Bildung

Sprache als Schlüssel zur Welt beim Literacy-Seminar auf der Tromm

Zahlreiche Impulse, wie man Theorie zu Spracherwerb und -entwicklung im Alltag umsetzen kann, gab es bei einem Einblick in das Seminar am Odenwald-Institut der Karl Kübel Stiftung.

Von 
Sina Roth
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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihren Seminarleitern Yvonne Decker-Ernst (untere Reihe, dritte von rechts) und Elmar Stahl (mittlere Reihe, zweiter von rechts) nach der Präsentation der Portfolios auf der Tromm. © Sina Roth

Bergstraße. Viele neue Gesichter, noch unbekannte Regeln und eine Vielzahl an Möglichkeiten – all das und noch mehr wartet auf ein Kind, wenn es in die Kita kommt. Das kann überwältigend und einschüchternd sein. Vor allem dann, wenn man nicht versteht, was um einen herum passiert, was andere von einem möchten, was sie zu einem sagen. Dabei ist ein Schlüssel zur Welt allgegenwärtig: Sprache. Das wurde am letzten Seminartag der Weiterbildung zum Thema Literacy im Odenwald-Institut der Karl Kübel Stiftung auf der Tromm deutlich.

Ein Koffer voller kleiner Ideen zur Förderung des Spracherwerbs, die in der Einrichtung umgesetzt werden können. © Sina Roth

Aus ganz Hessen sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer angereist um sich rund um Sprache, Spracherwerb und Sprachentwicklung weiterzubilden. Sie kommen aus großen und kleinen Einrichtungen, beispielsweise aus Familienzentren und Kitas.

Den Kindern zuhören und sie in ihrem Tempo unterstützen

Die Weiterbildung, aufgeteilt in vier Module, ist eine Kooperation der Karl Kübel Stiftung für Familie und Kind mit Yvonne Decker-Ernst, die an der IU Freiburg eine Professur für Kindheitspädagogik innehat. Gemeinsam mit Professor Elmar Stahl, Tatjana Jäger und Marta Smialkowska leitet sie das Seminar, gibt Impulse, beispielsweise im Umgang mit Flüchtlingskindern und deren Familien, zu Mehrsprachigkeit und Diversität. Dabei ging es auch darum, über sich selbst und eigene Erfahrungen nachzudenken und sich in die Kinder hineinzuversetzen.

Aufruf der Stiftung

  • Im April 2025 soll eine weitere Qualifizierung mit neuen Teilnehmenden starten. Damit das Konzept in möglichst vielen Kitas umgesetzt werden kann, bittet das Odenwald-Institut um finanzielle Unterstützung.
  • Geben Sie Kindern die Chance, sich sprachlich gut zu entwickeln, und unterstützen Sie das Projekt mit Ihrer Spende.
  • Bitte richten Sie diese an die Karl Kübel Stiftung: Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie, Spendenkonto, Sparkasse Bensheim, BIC HELADEF1BEN, IBAN DE41 5095 0068 0005 0500 00, Stichwort: “Bildungsprojekte unterstützen” Vielen Dank! red

„Sprache spricht mit allen Sinnen, von außen und innen“, bringt es einer der Seminarteilnehmer auf den Punkt. Umso wichtiger ist es, Kindern Sprache näherzubringen. Sie abzuholen und in ihrem eigenen Tempo zu unterstützen.

Es geht darum zu zeigen: Ich interessiere mich für dich, ich höre dir zu. Ob beim Basteln, auf dem Spielplatz oder beim Mittagessen – oft sind es die kleinen Alltags-Situationen, in denen Kinder ganz nebenbei neue Worte lernen und nach und nach erfahren, wie sie sich und ihre Bedürfnisse äußern können.

Erste Ideen sind in den Einrichtungen schon umgesetzt

Wie aber kann man das Gelernte im trubeligen Alltag umsetzen? Und all das, möglichst ohne Druck, stattdessen mit Leichtigkeit und Verständnis? Keine einfachen Fragen, mit denen sich die Teilnehmer beschäftigt haben.

Deutlich wurde auch, wie wichtig es ist einander zuzuhören, um aufeinander eingehen zu können. © Sina Roth

Umgeben von Natur in einem geschützten Raum, ohne Alltagsstress, ging es darum, sich zu überlegen, sie für sich mitnehmen, in kurzen Vorträgen zu präsentieren und in Portfolios festzuhalten. Dabei zeigte sich: Erste Ideen wurden schon in die Tat umgesetzt. Manche haben bereits Gegenstände in der Einrichtung mit Großbuchstaben beschriftet.

