Natur

So bereitet sich die Bergstraße auf Klimawandel-Folgen vor

Der Kreis Bergstraße hat ein Konzept entwickelt, das nachhaltige Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel vorsieht. Was das für die Region konkret bedeutet.

Von 
Alicia Diry
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2019 traf das Sturmtief Eberhard den Kreis Bergstraße und zerstörte ein Teil des Dachs der Bensheimer Karl-Kübel-Schule. Auch in Zukunft werden Extremwetterereignisse keine Seltenheit sein. Archivbild: Dietmar Funck © Dietmar Funck

Bergstraße. Vor fast genau sechs Jahren traf das Sturmtief Eberhard die Region und zerstörte Teile des Daches der Karl-Kübel-Schule in Bensheim. Doch nicht nur die größte Stadt des Kreises war betroffen. Auch in Lorsch, Lindenfels, Viernheim und dem Lautertal stürzten Bäume um, Dachziegel lösten sich und sorgten für erhebliche Schäden. Solche Extremwetterereignisse sind längst keine Seltenheit mehr. Hitze, Dürre und Starkregen nehmen auch im Kreis Bergstraße zu und stellen die Kommunen vor große Herausforderungen. Der fortschreitende Klimawandel macht eine strategische Anpassung erforderlich.

Ein „Masterplan“ für die Zukunft

Um diesen Entwicklungen zu begegnen, ist der Kreis Bergstraße dabei, ein Klimaanpassungskonzept zu entwickeln. Während sich frühere Konzepte auf die Reduktion von CO₂-Emissionen und den Hitzeschutz konzentrierten, liegt der Fokus nun auf der Erhöhung der Anpassungsfähigkeit. Klimaanpassungsprozesse sollen frühzeitig und systematisch umgesetzt werden, um langfristige Strategien zum Schutz der Bevölkerung und Umwelt zu etablieren.

Das Konzept orientiert sich an drei globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung: Gesundheit und Wohlergehen, Klimaschutzmaßnahmen sowie Leben an Land. Besondere Bedeutung kommt den finanziellen Belastungen zu, die infolge des Klimawandels auf Landkreise zukommen könnten. Starkregen, Extremwetter und Hitze gehören zu den größten Herausforderungen, auf die das Konzept Antworten liefern soll.

Vorausschauend statt nachsorgend

Angesichts dieser Entwicklungen betont Alexander Uhl, Mitarbeiter für Grundsatz und Kreisentwicklung, die Dringlichkeit gezielter Anpassungsmaßnahmen. „Wir wollen vorausschauend agieren, damit wir in 20 oder 30 Jahren gewappnet sind“, fügt Landrat Christian Engelhardt hinzu. Er verweist auf erfolgreiche Modelle in anderen Ländern: In Südeuropa wurden Bewässerungssysteme entwickelt, die Starkregen effektiv nutzen. Zudem gilt es, Wälder nicht nur zu beobachten, sondern gezielt Bäume zu pflanzen, die mit steigenden Temperaturen zurechtkommen. Auch der Bau neuer Häuser erfordert Anpassungen, um ein Aufheizen der Wohnräume durch die Sonne zu reduzieren.

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Der Kreis setzt in seinem Konzept verstärkt auf natürlichen Klimaschutz. Mindestens 30 Prozent der Maßnahmen basieren auf naturbasierten Lösungen zur Stärkung der Ökosysteme. Gleichzeitig sollen wirtschaftliche Folgen des Klimawandels abgemildert werden, indem finanzielle Schäden durch Extremwetterereignisse minimiert werden. Auch die Bevölkerung spielt eine zentrale Rolle: Ihre aktive Einbindung soll das Bewusstsein für nachhaltige Maßnahmen stärken.

Schritt für Schritt zur Umsetzung

Die Umsetzung des Konzepts erstreckt sich über zwei Jahre. Der Startschuss fiel am 1. November des vergangenen Jahres mit der Einstellung eines Anpassungsmanagers. Bis Mitte 2025 wird eine umfassende Bestandsaufnahme durchgeführt, um die aktuelle Klimasituation zu analysieren und besonders betroffene Bereiche zu identifizieren. Parallel dazu werden Kommunen, Unternehmen und die Bürgerschaft in den Planungsprozess eingebunden. Bis Ende 2025 soll ein detaillierter Maßnahmenkatalog mit konkreten Strategien zur Klimaanpassung entstehen. Die finale Gesamtstrategie wird bis Mitte 2026 verabschiedet, bevor der Kreistag die Umsetzung offiziell beschließt.

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