Bauvorhaben

Die zweite Lorscher Grundschule soll 2026 in Betrieb gehen

Die neue "Naturschule" entsteht in Fertigbauweise auf dem Spiel- und Sportfeld an der Werner-von-Siemens-Schule. Jetzt wurde das Bauprojekt vorgestellt.

Von 
Gerlinde Scharf
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Wo derzeit nur Wiese und ein Basketballplatz zu sehen sind, soll in knapp zwei Jahren die Schule mit innovativem Raumkonzept naturnahes Lernen ermöglichen. © Neu

Lorsch. Die Wingertsbergschule als größte, und zwar siebenzügige Schule im Kreis Bergstraße platzt aus allen Nähten. Das Problem ist seit langem bekannt, und auch der Erweiterungsbau, die „Schule am Hang“ mit acht Klassenräumen, dient lediglich als Übergangslösung.

Jetzt gibt es gute Nachrichten. Die zweite Lorscher Grundschule ist nicht mehr länger nur ein Phantom. Planung, Ausschreibungen und pädagogisches Konzept des naturnahen Lernens sind mittlerweile so weit fortgeschritten, dass Landrat Christian Engelhardt das Bauprojekt plus Vorentwurf der Architekten Ferdinand Heide nunmehr der Presse vorstellte.

Gestiegene Prognosen der Schülerinnen- und Schülerzahlen sorgten für den Bau einer weiteren Grundschule

„Im Jahr 2026 geht die neue Schule in Betrieb“ verspricht Engelhardt und nennt als exakten Zeitpunkt den Beginn des Schuljahres 2026/27. Gebaut, beziehungsweise aufgebaut, wird die sogenannte „Naturschule“ (der endgültige Name steht noch nicht fest) auf dem Spiel- und Sportfeld an der Werner-von-Siemens-Schule. Aufgebaut deshalb, weil sich der Schulträger für ein neues Konzept in Fertigbauweise entschieden hat. Ein Großteil der Gebäudeteile werden extern hergestellt. Stein auf Stein ist Vergangenheit.

Als wirtschaftlich, nachhaltig, modern und sinnvoll bezeichnete der Landrat das 24 Millionen teure Projekt in Holzbauweise – inklusive Außenanlage – das im Anschluss auch in Viernheim umgesetzt werden soll. „Die Schülerzahlen im Kreis sind um mehr als zehn Prozent gewachsen“, und die gestiegenen Prognosen für die Wingertsbergschule haben den Bau einer weiteren Grundschule unumgänglich gemacht, fuhr er fort: „Eine so gigantische Schule war nicht länger vertretbar.“ Über die Verweildauer der Schüler am Nachmittag sei noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Fakt sei allerdings, dass die Schule über den „Pakt für den Ganztag“ ein ganztägiges Bildungs- und Betreuungsangebot anbieten wird.

Klassengemeinschaften bleiben nach dem Umzug erhalten

Wichtig für Eltern und Schüler: Die Klassen der Erst- bis Drittklässler am Wingertsberg hat man vorausschauend schon nach Wohngebieten Süd/Nord, sprich Schulbezirken, aufgeteilt, so dass die Klassengemeinschaften auch nach dem Umzug in den Neubau erhalten bleiben. Und: „Die vierten Klassen verbleiben in ihrem gewohnten Umfeld am Wingertsberg“, bestätigte Schulleiterin Jutta Rothfritz, die gemeinsam mit Lehrern, Schulamt und einem externen Planungsbüro am pädagogischen Konzept der neuen Schule mitgearbeitet hat.

Um das Atrium sind „Lernwohnungen“ und Umkleiden angeordnet. © Thomas Neu

„Die Einbindung verschiedener Gremien an einem Tisch hat perfekt geklappt“, zeigte sich Rothfritz angetan: „Wir wollen nicht mehr länger die größte Grundschule sein. Sechzehn Klassen Maximum reichen uns aus und garantieren ein gutes Miteinander.“ Und weiter: „Ich freue mich schon auf die Sanierung unserer Schule.“ Diese soll dann erfolgen, wenn die ersten Klassen in ihr neues Domizil in der Kiefernstraße umgezogen sind.

Vom Atrium aus geht es in Mehrzweckräume, Umkleiden und "Lernwohnungen"

Johannes Kühn, technischer Leiter des Eigenbetriebs Schule, Gebäudewirtschaft im Kreis Bergstraße, zeigte anhand einer Grundriss-Skizze, was die Schüler der modularen, vierzügigen Naturschule in knapp zwei Jahren erwartet. Lange Flure, die Aneinanderreihung von Klassenzimmern, sind jedenfalls passé. Stattdessen werden einzelne Einheiten zu einem Cluster, also einem größeren Bereich, zusammengefasst.

Der nach oben offene Eingangsbereich, oder wie Kühn forsch formulierte „das Herz der Schule“ oder Atrium, teilt sich in Mehrzweckräume auf, die unter anderem als kleines Theater genutzt werden können. Von dort geht es zunächst in die jeweiligen Umkleideräume und zu den „Lernwohnungen“. Jede Jahrgangsstufe hat quasi ihren eigenen, erweiterten Lernbereich, in dem auch das in einer Küche zubereitete Mittagessen zu sich genommen wird. Darüber hinaus gibt es einen Lehrerstützpunkt und einen eigenen Sanitär-Bereich. Das recht flache Satteldach wird begrünt.

Pro Jahrgang beziehen 80 bis 90 Schüler einen „Cluster“

„Die Schule ist damit transparenter und überschaubarer geworden. Pro Jahrgangsstufe beziehen etwa 80 bis 90 Schüler einen Cluster“, informierte Kühn weiter. Eine Loggia ermöglicht zudem den schnellen Zugang zum Außenbereich. Bürgermeister Christian Schönung sprach von einer „richtigen Lösung“. Lorsch sei eine Stadt mit wachsenden Schülerzahlen. Die Fertigbauweise entlaste wegen der geringeren Lärmbelästigung und die Voranfertigung einzelner Bauteile auch die Nachbarschaft. Ausdrücklich dankte Schönung Schulleiterin und Personal der Wingertsbergschule, die “lange Zeit eine große Last auf sich genommen haben“.

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Schulamtsleiterin Susann Hertz sprach von einer „hochmodernen Schule“, deren räumliche und pädagogische Bauweise mehr Flexibilität und Bewegung im Alltag ermögliche: „Alles läuft Hand in Hand.“ Als ein „tolles Pfund für Lorsch“ bezeichnete Alexander Böhm, Leiter der Werner-von-Siemens-Schule, den Neubau in direkter Nachbarschaft mit einer Gesamtfläche von etwa 8 000 Quadratmetern.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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