Bensheim. Seit 70 Jahren gibt es den Weltkindertag. Er wurde von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen mit dem Ziel, auf Kinderrechte aufmerksam zu machen. Dieses Jahr lautete das Motto „Mit Kinderrechten in die Zukunft”. Am Sonntag wurde in diesem Sinne das Weltkindertagsfest in der Bensheimer Innenstadt gefeiert. Eine gemeinsame Veranstaltung der Stadt Bensheim mit der Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie, die bereits zum 16. Mal als öffentliche Bühne für Kinder und ihre Belange organisiert wurde.
Eine zukunftsfähige Gesellschaft funktioniere allein auf der Basis gelebter Kinderrechte, sagte Bürgermeisterin Christine Klein auf der Bühne am Storchennest. „Jeder Einzelne hat die Pflicht, für diese Rechte einzutreten.“ Das neue Vorstandsmitglied der Stiftung, Margot Refle, betonte das Eintreten für Kinderrechte auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene.
Die Stiftung engagiert sich unter anderem in Tansania, wo in Schulen noch öffentliche Züchtigungen durch den Schulleiter erlaubt sind. Die Prügelstrafe ist in vielen Einrichtungen gängige Erziehungspraxis. Missbrauchsfälle werden selten strafrechtlich verfolgt. Seit 2019 ist die Stiftung im Land unterwegs, um Gewalt an Schulen zu stoppen. Seither sei an vielen Schulen ein Rückgang der Gewalt zu verzeichnen, heißt es aus der Stiftung. Auf den Philippinen dauert der Kampf gegen Kinderhandel und Prostitution weiter an.
Kindern einen guten Start ins Leben ermöglichen
Es gehe grundsätzlich darum, Kindern einen guten Start ins Leben ermöglichen und sie zu fördern, damit sie ihre Talente entfalten können. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Eltern und Kinder auf vielfältige Weise unterstützt. Die „Drop In(klusive)“ beispielsweise sorgen hessenweit als Willkommensorte dafür, dass sich Familien unterschiedlicher kultureller und sozialer Zugehörigkeit in offener Atmosphäre treffen und austauschen können. „Es dürfen gern noch mehr Väter kommen“, sagt Inka Kuusela, die dieses Angebot für die Stiftung koordiniert.
An vielen Stationen in der Innenstadt ging es darum, das Bewusstsein für Kinder- und Jugendrechte zu stärken, um die Perspektive und Bedürfnisse von allen Kindern und Jugendlichen besser wahrnehmen zu können. Das Übereinkommen der Vereinten Nationen, das im November 1989 von der Generalversammlung als UN-Konvention verabschiedet wurde (in Deutschland gültig seit 1992), besteht aus 54 Artikeln und basiert auf vier Grundprinzipien: dem Diskriminierungsverbot, dem Recht auf Leben und persönliche Entwicklung, dem Beteiligungsrecht und dem unumstößlichen Vorrang des Kindeswohls vor allen anderen Kriterien.
Konkret geht es um Gleichheit, das Recht auf Gesundheit und Bildung, auf Spiel und Freizeit sowie auf eine freie Meinungsäußerung und öffentliche Teilhabe. Die Rechte sollen einen Schutz vor Gewalt garantieren, aber auch die Wahrung von Privatsphäre und die Würde des jungen Menschen sowie der Zugang zu Presse und Medien werden in den Grundsätzen ausdrücklich betont.
Nach wie vor sind die Kinderrechte hierzulande vielen Menschen aber gar nicht bekannt – oder sie werden nicht beachtet oder nicht eingehalten. Erhebungen kommen zu dem Schluss, dass nur etwa jeder Fünfte in Deutschland über die Konvention und ihre Inhalte halbwegs Bescheid weiß.
Die Besucher des Weltkindertags in Bensheim kamen an dem Thema am Sonntag auf keinen Fall vorbei. „Nur wer sie kennt, kann auch für sie einstehen“, so eine Mutter mit Kinderwagen vor der Bühne am Storchennest, wo die Tanzfabrik Bensheim zu einem musikalischen Mitmachprogramm eingeladen hatte. Ein Höhepunkt war die Autorenlesung mit Henrick Clausing, der sein Kinderbuch „Auf diese Pfoten ist Verlass! Hunde im Einsatz“ vorgestellt hat.
Wieder mit an Bord war auch die Jeki-Gruppe der Joseph-Heckler-Schule („Jedem Kind ein Instrument“) mit Hannelore Schmanke. Das Projekt soll allen interessierten Kindern während der Grundschulzeit die Möglichkeit eröffnen, ein Instrument zu erlernen. Für das leibliche Wohl sorgten der Verein „Bensheim hilft“ und das Inklusive Familienzentrum.
Auch in diesem Jahr war die Bensheimer Veranstaltung wieder mit dem Aktionstag Sport gekoppelt. Rund um den Hospitalbrunnen bis zum Storchennest konnten Kinder und ihre Familien von 14 bis 18 Uhr ein buntes Programm aus Informationen, Spiel, Spaß und Sport genießen. Dank der Unterstützung und Teilnahme der ortsansässigen Organisationen und Vereine gab es zahlreiche Stationen und Stände.
Neben Kinderschminken (Familienzentrum) sowie diversen Mal- und Bastelaktionen luden Teilnehmer zu Mitmachstationen ein. Die DJK/SSG Bensheim informierte interaktiv über Hockeysport und Karate, Infos zur Zahngesundheit bei Kindern hatte der Arbeitskreis Zahnpflege im Kreis Bergstraße zusammengestellt. Der Kraftsportverein war mit einer Ninja Challenge dabei. Auch der beliebte Streichelzoo mit Ziegen und Hühnern lockte ein großes – vor allem aber kleines – Publikum in den Innenhof des alten Hospitalgebäudes.
Die Schlangen vor dem Familienzentrum und am Glücksrad der Karl-Kübel-Stiftung wurden im Laufe des Nachmittags immer länger. Nicht nur Familien nutzten den Aktionstag, um mit dem Nachwuchs durch die Hauptstraße zu ziehen. „Das ist toll organisiert, ich bin schon seit zwei Stunden hier“, so ein 70-jähriger Bensheimer mit seiner Frau, die es sich auf einer Bank vor der Bühne gemütlich gemacht hatten.
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