Verkehr

Stärken und Schwächen von Bus und Bahn an der Bergstraße

Vertreter von Bergsträßer Initiativen unternahmen eine Tour durch Südhessen

Von 
red
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Auf dem Bahnhofsvorplatz in Bürstadt berichtete Martina Moldon (Dritte von links), wie der ADFC-Kreisverband Bergstraße sich für den Rad- und Fußverkehr in der Region stark macht. © Netzwerk bergstraße.mobil

Bergstraße. Mitglieder des Netzwerks „Bergstraße mobil“ hat mit dem 9-Euro-Ticket das südliche Hessen im Uhrzeigersinn umrundet. Die Tour mit Bus und Bahn sollte für das Volksbegehren „Verkehrswende Hessen“ werben.

Wie Netzwerk-Sprecher Peter Castellano berichtete, wurde an vier Stationen über Projekte gesprochen, die nötig sind, um mehr Menschen von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu überzeugen. Deshalb waren auch Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), von BUND, „Anders Mobil Odenwald“ und des Klimabündnisses Bergstraße dabei.

Die erste Etappe führte vom Bensheimer Bahnhof auf der Nibelungenbahn nach Bürstadt. Dort berichtete Martina Moldon, Mitglied im ADFC-Kreisvorstand, von den Ergebnissen des bundesweiten „Fahrrad-Klima-Tests“. Bürstadt belegte in der Größenklasse unter 20 000 Einwohner unter 418 Teilnehmern den 357. Platz.

Auf der Riedbahn ging es weiter nach Gernsheim. Dort hörten die Teilnehmer von den Schwierigkeiten an den Übergängen der Verkehrsverbünde RMV und VRN. Zwischen Groß-Rohrheim und Riedstadt-Goddelau klaffe nicht nur eine Lücke zwischen den Endpunkten der S-Bahnen beider Verbünde. Der Übergangstarif sei kaum zu verstehen. Das Gleiche gelte für den Abschnitt Zwingenberg-Darmstadt entlang der Bergstraße.

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Wie kompliziert es ist, verdeutliche Castellano an einem Beispiel: Wer von Gernsheim, Biebesheim oder Bickenbach in die Innenstädte von Mannheim oder Heidelberg will, muss zwei Fahrscheine an zwei verschiedenen Orten kaufen. Fahrscheine des Übergangstarifs können nicht im Internet digital gelöst werden. „Das weckt besonders bei Gelegenheitskunden kaum Begeisterung für den ÖPNV“, sagte Castellano.

Dringend nötig sei es, den Geltungsbereich des Übergangstarifs auszuweiten, ergänzt um ein bundesweit gültiges Tarifangebot für den Nah- und Fernverkehr, „das auch mehr als neun Euro pro Monat kosten darf“.

Castellano sieht die Mobilität zwischen den Zentren entlang der Bergstraße und Groß-Rohrheim sowie dem Kreis Groß-Gerau als weiteres Problem. Die Buslinie 44 sei zwar kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie ab Klein-Rohrheim bis Groß-Rohrheim verlängert worden. „Bevor sich das Angebot etablieren und einen Anschluss an die S-Bahn herstellen konnte, wurde es eingestellt. Ein Beispiel für eine schlecht gelaufene kreisübergreifende Kooperation.“

Am Gernsheimer Bahnhof hätte die Gruppe fast den Bus verpasst, weil die Haltestelle wegen einer Baustelle verlegt worden war und der Fahrer zwei Minuten vor der fahrplanmäßigen Zeit abfahren wollte.

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Über Griesheim, Darmstadt und Groß-Umstadt ging es nach Michelstadt. Dort wurden die Reisenden von Tanja Hergenhahn empfangen, Sprecherin von „Anders mobil“. Die 2020 gegründete Gruppe versucht, die Verkehrswende im Odenwaldkreis voranzutreiben. Im Bahnhof von Hetzbach erzählte Castellano die Erfolgsgeschichte der Odenwaldbahn. Um 2005 wurde die Strecke modernisiert. Die Fahrgastzahlen überstiegen alle Prognosen. 2020 haben die Anliegerkommunen mit dem RMV in der „Erbacher Erklärung“ den Willen für Taktverdichtungen und den Ausbau der Strecke bekundet. Die Bahn verbindet Eberbach über Erbach mit Darmstadt, Hanau und Frankfurt.

Ein positives Beispiel für kreisübergreifende Kooperation im ÖPNV sei die Rufbusverbindung von Grasellenbach – Endpunkt der Buslinien 667 und 681 – über Mossautal nach Michelstadt und Erbach. Als Nächstes müsse die im Nahverkehrsplan des Kreises Bergstraße als Mangel festgestellte Lücke zwischen Grasellenbach und Reichelsheim geschlossen werden.

Vom Odenwald ging es ins Neckartal und weiter mit der S-Bahn nach Hirschhorn. Mit dem Linienbus erreichte die Gruppe den Bus-Knoten Wald-Michelbach. Über Heppenheim ging es zurück nach Bensheim.

Zum Abschluss zeigte sich Castellano erfreut über das Engagement der ehrenamtlich tätigen Organisationen. „Wir haben von einigen positiven, verkehrspolitischen Entwicklungen auf allen Verwaltungs- und Politikebenen erfahren. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass das für eine wirkliche Verkehrswende zum Erreichen der Klimaziele noch nicht genügt.“ red

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