Interview

Weinheimer ist erfolgreichster Synchronsprecher Deutschlands

Der gebürtige Weinheimer Frank Röth ist „Die Stimme“ 2024. Im Gespräch verrät er, was ihn zu einem der erfolgreichsten Synchronsprecher Deutschlands macht.

Von 
ik/ü
Lesedauer: 
Der aus Weinheim stammende Frank Röth wurde jetzt mit dem Deutschen Schauspielpreis in der Kategorie „Beste Synchronarbeit“ ausgezeichnet. © DPA

Weinheim/Berlin. Seine Stimme ist gefragt. Frank Röth ist einer der erfolgreichsten Synchronsprecher Deutschlands, außerdem Schauspieler und Autor. Dabei begann seine Karriere in Weinheim – mit dem Spielfilm „Kolp“, der vor 40 Jahren in Weinheim und im Odenwald entstand. Jetzt wurde der 65-jährige Wahl-Berliner mit dem Deutschen Schauspielpreis in der Kategorie „Beste Synchronarbeit“ als „Die Stimme“ ausgezeichnet. Die Stadt Weinheim zieht nach und ehrt Röth am Samstag, 26. Oktober, im Rathaus durch den Eintrag ins Goldene Buch. Im Interview spricht Frank Röth über spannende Herausforderungen, Vielseitigkeit und Heimatgefühle.

Herr Röth, zunächst mal Gratulation zur Auszeichnung! Wie ist das für Sie, „Die Stimme“ zu sein?

Frank Röth: Das ist natürlich eine tolle Anerkennung meiner Arbeit und freut mich sehr. Die Konkurrenz war stark, aber es hat mich getroffen.

Gab’s den Preis für eine bestimmte Sprechrolle oder gar für das Lebenswerk?

Röth (lacht): Ich bin zwar schon 65, aber für das Lebenswerk wohl noch zu jung. Den Preis gab es nicht für eine bestimmte Rolle, sondern für meine vielfältige Arbeit. Bei der Preisverleihung wurden zum Beispiel Einspieler gezeigt aus Harry-Potter-Filmen, in denen ich David Thewlis als Remus Lupin synchronisiert habe, und aus „Ziemlich beste Freunde“. In dem Film spreche ich François Cluzet, der den querschnittsgelähmten Philippe spielt.

Sie haben aber auch Bill Pullman in der Krimiserie „The Sinner“ und Mark Rylance in der deutschen Synchronfassung des Films „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ synchronisiert. Dabei handelt es sich um ganz unterschiedliche Charaktere …

Röth: Ja, und das ist auch die spannende Herausforderung. Ich bin bekannt dafür, ein differenzierter Schauspieler zu sein. Ich werde eher für die komplizierten Sachen gebucht und weniger für die Blockbuster. Superhelden sind nicht so mein Fach.

Die deutsche Stimme von Bruce Willis oder Robert De Niro würde man erkennen. Ihre aber nicht. Woran liegt das?

Röth: Meine Stimme ist relativ neutral und universell einsetzbar. Das hat schon viele Vorteile, weil ich dadurch nicht so festgelegt bin. Und auch vom Altersspektrum her bin ich variabel – von Mitte 40 bis 70 ist alles drin.

Wie funktioniert Synchronsprechen überhaupt?

Röth: Man muss gut hinhören, aber auch hinsehen können, damit die deutsche Fassung auf die Originalsprache passt. Dabei geht es besonders um Rhythmus, der ja auch viel über den Charakter der Figur aussagt. Man muss immer mit dem Mundverschluss des Darstellers auf der Leinwand sprachlich übereinstimmen. Um da synchron zu wirken, übersetzt man beispielsweise den amerikanischen Ausdruck „buddy“ im Deutschen mit „Kumpel“. Da passt das „p“ in Kumpel zum „b“ in buddy.

Es geht also um die perfekte Einheit?

Röth: Das stimmt! Im besten Fall entsteht so die Illusion, dass der Schauspieler auf der Leinwand deutsch spricht. Aber das perfekte Kopfkino entsteht immer nur in Verbindung mit dem Bild.

Wie nähern Sie sich den Figuren, die Sie synchronisieren?

Röth: Man darf die Sprache nicht einfach kopieren, sondern muss den Charakter auf der Leinwand mit seiner eigenen Individualität verbinden. Und die Emotionen müssen natürlich auch passen.

