Gadernheim. In Lautertal gibt es zwei Grundschulen, in Reichenbach und Elmshausen, sowie in Gadernheim die Mittelpunktschule mit ihrem Grundschul-, Hauptschul- und Realschulzweig. Somit ist das Angebot bis zur Mittelstufe abgedeckt.
Bislang können die Schüler von Elmshausen und Reichenbach sowie die Kinder aus Beedenkirchen, Staffel, Schmal-Beerbach und Wurzelbach nach ihrer Grundschulzeit an die Mittelpunktschule in Gadernheim wechseln, wenn sie nicht gerade ein Gymnasium besuchen möchten. Die Wege sind nah und die Kinder können sich in ihrer Heimatgemeinde entwickeln.
Doch diese Situation ist bedroht, denn im Kreis Bergstraße wird der Schulentwicklungsplan für die nächsten fünf Jahre aufgestellt. Und danach sollen ab dem nächsten Schuljahr die Grundschüler aus Reichenbach und Elmshausen nur noch die Möglichkeit bekommen, die Schillerschule in Auerbach zu besuchen. Dort gibt es wie in Gadernheim einen Hauptschul- und Realschulzweig. Diese Überlegungen in der Neugestaltung des Schul- und Entwicklungsplanes, der von 2025 bis 2030 gelten soll, haben nicht nur die betroffenen Eltern und Schüler aufgeschreckt, sondern auch die Gemeinde Lautertal.
„Für beide Systeme gute und stabile Schülerzahlen“
Gemäß den Prognosen im Schulentwicklungsplan pendelt die Anzahl der Schüler für die Hauptschule in den kommenden Jahren bei drei bis fünf Jungen und Mädchen. Die Zahl der Schüler für die Realschule soll im kommenden Schuljahr bei zehn, im Jahr darauf bei 16, danach aber nur bei acht und neun liegen.
Gemäß dem Plan wird die MPS als „kleine weiterführende Schule in der Region“ geführt, die sich aber inzwischen „deutlich stärker“ zeigt. Demnach sind die Schülerzahlen gegenüber der Planung zu hoch. Bei einer Lenkung der Grundschul-Abgänger an die Schillerschule in Auerbach würde es „für beide Systeme gute und stabile Schülerzahlen“ geben, heißt es in dem Entwurf. Eine Abweisung „kreisfremder Schüler“ ist nach der Aussage im Schulentwicklungsplan weiterhin erforderlich.
„Wir haben derzeit ein Raumproblem“, bestätigt der Schulleiter der MPS, Alwin Zeiß, auf Anfrage des BA. „Die Anzahl der Schüler hat von 2016 bis heute deutlich zugenommen.“ Damals gingen 260 Schüler nach Gadernheim, heute sind es 420 Jungen und Mädchen. In den vier Jahrgängen zwischen Klasse sechs und neun gibt es jeweils drei Klassen.
Lenkung der Schülerinnen und Schüler sei notwendig, solle aber flexibel gestaltet werden
Schon in diesem Sommer sei zu überlegen gewesen, wie die Schüler untergebracht werden können. Denn es gab so viele Anmeldungen für die fünfte Klasse, dass wieder drei Klassen gebildet werden mussten. „Wir hatten da aber nur noch zwei Räume“, so Schulleiter Zeiß. Dennoch wurde eine Lösung gefunden, um alle Schüler aus Lautertal und Lindenfels aufzunehmen. Allerdings konnten keine Kinder aus dem Modautal übernommen werden, selbst wenn sie schon Geschwister an der Gadernheimer Schule hatten.
Die Lenkung von Schülerinnen und Schülern nach Bensheim ist unter dieser Situation notwendig, doch sollte sie flexibel gestaltet werden. Denn wie die Prognosen zeigen, werden die Schülerzahlen in den nächsten Jahren wieder zurückgehen. Damit dürfte sich das Raumproblem in Gadernheim lösen und die uneingeschränkte Aufnahme der Kinder aus den Grundschulen aus Reichenbach und Elmshausen wieder möglich sein.
Gemeindevertreter wollen den Eltern die Wahl lassen
Ein flexibler Umgang bei der Lenkung der Schüler wäre somit insgesamt wünschenswert. Doch nach dem Schulentwicklungsplan sollen alle Schüler der Elmshäuser und Reichenbacher Grundschule für die nächsten fünf Jahre nur die Möglichkeit des Wechsels an die Schillerschule bekommen, wenn sie in die Haupt- oder Realschule gehen möchten.
Dagegen regt sich nun Widerstand, auch in der Gemeindevertretung, die eine Resolution gegen diesen Teil des Schulentwicklungsplans auf den Weg gebracht hat. Die Gemeindevertreter sehen in den Plänen eine Gefahr für den Bestand der weiterführenden Schule in Gadernheim.
Das kommt nicht von ungefähr, denn 2007 sollte die MPS zur Grundschule abgewertet werden. Nur massiver Protest aus der Elternschaft und der Politik sowie eine Initiative aus der Schule hat dieses verhindern. Das damals entwickelte Konzept, das sich bewährt hat, sieht vor, dass in der fünften und sechsten Klasse die Schülerinnen und Schüler gemeinsam unterrichtet werden. Erst dann wird entschieden, wer den Hauptschul- und wer den Realschulzweig besucht.
„Die Wahl der weiterführenden Schule sollte in der Hand der Eltern liegen“, betonen die Gemeindevertreter. Dazu gehört auch die Überlegung, ob die Eltern ihren Kindern es zumuten wollen, in den schon heute überfüllten Bussen nach Bensheim fahren zu wollen. Zudem sind Beedenkirchen, Staffel, Schmal-Beerbach und Wurzelbach nicht optimal an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen.
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