ÖPNV

Fehlende Infos zu Busverkehr im Weschnitztal lösen Unmut aus

Netzwerk "Bergstraße mobil" kritisiert „mangelnde Kommunikation des Kreises Bergstraße und des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN)“. Kreisverwaltung hält dagegen.

Von 
Nadine Adornetto
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Im Weschnitztal sind seit dem 15. Dezember 2024 neue Bushaltestellen ausgewiesen. Bild: Fritz Kopetzky © Fritz Kopetzky

Bergstraße. Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2024 hat sich auch im Weschnitztal einiges geändert – unter anderem fährt die DB Regio Bus in Rimbach und Zotzenbach neue Haltestellen an (wir berichteten). Dass „kaum jemand über das neue Buskonzept informiert war“, wundert das Netzwerk "Bergstraße mobil" nicht.

„Die offensichtlich mangelhafte Kommunikation des Kreises Bergstraße und des zuständigen Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) zur Einführung des neuen Buskonzeptes“ zeuge von Defiziten des Nahverkehrsmanagements im Kreis Bergstraße, schreibt Sprecher Peter Castellanos an unsere Redaktion.

„Es war genug Zeit vorhanden“

„Besonders bestürzend finden wir, dass die Gemeinde Rimbach mit der Umsetzung der Maßnahmen aus dem Nahverkehrsplan offenbar überrascht wurde.“ Schließlich hätten Kreis und VRN mit einem Vorlauf von zwei Jahren die Ausschreibung des Linienbündels initiiert und danach den Zuschlag an das bestbietende Verkehrsunternehmen erteilt: die DB Regio Bus.

„Zwischen der Erteilung des Zuschlags und der Inbetriebnahme war also eigentlich genug Zeit vorhanden, um mit der Gemeinde das Gespräch zu suchen und insbesondere ordentliche Haltestellenschilder mit Fundament im Boden plus ausreichend Aushangkästen für alle Aushänge zu installieren.“

Das Netzwerk "Bergstraße mobil" will in dieser Hinsicht im Kreis Bergstraße „kein ordentliches Qualitätsmanagement“ beobachtet haben: So würden bei größeren Konzeptänderungen mit neuen Haltestellen und Linienführungen Fahrgäste „wochen- bis monatelang mit unansehnlichen und alles andere als den Standards einer barrierefreien Fahrgastinfo entsprechenden Provisorien (zum Beispiel mit Kabelbindern befestigte Liniennetzpläne, fehlende oder falsche Aushänge beziehungsweise Zielschilder an den Haltestellen) zu tun haben“.

Kreis weist Kritik zurück

Auf Nachfrage bei der Kreisverwaltung teilt die Pressestelle mit, dass aufgrund der winterlichen Witterung und Temperaturen zum momentanen Zeitpunkt keine Betonarbeiten für neue Haltestellenmasten erfolgen könnten. „Aus diesem Grund sind vorübergehend Ersatzhaltestellen aufgestellt, welche, sobald es die Witterung zulässt, durch fest montierte Haltestellenmasten mit Fahrplankästen ersetzt werden.“

Des Weiteren weist die Kreisverwaltung die Kritik der mangelnden Kommunikation von sich. Demnach seien die Kommunen „von Anfang an in den Prozess eingebunden“ gewesen. Es hätten Abstimmungen zum Linienverlauf sowie zur Aufteilung der Finanzierung gegeben. „Zum Auftakttermin waren die Bürgermeister als Vertreter der Kommunen eingeladen. Die genaue Lage der Haltestellen ist durch den VRN mit den Ordnungsämtern der Gemeinden abgestimmt worden.“ Da sich die Betriebsabläufe der neuen Buslinien in den ersten Monaten noch einspielen müssen, hätten sich Kreis und VRN darauf geeinigt, weitere Werbemaßnahmen ab etwa März zu starten.

Laut Netzwerk "Bergstraße mobil" bestätige sich „einmal mehr unser Eindruck, dass sich der Kreis als zuständiger Aufgabenträger nicht ausreichend um seinen ÖPNV kümmern möchte und vor allen Dingen den konstruktiven Dialog mit den direkt Betroffenen – den ÖPNV-Kunden – scheut wie die Pest.“

Neue Buslinien

  • Zum 15. Dezember 2024 übernahm die DB Regio Bus das Linienbündel Odenwald Mitte. In diesem Zug änderte sie nicht nur die Buslinien und erweiterte die Fahrtzeiten, sondern installierte auch komplett neue Haltestellen.
  • Die neuen Haltestellen, 14 an der Zahl, befinden sich auf der neuen Linie 663. Diese fährt von Mörlenbach über Zotzenbach durch das Rimbacher Nibelungenviertel, ans Rathaus und weiter nach Lörzenbach. Dadurch werden bisher unberührte Gebiete mit dem Busverkehr erschlossen.
  • Die zweite Neuerung: Zum ersten Mal gibt es eine direkte Verbindung von Zotzenbach über Rimbach und Fahrenbach nach Heppenheim (Linie 661).
  • Und es ist eine Erweiterung geplant: Der zuständige Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) möchte noch eine neue Haltestelle in Fahrenbach zwischen südlichem Ortseingang und Bahnhof Lörzenbach-Fahrenbach installieren.
  • Grund für diese Neuerungen sind laut VRN Erschließungslücken, die im aktuellen Nahverkehrsplan des Kreises Bergstraße 2020-2024 festgestellt wurden.

Castellanos schreibt zudem, dass es seit 2022 eine Anweisung von Landrat Christian Engelhardt gebe, „jegliche konstruktive Kommunikation mit uns zu verbieten“. So sei der Austausch zwischen Netzwerk "Bergstraße mobil" und VRN „auf unseren öffentlichen Netzwerktreffen untersagt“ worden.

Kommission statt Fahrgastbeirat

Hierzu äußert sich die Kreisverwaltung auf Nachfrage nicht, reagiert aber auf die Kritik zur Aussetzung des Fahrgastbeirates im Jahr 2021. Demnach sei der Fahrgastbeirat durch die Mobilitätskommission ersetzt worden, um eine „nachhaltige Verkehrspolitik in allen Formen der Mobilität“ prüfen zu können. „Ziel war es, das Thema Mobilität sektorenübergreifend zu betrachten“ und verschiedene gesellschaftliche Akteure einzubinden.

So sind in der Kommission laut Kreisverwaltung unter anderem der Fahrgastverband Pro Bahn, der Kreisschülerrat, der ADFC, der Seniorenbeirat, die Wirtschaftsförderung oder die IHK vertreten. Neben reinen ÖPNV-Themen würden hier alle Anliegen rund um die Mobilität besprochen und diskutiert. Ergänzend gebe es im Ausschuss für Regionalpolitik, Infrastruktur und Nachhaltigkeit einen festen Tagesordnungspunkt, „bei dem die Ausschussmitglieder und die Öffentlichkeit regelmäßig über Mobilitätsthemen informiert werden“, erklärt die Pressestelle.

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Reaktivierung Überwaldbahn

Das Netzwerk "Bergstraße mobil" verweist zusätzlich auf die Reaktivierungsbemühungen zur Überwaldbahn, „die nicht wirklich weiterkommen“. Wie die Pressestelle des Kreises schreibt, beabsichtigt der VRN eine Ausschreibung zur „umfangreichen Bestandsaufnahme und Kostenermittlung für verschiedene Varianten der Streckenreaktivierung“. In diesem Rahmen soll eine wirtschaftliche Bewertung vorgenommen werden. Die Ergebnisse sollen im vierten Quartal 2025 vorliegen.

Das Netzwerk "Bergstraße mobil" hat auf seiner Website unter https://bergstrassemobil.de/pm eine Stellungnahme zum neuen Konzept veröffentlicht.

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