Mehr als drei Wochen nach Beginn der Gültigkeit des 9-Euro-Tickets gibt es eine erste Zwischenbilanz bezüglich der Auslastung. Es sind etwa 25 Prozent mehr Fahrgäste bei der Deutschen Bahn zu beobachten als zu den Zeiten vor dem 9-Euro-Ticket, so ein Sprecher.
Die beliebteste Verbindung war die zwischen Berlin und Sylt, wo es über das Pfingstwochenende hohe Auslastungen gab. Manche Fahrgäste mussten wieder wegen Überlastung aussteigen, besonders betroffen waren die, die ihr Fahrrad dabei hatten. Auf touristischen Strecken sollen laut einem Sprecher der Deutschen Bahn 50 zusätzliche Züge eingesetzt werden, sodass der Verkehr stabil laufen kann. Was die Mitarbeiter der BAnane in den zurückliegenden Wochen im ÖPNV erlebt haben, berichten sie. Leon Wienand
Überfülltes Fahrradabteil
Ich habe mehrmals die Verbindung Bensheim-Darmstadt beansprucht und folgendes wahrgenommen: Anfangs war der Zug auf der Tafel mit regulärer Zeit angezeigt, jedoch fünf Minuten vor dem geplanten Eintreffen der RB 67/68 erklang eine Durchsage, die eine Verspätung von 40 Minuten bekannt gab. Dies war natürlich nicht sehr erfreulich, zumal die Meldung erst so spät kam.
Nach langem Warten traf der Zug ein und ich musste einen Platz mit meinem Fahrrad finden, was sich als nicht so einfach erwies. Der Zug war sehr überfüllt und in den Fahrradabteilen waren mehr als die maximal vorgesehene Menge an Fahrrädern bereits vorhanden. Bei den anderen Fahrten blieb die Verspätung bei 30 bis 60 Minuten, jedoch verbesserte sich die Auslastung der Fahrradabteile. An den Bahnhöfen war es aufgrund vieler Verspätungen sehr voll und die Stimmung angespannt.
Mein Tipp: Am besten in das hinterste oder vorderste Abteil einsteigen, eher den Regionalexpress als die Regionalbahn nehmen und früh morgens und abends fahren, damit man die stark überlasteten Mittagszeiten vermeidet. Leon Wienand (Bild: Wienand)
Fahrten können lang werden
Das 9-Euro-Ticket wurde rund sieben Millionen Mal verkauft. Besonders den Zugverkehr hat das Ticket stark beeinflusst. Überfüllte Bahnhöfe, volle Züge, massig verspätete Züge und und und. Mir selber ist es ähnlich ergangen. Ich bin mit paar Freunden für fünf Tage nach München gefahren. Laut Plan hätten wir eine Fahrzeit von sechs Stunden mit fünf Umstiegen gehabt. Da unsere Regionalbahn aus Frankfurt schon mit 36 Minuten Verspätung ankam, verpassten wir unseren Anschlusszug in Heidelberg. Nach insgesamt 90 Minuten Warten konnten wir die Regionalbahn Richtung Heilbronn betreten.
Von Heilbronn ging es zum Stuttgarter Bahnhof. Ab dort an ging es ziemlich zügig Richtung München. Wir kamen am Münchner Hauptbahnhof so gegen 16 Uhr an. Insgesamt waren wir neun Stunden unterwegs und haben viel auf dieser Reise erleben können.
Für die Rückfahrt haben wir dann beschlossen, uns ein Ticket für einen ICE zu kaufen, der in drei Stunden von München bis nach Mannheim brauchte – man könnte sagen, flog. Trotz des vielen Verkehrschaos war es ein gelungener Trip. Julian Geiß (Bild: Geiß)
Willkommene Kostenersparnis
Aber nicht nur die Mitarbeiter der BAnane haben so ihre Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket gemacht, sondern auch die Jugendlichen an der Bergstraße. Einer von ihnen ist der 19-jährige Tim, der uns seine Erlebnisse schildert:
„Ich selbst nutze das 9-Euro-Ticket tatsächlich sehr oft in meinem Alltag. Ich erspare mir damit in erster Linie die doch recht hohen Spritpreise. Auch anderweitig anfallende Kosten, wie zum Beispiel Gebühren für einen Parkplatz.
Der vermutlich größte Nachteil an dem 9-Euro-Ticket ist jedoch, dass ich prinzipiell immer mehr Zeit einplanen muss. Dies liegt daran, dass ich jederzeit mit Zugüberlastungen, den Ausfällen von Verbindungen oder Verspätungen rechnen muss, welche leider an der Tagesordnung sind. Trotz dessen ist es meiner Meinung nach mehr als sinnvoll, das 9-Euro-Ticket zu nutzen. Auch der Umwelt zuliebe sollte man versuchen, so gut wie möglich auf den öffentlichen Personennahverkehr in Form von Zügen und Bussen umzusteigen, da diese einfach viel umweltschonender sind.“ Marco Mautry (Bild: Mautry)
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