Die Module der Fortbildung am Odenwald-Institut

  • Modul 1: Grundlagen Spracherwerb, Sprachentwicklung mit Fokus auf Alltags- und Bildungssprache und die Bedeutung früher Literalität
  • Modul 2: Sensibilisierung für und Umgang mit Diversität, insbesondere im Kontext von Zwei- und Mehrsprachigkeit, (sozialer) Herkunft, Gender, aber auch in Bezug auf Zusammensetzung der jeweiligen Teams
  • Modul 3: Sprachliche Interaktion, Sprachförderstrategien (Mit Kindern im Gespräch), alltagsintegrierte Sprachbildung, Literacy unter besonderer Berücksichtigung (digitaler) Medien
  • Modul 4: Kooperation, Vernetzung und Kommunikation mit Familien, im Sozialraum und insbesondere im Team red

Helfen kann auch ein Audiostift wie Tellimero: Individuell besprechbar kann er beispielsweise Kindern helfen, die eine andere Sprache sprechen. Andere wollen den Essensplan oder einen Schaukasten in Kinderhöhe aufhängen und mit Bildern und Worten gestalten. Treppenstufen mit Zahlen versehen und gemeinsam mit den Kindern zählen, wenn sie über die Stufen laufen – auch das ist eine Möglichkeit.

Ein Koffer voller Ideen und eine Bäckerin mit Rezept

Einen Koffer voller kleiner Ideen bringt eine Teilnehmerin sinnbildlich mit in die Einrichtung, eine andere sieht sich als Bäckerin mit Rezept. Klar ist: Eine Person allein kann anfangen und im Kleinen starten. Einen viel größeren Effekt können die Angebote aber haben, wenn Kollegen, Eltern und Familien der Kinder mit im Boot sind.

Sogar eine Schreibwerkstatt soll in einer Einrichtung entstehen. © Sina Roth

„Ich finde es sehr schön, dass es nicht ein Endergebnis gibt, sondern jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin etwas für sich und seine Einrichtung herausziehen konnte“, erklärt Seminar-Leiterin Professorin Yvonne Decker-Ernst. Professor Elmar Stahl betonte im Gespräch mit dieser Zeitung das tolle Miteinander in der Gruppe, den gelungenen Austausch untereinander ohne Druck. „Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen hatten so die Möglichkeit, dem Dauerstress zu entfliehen erklärt er. Mit dem Ziel im trubeligen Alltag mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel zu erreiche.

Die Kooperationspartner

  • Die Karl Kübel Stiftung engagiert sich seit 50 Jahren für Kinder und Familien für ein gelingendes Aufwachsen und Miteinander.
  • Als Kooperationspartner konnte die Karl Kübel Stiftung Prof. Dr. Yvonne Decker-Ernst gewinnen, die an der IU Freiburg eine Professur für Kindheitspädagogik innehat.
  • Die Weiterbildung wurde im Rahmen ihres geförderten Forschungsprojektes „Kita-Profil – Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte im Bereich Sprache und Kommunikation“ an der PH Freiburg für das Ministerium für Kultur, Jugend und Sport Baden-Württemberg entwickelt, bisher mit ca. 140 Personen erfolgreich durchgeführt und evaluiert. Die Weiterbildung in Freiburg unterscheidet sich jedoch in einigen Punkten von der auf der Tromm. Weitere Infos gibt es hier: https://lmy.de/isXim red

Besonders, so Decker-Ernst, sei es auch gewesen, die persönliche Entwicklung einzelner mitzuerleben, die im Laufe der Zeit aus sich herauskommen konnten. Dabei gingen die Gespräche zum Thema weit über den offiziellen Teil hinaus – auch bei Spaziergängen, beim Abendessen und noch danach am Abend tauschten sich die Kursteilnehmer mit Begeisterung weiter aus.

Auch im kommenden Jahr soll es das Angebot geben

Der Austausch soll auch danach noch anhalten und die Ideen in der Praxis umgesetzt werden, darin sind sich die die Kursleiter und Larissa Bernhardi, Leiterin des Odenwald-Instituts einig. Gleich mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonen, wie wertvoll die Weiterbildung für sie war – und dass sie schon Kollegen mit ihrer Begeisterung für das Thema anstecken konnten.

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Bei der ersten erfolgreichen Veranstaltung zum Thema im Odenwald-Institut soll es nicht bleiben, erklärt Leiterin Bernhardi. Um die Weiterbildung auch im kommenden Jahr kostenfrei anbieten zu können, sucht die Karl Kübel Stiftung jedoch noch finanzielle Unterstützung,

Das Literacy-Projekt wurde von der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie initiiert und wird im Odenwald-Institut durchgeführt. Weitere Informationen zum Thema unter www.odenwaldinstitut.de/literacy.

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