Bergstraße. Noch immer gibt es im Fall der getöteten 36-Jährigen aus Lampertheim keine bahnbrechenden Erkenntnisse. Das erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt, Joachim Hauschild, am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Jetzt haben sich die Ermittlungsbehörden dazu entschlossen, auch überregional nach Zeugen und Hinweisgebern zu suchen – nun über das Fernsehen. Der Lampertheimer Fall ist deshalb am Mittwoch Thema in der Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“. Diese wird um 20.15 Uhr im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) ausgestrahlt.
Gewebe- und toxikologische Untersuchungen im Labor
Etwas mehr als zwei Wochen ist es inzwischen her, dass die Mutter zweier Kinder auf einem Waldweg zwischen der Lampertheimer Innenstadt und dem Stadtteil Neuschloß tot aufgefunden wurde. Doch Polizeiarbeit braucht Zeit.
Aktenzeichen XY am Mittwoch
- Das Tötungsdelikt, das sich am Mittwoch, 16. September, in Lampertheim zugetragen hat und bei dem eine 36-jährige Frau aus der Stadt ihr Leben verlor, ist nun Teil der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“. Der Fall wird am Mittwoch, 2. Oktober, ab 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.
- In der Sendung wird eine Ermittlerin der eingerichteten Mordkommission „1609“ mit Moderator Rudi Cerne über den Fall sprechen und weiter nach Zeugen und Hinweisgebern gesucht.
- Die Mordkommission hat zudem unter der Rufnummer 06151/969-5 31 11 ein Hinweistelefon eingerichtet, welches auch am Mittwochabend zur Sendezeit besetzt ist.
- Alternativ können sich Hinweisgeber auch über folgende E-Mail-Adresse melden: hinweis1609.ppsh@polizei.hessen.de.
So besagte das vorläufige Obduktionsergebnis zwar schon wenig später, dass die Messerstiche, die man am Körper der Frau fand, zum Tod geführt hatten. Doch auf die Größe des Täters beziehungsweise der Täterin oder auf die Haltung während des grausamen Vorgehens können die Ermittler erst nach dem Vermessen der Stichkanäle schließen. „Gewebe- und toxikologische Untersuchungen folgen außerdem“, so Oberstaatsanwalt Joachim Hauschild. Bis das Ergebnis solcher Laboruntersuchungen vorliege, gehe es oft einige Wochen.
Gerüchte, die besagen, dass es bereits eine Verhaftung gegeben habe, weist Hauschild derweil deutlich als falsch zurück. Weder gehen Polizei und Staatsanwaltschaft bislang von einer Beziehungstat aus, noch gibt es Hinweise auf eine Vergewaltigung, bevor die Frau umgebracht wurde.
Erkenntnisse, dass das Opfer Kontakt zum kriminellen Milieu gehabt haben könnte, gibt es nicht. „Wir haben schlicht noch keinen Pfad, auf dem wir mit unseren Ermittlungen weitergehen wollen“, macht der Oberstaatsanwalt deutlich.
Dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner Lampertheims in dieser Situation unwohl fühlen, versteht Joachim Hauschild gut. Beruhigen kann er immerhin insofern, dass es keinen Hinweis auf einen Serientäter gibt: „Die Tat scheint mit keiner anderen Tat in Zusammenhang zu stehen.“
Der Lampertheimer Fall bleibt kompliziert. Die Tatwaffe wurde noch nicht entdeckt. Ein Bewegungsprofil anhand von Spuren im Wald zu rekonstruieren, ist schwierig. Es werden auch DNA-Spuren untersucht. „Davon gab es natürlich jede Menge im Wald. Bisher konnten sie allerdings noch keinem konkreten Verdächtigen oder Beschuldigten zugeordnet werden“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ob die Lampertheimerin verwechselt wurde und so zum Zufallsopfer wurde, ist ebenfalls unklar.
Eine Rekonstruktion der Tat bislang nur begrenzt möglich
Auch die Tat zu rekonstruieren sei bislang nur begrenzt möglich gewesen. „Dafür wissen wir noch zu wenig“, macht Hauschild deutlich. „Deshalb mussten wir uns auf ein paar Punkte beschränken.“
Seit 2020 drei Bergsträßer Fälle im TV
Schon mehrmals waren Kriminalfälle aus dem Kreis Bergstraße in den vergangenen Jahrzehnten Thema bei „Aktenzeichen XY ungelöst“. Zuletzt ging es um folgende Kriminalfälle.
