - wurde allgemein als gelungen eingeordnet. Und auch das Wetter hatte mitgespielt. In guten Jahren spült die beliebte Maitour 20 000 bis 30 000 Besucher durch die Region.
Die Idee zu einer solchen Tour durch die Landschaft hatten eine Handvoll Bergsträßer Jungwinzer während eines Ausflugs an der Ahr. Bei der denkwürdigen Premiere 1988 waren knapp 5000 Menschen unterwegs, die den Weinvorrat nach wenigen Stunden ausgetrunken hatten.
Die Kinderkrankheiten waren früh gelindert, die Organisation verfeinert. Zuletzt wurde der Ausschank in der Lage Bensheimer Streichling aufgegeben, da sich die Lage laut Organisatoren als nicht ideal herausgestellt habe. Bereits 2016 hatte der Verband den Stand am Heppenheimer Schlossberg dauerhaft gestrichen; damals aufgrund der eher geringen Frequentierung der ehemals südlichsten Etappe.
Gleich geblieben ist die Motivation, das Anbaugebiet an seinen Wurzeln zu repräsentieren nach dem Motto „Wein genießen, wo er wächst!“ Verantwortlich für die Koordination der Weinstände ist der stellvertretende Verbandsvorsitzende Johannes Bürkle aus Zwingenberg. Seinen Angaben zufolge hat sich die Anzahl der verfügbaren Hände im Vergleich zum vergangenen Jahr noch einmal reduziert: Das liege zum einen an den Nachwehen der Pandemie, zum anderen an der Tatsache, dass auch engagierte Winzer und Helfer älter werden und sich sukzessive von der Großveranstaltung zurückziehen. „Ein paar Leute hätten wir schon noch gebrauchen können“, so Bürkle.
Mehr als 150 Menschen im Einsatz
Stellvertretend für die gastgebenden Städte bedankt sich Bensheims Bürgermeisterin Christine Klein beim Organisationsteam sowie allen Helfern: „Die Weinlagenwanderung ist ein echter Publikumsmagnet und zieht viele Gäste an die Bergstraße.“ Doch dies könne man nur meistern, weil mehr als 150 Menschen im Einsatz sind und für Verköstigung, Sicherheit und Sauberkeit sorgen.
Auch Klein appelliert daher an die Besucher, den Müll nicht in den Weinbergen und Wohngebieten, sondern in den dafür vorgesehenen Behältern an den Weinständen und entlang der Strecke zu entsorgen. Darüber hinaus sollte man darauf achten, sich nur auf den vorgesehenen Wegen zu bewegen. Die Strecke ist ausgeschildert.
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