Heppenheim. In den vergangenen Tagen hat Vitos 50 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie gefeiert. Auch in Heppenheim gibt es mit der Vitos-Klinik eine Einrichtung mit den beiden Fachkliniken für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatik. Am Standort in Heppenheim betreibt Vitos zwei kinder- und jugendpsychiatrische Einrichtungen: zum einen eine Ambulanz, zum anderen eine Tagesklinik.
Auch wenn die Vitos-Kinder- und Jugendambulanz für psychische Gesundheit in Heppenheim noch etwas jünger ist als 50 Jahre, so hat die Einrichtung auch in den über 30 Jahren, die es sie nun gibt, eine Entwicklung erlebt. Sowohl räumlich, aber auch mit Blick auf die Patientenzahlen und deren Anliegen.
Seit Corona treten mehr Depressionen auf
„Die Vitos Kinder- und Jugendambulanz für psychische Gesundheit Heppenheim existiert seit Anfang der 1990er-Jahre“, berichtet Frederike Völlinger, Leiterin Kommunikation und Marketing bei Vitos Südhessen. Zur damaligen Zeit waren dort vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Mittlerweile ist die Zahl hier auf insgesamt 21 angestiegen. Auch räumlich hatte sich im Laufe der Jahre etwas verändert. Von der Darmstädter Straße zog die Ambulanz im Dezember 2017 in das heutige Gebäude an der Ludwigstraße, das in der Folge schrittweise in Betrieb genommen wurde.
Seelische Probleme oder auch psychisch bedingte Verhaltensstörungen, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren werden hier betreut. Wie die Sprecherin mitteilt, wurde das bisherige Angebot der Ambulanz um 15 Tagesklinik-Plätze für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren erweitert.
In der Kinder- und Jugendtagesklinik in Heppenheim arbeiten 17 Mitarbeitende. Außerdem befindet sich in dem Gebäude eine Zweigstelle der Peter-Härtling-Schule für Kranke, „die eine integrierte Beschulung ermöglicht“, so Völlinger.
Die Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Riedstadt, zu der auch die Außenstelle in Heppenheim organisatorisch gehört, nehme seit 2019 an einem Modellprojekt teil. Dabei stehe die individualisierte und ganz an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten orientierte Behandlung noch stärker im Vordergrund, so die Sprecherin. Dadurch sei eine wohnortnahe Versorgung und auch akut ambulante Behandlungen mit intensiver ambulanten Versorgung im Gruppensetting ermöglicht. Wie Frederike Völlinger berichtet, werden grundsätzlich in beiden Einrichtungen alle kinder- und jugendpsychiatrischen Erkrankungen behandelt. Jedoch haben die Mitarbeitenden seit Corona Veränderungen festgestellt. So konnte eine Zunahme von Angsterkrankungen und Depressionen registriert werden und damit verbunden auch einen Anstieg von Schulabsentismus, eine Schulverweigerung. Auch ADS beziehungsweise ADHS ist eine der häufigeren Diagnosen, so Völlinger.
Außerdem sei in der Ambulanz zu beobachten, dass das Notfallangebot in den vergangenen Jahren vermehrt wahrgenommen werde. „Reguläre Anmeldungen können aufgrund der Anzahl der Anfragen fast gar nicht mehr angenommen werden und werden an niedergelassene Therapeuten verwiesen.“
Im Umkehrschluss heiße das, dass tendenziell zwar etwas weniger Patientinnen und Patienten behandelt würden, diese jedoch umso schwerer erkrankt seien, erklärt die Sprecherin. Das zeige sich auch an den Behandlungszahlen. Im Jahr 2020 wurden in der Ambulanz knapp 4.000 Kinder und Jugendliche behandelt. Im vergangenen Jahr 2024 waren es etwa 3.400. Insbesondere nach der Corona-Pandemie sei eine Zunahme schwerwiegenderer Diagnosen festzustellen.
Ein ähnliches Bild zeige sich auch in der kinder- und jugendpsychiatrischen Tagesklinik in Bezug auf die Schwere der Erkrankungen. „Allerdings sind die Patientenzahlen in diesem Bereich in den letzten Jahren angestiegen“, so Völlinger. Auf ein Jahr betrachtet wurden hier im Jahr 2020 insgesamt 68 Patientinnen und Patienten aufgenommen. 2024 lag die Zahl bei 86 Personen.
„Hinzu kommt, dass die Elternarbeit wichtiger geworden ist und die Überleitung in den Alltag viel intensiver begleitet werden muss.“ Dafür seien oft Hilfen durch das Jugendamt nötig. Auch eine ambulante Psychotherapie sollte begonnen werden oder eine medikamentöse Einstellung fortgeführt werden, ebenso braucht das Fortsetzen des Schulbesuchs einen engen Austausch mit der Schule, so die Vitos-Sprecherin. jw/ü
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