- Postraub in Lorsch: Am 12. April 2023 stand der Überfall auf einen Schreibwarenladen mit angegliederter Postfiliale in Lorsch im Mittelpunkt eines Beitrags der Sendung. Am 30. Dezember 2021 um kurz nach 18 Uhr hatte der Täter damals den Laden betreten, bedrohte die 62 Jahre alte Angestellte mit einer Schusswaffe. Er schlug sie, versprühte Reizgas – und konnte entkommen. Bargeld, das er aus der Tageskasse sowie aus einem Tresor klaute. Unter dem Titel „Elf Minuten Todesangst“ wurde die durch Überwachungskameras festgehaltene Straftat durch Schauspieler nachgestellt. Nach der Ausstrahlung waren drei Hinweise eingegangen. Gefasst ist der Täter bis heute nicht.
- Mord in Lindenfels: Zu einem entscheidenden Hinweis führte „Aktenzeichen XY ungelöst“ bei im Jahr 1986 verübten Mord an der Lindenfelser Schülerin Jutta Hoffmann. Erst knapp zwei Jahre später – am 10. Februar 1988 – findet ein Spaziergänger die sterblichen Überreste des Mädchens in einem Waldstück bei Lindenfels. Doch ihr Tod bleibt zunächst ungesühnt – fast 37 Jahre lang. Im März 2023 dann die entscheidende Wendung. Ermittler des Landeskriminalamtes Hessen bringen den Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ noch einmal an die Öffentlichkeit. Sie sind dem Täter auf der Spur. Nur ein entscheidendes Puzzleteil fehlt. Tatsächlich bringt die Sendung den entscheidenden Hinweis und sechs Tage später wird Peter F. festgenommen. Im Dezember 2023 wird er vom Schwurgericht Darmstadt zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Dagegen hat die Verteidigung Revision eingelegt. Das Verfahren läuft.
- Banküberfall in Affolterbach: Am 12. August 2020 befasste sich „Aktenzeichen XY ungelöst“ mit einem am 9. Juli 2019 verübten Überfall auf die Filiale der damaligen Volksbank Überwald-Gorxheimertal in Affolterbach. Ein bewaffneter Mann, zwischen 50 und 60 Jahre alt, hatte am 9. Juli 2019 gegen 16.50 Uhr die Filiale der Volksbank Überwald-Gorxheimertal in der Hauptstraße in Affolterbach überfallen und war mit mehreren Tausend Euro geflüchtet. 4,42 Millionen Menschen sahen die Sendung. 14 neue Hinweise gingen bei der Polizei ein. Dennoch konnte der Täter nicht gefasst werden. kel
Beispielsweise haben die Ermittler ausprobiert, wie weit man Schreie im Lampertheimer Wald hören kann. Das lasse sich später dann mit Aussagen von Zeugen abgleichen und es werde klar, wie plausibel die Schilderungen sind.
Nach der Tat seien zwar natürlich schon etliche Hinweise bei der Polizei eingegangen. Doch bisher sei noch nichts Entscheidendes dabei gewesen, betont der Oberstaatsanwalt.
Deshalb will das Ermittlerteam der Mordkommission „1609“ jetzt noch stärker in die Öffentlichkeit gehen. Der Termin der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ habe da gut gepasst, meint Hauschild.
In der Sendung wird eine Ermittlerin mit Moderator Rudi Cerne über das Lampertheimer Tötungsdelikt und ihre Arbeit an dem Fall sprechen.
Zudem wollen Staatsanwaltschaft und Polizei die Sendung nutzen, um einige Fragen an die Zuschauerinnen und Zuschauer zu stellen, darunter beispielsweise: Wer hat sich am Montag, 16. September, vormittags im Waldgebiet zwischen dem Bürstädter Parkplatz Ecke Wasserwerkstraße/St. Wendelin-Straße und dem Waldparkplatz Lampertheim aufgehalten? Oder: Wer hat verdächtige Beobachtungen im Wald und rund um den Wald gemacht? Vielleicht kommen die entscheidenden Hinweise ja auf diesem Weg, hoffen Hauschild und seine Kollegen.
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