Bergstraße. Der Kreis Bergstraße ist Träger von insgesamt 76 Schulen im Kreisgebiet und hat in den vergangenen 25 Jahren mit Sanierungs-, Erweiterungs- und Neubaumaßnahmen über 730 Millionen Euro in die Erhaltung dieses Bildungsangebotes investiert. Allein in diesem Jahr sind weitere 100 Millionen Euro an Investitionen geplant. Diese Maßnahmen spiegeln sich im Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs Schule und Gebäudewirtschaft ab, der Ende des vergangenen Jahres vorgestellt wurde.
Basis dieser Maßnahmenplanung ist der Schulentwicklungsplan (SEP), der alle fünf Jahre fortgeschrieben wird und dessen Aktualisierung für die Jahre 2025 bis 2030 im März durch den Kreistag beschlossen werden soll. Mit dem jetzt begonnenen Beratungs- und Beschlussverfahren in den zuständigen Gremien des Kreises von der Kreisschulkommission bis zum Kreistag Ende März wurden die wichtigsten Inhalte und Maßnahmen des Schulentwicklungsplans im Rahmen eines Pressegesprächs von Landrat Christian Engelhardt vorgestellt.
Erkentnisse aus Konferenzen verschiedener Schulen in Planungsentwurf eingebunden
Mit dabei waren neben Schulamtsleiterin Susann Hertz und den beiden Betriebsleitern der Gebäudewirtschaft auch Anja Reinermann-Matatko, eine Expertin für Schulentwicklung, die schon den vergangenen Prozess erfolgreich begleitet hatte. Denn bei der Planung für die nächsten fünf Jahre geht es neben dem baulichen Angebot auch um die infrastrukturelle Situation. Wie werden sich die Bevölkerungs- und damit auch die Schülerzahlen entwickeln und passt das vorhandene Angebot an den Grund- und weiterführenden Schulen noch?
Für Landrat Engelhardt ist das ein „wesentlicher Meilenstein“ bei der Aufstellung des Schulentwicklungsplans, die in einem partizipativen Prozess erfolgte. Im Rahmen von vier Regionalkonferenzen für die Bereiche Bergstraße, Ried inklusive Viernheim, Überwald und Neckartal sowie Weschnitztal wurden alle Betroffenen aus den jeweiligen Schulgemeinden zu Beteiligten gemacht und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in den Planungsentwurf eingebunden.
Bevölkerungszahl stieg um rund 20.000 Einwohner
War man noch im Planungskorridor 2016 bis 2021 von rückläufigen Bevölkerungszahlen ausgegangen, hatte sich für den aktuellen bis 2025 laufenden SEP das Gegenteil gezeigt. Die Schülerzahlen stiegen an und machten eine Reihe von Erweiterungsmaßnahmen an den Schulen erforderlich. Auch für die kommenden Jahre liegt die Tendenz bei steigenden Zahlen, erst ab den Schuljahren 2029/30 und 2030/31 wird mit einer Trendwende gerechnet.
Basis für die Entwicklungsprognosen waren die Zahlen des statistischen Landesamtes, die allerdings nur bis zum Jahr 2022 verfügbar waren sowie die bereits gemeldeten Kinder, die für die kommenden vier Einschulungsjahre im Durchschnitt bei rund 5500 Schulanfängern liegt.
Großprojekte 2025
Auf Grundlage der Entwicklungskonzepte gibt es auch 2025 zahlreiche Großprojekte für den Schulstandort Kreis Bergstraße. In diesem Jahr werden laut einer Übersicht aus dem Landratsamt 11 Millionen Euro aus dem Sanierungsprogramm verausgabt. Insgesamt über 100 Millionen Euro sind im Investitionsbereich vorgesehen. Von 2024 bis 2028 beträgt das Investitionsprogramm fast 570 Millionen Euro.
Fertigstellung Grundschule in den Weschnitzauen Biblis: insg. 17,6 Millionen Euro
·Endphase Neubau Schillerschule Bürstadt: Projekt in Höhe von fast 43 Millionen Euro. Die Schule wird 2026 in Betrieb gehen.
Mehrzweckhalle Astrid-Lindgren-Schule Bobstadt: Projekt in Höhe von 7,7 Millionen Euro. Fertigstellung 2025.