Über Frank Röth

  • Frank Röth, geboren am 7. Juli 1959 in Weinheim, ist ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher und Drehbuchautor.
  • Er absolvierte seine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München und begann seine Karriere in den 1980er-Jahren.
  • Seitdem ist er in zahlreichen TV- und Filmproduktionen zu sehen und hat sich auch als Synchronsprecher etabliert.
  • Besondere Bekanntheit erlangte er durch seine Synchronisation internationaler Stars wie David Thewlis (als Remus Lupin in den „Harry Potter“-Filmen) und François Cluzet (in „Ziemlich beste Freunde“). Zudem hat er Daniel Day-Lewis im Film „Lincoln“ die deutsche Stimme geliehen.
  • Röth hat zudem seine stimmliche Vielseitigkeit in verschiedenen Hörspielen unter Beweis gestellt. red/ü

Als Zuschauer merkt man schnell, wenn bei der Synchronisation gespart wurde.

Röth: Es gibt natürlich auch so etwas wie „Discounter“ in diesem Geschäft. Und das hört man. Aber Deutschland ist immer noch Weltmarktführer. Es gibt kein anderes Land, in dem besser synchronisiert wird.

Die Synchronisation ist aber nur eins Ihrer Standbeine. Wie sieht es mit der Schauspielerei aus?

Röth: Das Synchronsprechen hat sich in den letzten Jahren zu meiner Haupttätigkeit entwickelt, dazu mache ich noch Hörbücher und arbeite als Sprecher für Dokus bei Arte oder dem ZDF. Ich bin zum Glück breit aufgestellt und vielseitig. Aber auch die Schauspielerei spielt noch eine Rolle. Vor drei Jahren habe ich zum Beispiel mit Weltstar Cate Blanchett als deren Leibarzt in „TÁR“ gespielt. Das war natürlich schon ein Highlight. Und letztes Jahr wurde das Bühnenstück „Die Ermittlung“ über die Auschwitz-Prozesse verfilmt. Da war das „Who is who“ des deutschen Films dabei. Ein wahnsinnig intensiver Film. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich mir die Rosinen rauspicken kann.

Was lieben Sie an Ihrem Beruf besonders?

Röth: Am meisten mag ich, dass man nie weiß, was noch alles passiert. Dazu muss man offen und neugierig bleiben.

Mehr zum Thema

Genuss

Lampertheimer „Soßen-Willi“ plaudert im Fernsehen

Veröffentlicht
Von
ri/ü
Mehr erfahren
Blaulicht/Fernsehen

Mordfall aus Lampertheim bei Aktenzeichen XY ungelöst

Veröffentlicht
Von
pol
Mehr erfahren
Vorentscheid

Nina Kaltwasser bei der Wahl zur Deutschen Weinkönigin 2024

Veröffentlicht
Von
red/kel
Mehr erfahren

Sie sind ursprünglich Weinheimer, haben Ihre Kindheit und Jugend hier verbracht. Heute leben Sie mit Ihrer Familie in Berlin. Was verbindet Sie noch mit Ihrer früheren Heimatstadt?

Röth: Vor allem meine Schwester Jeanette, die hier im letzten Jahr das Theaterstück „Schweinebucht“ produziert hat. Als ich extra für die Premiere nach langer Zeit wieder hierhergekommen bin, war ich überrascht, wie stark ich auf Weinheim reagiert habe. Da war gleich ein echtes Heimatgefühl, das in mir aufkam. Es ist im Gegensatz zum Moloch Berlin alles so schön hier – der Marktplatz und die Burgen, die entspannten Menschen. Ich habe alte Bekannte getroffen, das war schon ein tolles Gefühl. Und dann verbindet mich mit Weinheim natürlich der Spielfilm „Kolp“, den ich 1983 hier und im Odenwald gedreht habe und der 1984 in die Kinos kam. Daran habe ich schöne Erinnerungen.

Ihre Heimatstadt ehrt Sie jetzt – auch anlässlich des 40-jährigen Jubiläums von „Kolp“ – mit dem Eintrag ins Goldene Buch.

Röth: Ja, das ist eine große Ehre und eine große Freude für mich. Ich war sehr überrascht, als ich die Einladung bekommen habe. ik/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger