Kalte Jahreszeit

Im Herbst suchen die Spinnen wieder ein warmes Plätzchen

Auch im Kreis Bergstraße zieht es die achtbeinigen Gäste vermehrt in die Häuser.

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red/ts
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Die Nosferatuspinne ist mittlerweile auch in unserer Region angekommen. Sie und andere Artgenossen machen es sich in den kalten Monaten des Jahres vermehrt in den eigenen vier Wänden gemütlich. © Jochen Stern

Region. Bis in den Herbst hinein kann man an sonnigen Tagen die filigranen Kunstwerke von Spinnen in der Natur betrachten, wenn der morgendliche Tau und der Nebel sie deutlich sichtbar machen. Nicht nur draußen, sondern auch in den eigenen vier Wänden kommt es nun zu vermehrten Begegnungen mit den achtbeinigen Krabblern.

„Viele Menschen fragen sich, warum gerade jetzt so viele Spinnen unterwegs sind. Tatsächlich fallen uns die Spinnen im Herbst aber nur stärker auf. Sie suchen nun nach frostfreien Verstecken für den Winter und kommen dabei auch ins Haus“, erklärt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des Nabu Hessen in einer Pressemitteilung.

Spinnen sind sehr nützliche Tiere

Mit einem kleinen Holzstapel, einem Steinhaufen oder aufgehäuftem Laub lässt sich ohne viel Aufwand ein gutes Winterquartier für die Achtbeiner im Garten schaffen. Dort leisten die fleißigen Jägerinnen einen wichtigen Beitrag für ein ökologisches Gleichgewicht: Im Laufe eines Jahres fressen Spinnen das mehrfache ihres eigenen Körpergewichts, dienen zugleich aber auch vielen Tieren, wie Vögeln, Schlupfwespen oder Eidechsen, als Nahrungsquelle, heißt es weiter in der Pressemitteilung.

Als wechselwarme Tiere seien die Spinnen der Außentemperatur anpassungsfähig. Sobald der Herbst Einzug hält, verkriechen sie sich an einen sicheren, frostfreien Ort im Boden, unter Laub- oder Holzhaufen und zwischen Steinen. Sommerhage erklärt, welche Arten man lieber vor die Tür setzen sollte und welche guten Gewissens bleiben dürften: Die Kreuzspinne sowie die Zebraspinne sollten besser ausgesetzt werden, da die Luft in den eigenen vier Wänden mit dem Einsetzen der Heizperiode für die Tiere zu trocken werde und diese somit versterben würden.

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Die Hauswinkel-, Zitter- und Nosferatuspinnen gehören laut dem Vorsitzenden zu den Arten, die sich das ganze Jahr über in den Häusern wohlfühlen. Die Winkel- und Waldwinkelspinnen sind die häufigsten Besucher in unseren Wohnungen, Kellern und Schuppen. Die Tiere recht groß, dunkel, langbeinig und behaart.

Ihre Nahrung besteht aus Fluginsekten, Asseln und Tausendfüßlern. Die große Zitterspinne, die mit ihren grazilen Beinen und dem kleinen Körper kaum auffalle, gelte als eher zart gebaut und man bemerke sie oft erst, wenn man ihr Nest berührt und diese, wie es ihr Name verrät, zu zittern anfängt.

Nur bei Bedrohung sind sie bissig

Auch die Nosferatuspinne treffe man nun in immer mehr Wohnungen an. Die aus dem Mittelmeergebiet eingewanderte Spinnenart gehört zur Familie der Kräuseljagdspinnen und kommt als wärmeliebende Art fast nur in und an Gebäuden vor. Auch sie ist eine fleißige Jägerin. Ihren Namen verdankt sie ihrer charakteristischen Rückenzeichnung, die an die Hauptfigur des gleichnamigen Film-Klassikers von 1922 erinnert. Die Nosferatuspinne kann sogar spürbar zubeißen, dies sei aber nur sehr selten und bei direkter Bedrohung, der Fall. Die Folgen eines solchen Bisses hätten für den Menschen in der Regel – wenn keine Allergie vorliegt – ähnliche Folgen wie ein Bienen- oder Wespenstich. Auch diese Spinne bringe nützliche Eigenschaften mit sich, denn als nächtliche Jägerin hält sie im Haus den Bestand an Fliegen und anderen Insekten klein.

Wie gehen Bergsträßer mit Spinnen um?

Im Rahmen der vermehrten Hausbesuche von Spinnen im Herbst hat die BA-Redaktion auf unserer Facebook-Seite eine Umfrage unter den Usern gemacht. Auf die Frage, wie die Hausbewohner mit den Achtbeinern umgehen, gab es verschiedene Antworten und Kommentare.

„Definitiv weg damit. Wenn sie niemand lebend nach draußen befördern kann, dann hole ich den Staubsauger.“, lautete ein Kommentar der Nutzerin Madeleine Dupont. Und auch Jörg Palm sprach sich für die rabiate Methode „Deo und Haarspray“ aus.

Viele andere Nutzer sprachen sich dagegen für das „Taxi nach draußen“ aus. „Wenn es kälter wird, suchen sie sich ein warmes Plätzchen. Bei uns bietet sich der Wintergarten an, da steht unter anderem eine große Efeutute mit langen Ranken und großen Blättern“, schrieb „Schafhüterin Elena“ im Netz. „Ab in den Keller oder Schuppen – leben und leben lassen“, stimmte Christine Sieß zu.

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Ein wesentlich kleinerer Teil der fast 90 Kommendtierenden duldet die Gäste in den eigenen vier Wänden ohne weitere Reaktion. Teilweise haben sie den Spinnen sogar Kosenamen, zum Beispiel „Charlotte“ oder „Esmeralda“ gegeben. „Abends dreht sie immer eine kleine Runde und verschwindet dann wieder“, schrieb Ellen Reimund.

„Bitte nicht töten“

Auch, wenn ein Großteil der Menschen Spinnen nicht sonderlich mögen, betont Sommerhage, dass keine der hier heimischen Arten gefährlich sei. Es bestehe also kein Grund zur Panik und man könne die ungebetenen Gäste problemlos draußen aussetzen.

Dabei hilft ein klassischer Trick: Mit einem Glas und einem Stück Pappe einfangen und nach draußen bringen. Spinnen seien im Haus sehr nützlich, da sie viele Insekten, zum Beispiel Mücken, Motten oder geflügelte Blattläuse, vertilgen. Auch, wenn man lieber keine Spinnen in seinem Haus haben möchte, appelliert der Nabu: „Töten Sie die unterschätzten Nützlinge nicht, sondern setzen Sie sie lebendig wieder vor die Tür“. red/ts

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