Bergstraße. Der Kreis Bergstraße präsentiert derzeit im Rahmen von Regionalkonferenzen seine neuesten Kalkulationen für den sogenannten Schulentwicklungsplan (SEP) 2025-2030 (siehe Website des Kreises). Die Quintessenz war, dass sowohl in den Grundschulen als auch in den weiterführenden Schulen (vor allem im Gymnasium) massiv steigende Schülerzahlen bis 2032 zu erwarten sind, die benötigten Schulbauten aller Schulformen allerdings auf dem bisherigen Stand bleiben werden. Die Lösungsansätze des Kreises werden daher deutlich vom Gesamtpersonalrat Schule Bergstraße/Odenwaldkreis kritisiert, heißt es in einer Pressemitteilung des Gremiums.
Rund 1000 neue Schüler bis 2032 an den Gymnasien erwartet
Im Bereich der nördlichen und südlichen Bergstraße seien die Grundschulen aufgrund einiger Neubaugebiete maximal ausgelastet. Es seien Veränderungen im Bereich der Einzugsgebiete (Überschneidungsgebiete), der Ausbau von Schulen zur Vier- oder Fünfzügigkeit, neue Modulbauten (Container) und das Auffüllen aller Klassen bis zur maximalen Klassenstärke nötig, um den Schülerzahlen ansatzweise gerecht werden zu können.
Zu den steigenden Schülerzahlen im Bereich Haupt- und Realschule würden sogenannte „Lenkungen“ als ein weiterer Lösungsansatz angesehen; das bedeute, dass zum Beispiel Grundschüler aus Elmshausen nach der vierten Klasse statt an die Mittelpunktschule in Gadernheim an die Schillerschule Auerbach wechseln sollten. Im Förderschulbereich wolle man durch den Neubau einer weiteren Schule mit Schwerpunkt „geistige Entwicklung“ dem Anstieg der Zahlen gerecht werden.
Berufliche Schulen stünden offenbar nicht im Fokus
Im gymnasialen Bereich erwartet der Kreis rund 1000 neue Schüler bis 2032. Da allerdings die meisten Gymnasien bereits in der Vergangenheit ausgebaut worden seien und jetzt schon über der baulichen Kapazitätsgrenze liegen würden, müsse für die nächsten Jahre eine Interimslösung geschaffen werden. Diese könne laut Kreis unter anderem so aussehen, dass einzelne Zusatzklassen an verschiedenen Standorten eingerichtet werden, wobei die Lehrerschaft aber ratlos sei, wie das schulorganisatorisch umgesetzt werden solle.
„Es wurde außerdem klar, dass der Schulträger nicht alle räumlichen Situationen in den Schulen vor Ort ausreichend kennt und somit teilweise bestimmte Problemstellungen wie Schülerzahl pro Quadratmeter in den Räumen (Arbeits- und Sicherheitsschutz) nicht wirklich mitbedacht wurden“, heißt es in der Mitteilung. Unangenehm aufgefallen sei dem Gesamtpersonalrat zudem, dass die Beruflichen Schulen offenbar nicht im Fokus stünden, zumindest seien diese nicht erwähnt worden.
Bei der Entwicklung der Schülerzahlen müsse großzügiger geplant werden
Durch diese Kritikpunkte ergebe sich als Fazit, dass der letzte Schulentwicklungsplan schon bei den Schülerzahlen teilweise sehr stark abgewichen sei und damit die räumlichen Kapazitäten (es mangele auch an Turnhallen, Mensen und Schwimmhallen) zu knapp kalkuliert worden seien. Dies scheine sich mit dem neuen SEP zu wiederholen. Daher rät der Gesamtpersonalrat dringend, diesen zu überarbeiten.
Hierbei müsse deutlich großzügiger bei der Schülerzahlentwicklung geplant, die Bedürfnisse der Kinder und auch die Raumkapazität entsprechend begutachtet und mitbedacht werden. Nur dann sei in den Augen des Gesamtpersonalrates ein heterogenes und bedürfnisgerechtes Arbeiten sowie der Ganztag für alle am Schulleben beteiligten Personen langfristig möglich.
Was ist der Schulentwicklungsplan?
Die Schulträger sind zur Aufstellung eines Schulentwicklungsplans für ihr Gebiet verpflichtet. In diesem sind der gegenwärtige und zukünftige Schulbedarf und die Schulstandorte auszuweisen. Für jeden Schulstandort ist anzugeben, welche Bildungsangebote vorhanden sind und für welchen Einzugsbereich sie gelten sollen. Der aktuelle SEP wurde im Kreis Bergstraße 2019/2020 fortgeschrieben und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Mit dem SEP sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, die es allen Schülerinnen und Schülern, unabhängig von sozialer und kultureller Herkunft, ermöglichen einen für sie optimalen Bildungsabschluss zu erreichen. Aufgenommen werden unter anderem auch neue pädagogische Ansätze, heterogene Schülerschaften und inklusive Beschulung. red
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