Neue Grundschule Lorsch: Spatenstich 2025. Es handelt sich um ein Projekt in Höhe von fast 31 Millionen Euro.
Abschluss Generalsanierung Eichendorffschule Kirschhausen: fast 11,8 Millionen Euro sind hier verbaut. 2025 erfolgt der Abschluss inkl. Außenanlage.
Langenbergschule Birkenau: Großprojekt für über 35,6 Millionen Euro.
Erweiterung AKG: Abschluss der Maßnahme: Rund 10 Millionen Euro.
·Abschluss alle Planungs- und Vorarbeiten zum Neubau Lessing-Gymnasium Lampertheim: Projekt von ca. 82 Mio. €, Baustart Q1/2026
Planungen Schullandschaft Viernheim: Schaffung des Bildungscampus Ost mit dem Neubau der Alexander-von-Humboldt-Schule und Neubau der Grundschule Viernheim. 2025 sollen die Beschlüsse gefasst werden und die Planungen beginnen.
MINT-Zentrum in Bensheim: Es handelt sich laut Kreis um ein Forschungs- und Bildungsleuchtturm-Projekt in Südhessen. Kreis und Land kooperieren. Der Kreis investiert über 7 Millionen Euro in Bau und Ausstattung.
Die Bevölkerungszahl im Kreisgebiet ist in den Jahren von 2012 bis 2022 um rund 20.000 Einwohner gestiegen, wobei hier auch die im Kreis Bergstraße angekommenen Geflüchteten eine Rolle spielen. Deutlich zeigte sich beispielsweise bei der regionalen Bevölkerungsentwicklung in Lindenfels, wo es zwischen 2017 und 2022 einen überproportionalen Zuwachs gab.
Martin-Buber-Schule von schulorganisatorischer Maßnahme betroffen
Auf der Basis der Schülerzahlprognosen konnte Landrat Engelhardt eine sichere Zusage machen: „Bei den Grundschulen wird es keine Gefährdung kleinerer Standorte geben“. Stattdessen wird es beispielsweise beim Neubau in Viernheim eine Erweiterung von vier- auf fünfzügig geben. In Lorsch soll in diesem Jahr bekanntlich der Spatenstich für die neue Grundschule erfolgen, für die die Gesamtkosten auf 31 Millionen Euro veranschlagt werden. Auch will man sich der noch nicht flächendeckenden Nachmittagsbetreuung durch weitere bauliche Ertüchtigungen nähern. Zudem sind andere Raumkonzeptionen durch neues Mobiliar für eine multifunktionale Nutzung geplant.
Die einzige schulorganisatorische Maßnahme, die der neue Schulentwicklungsplan vorsieht, betrifft die Martin-Buber-Schule in Heppenheim. Die Haupt- und Realschule soll ab dem Schuljahr 2026/27 ab Jahrgangsstufe 5 zu einer Integrierten Gesamtschule umgewandelt werden.
Kreis Bergstraße in sieben Planungsregionen aufgeteilt
Die beiden aktuell in Bensheim und Mörlenbach vorhandenen Förderschul-Standorte für geistige Entwicklung sollen mit einer dritten – eigenständigen - Förderschule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung im Ried Zuwachs erhalten. Außerdem ist für die Förderung der emotional-sozialen Entwicklung die Einrichtung einer Vorklasse geplant. Der Standort im Kreisgebiet wird noch ermittelt.
Für die Analysen der Schulentwicklungsplanung wurde der Kreis Bergstraße in insgesamt sieben Planungsregionen aufgeteilt, die im Wesentlichen den Schülerströmen entsprechen. Die Planungsregion Nördliches Ried beinhaltet Groß-Rohrheim, Biblis, Bürstadt und Lampertheim, während die Planungsregion Südliches Ried auf Viernheim begrenzt ist. Ähnlich ist es beim Bereich Bergstraße. Die nördliche Region umfasst Zwingenberg, Lautertal, Bensheim, Einhausen und Lorsch, die südliche Region Heppenheim. Der Odenwald wurde aufgeteilt in die Region Weschnitztal mit Lindenfels, Fürth, Rimbach, Mörlenbach, Birkenau und in die Region Überwald mit Gorxheimertal, Absteinach, Wald-Michelbach und Grasellenbach. Die Planungsregion Neckartal betrifft Hirschhorn und Neckarsteinach.
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