Hilfsaktion

Kinder-Lebens-Lauf machte im Kreis Bergstraße Station

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Eva Bambach
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Landrat Christian Engelhardt – hier mit Helga Schmidtke (Vorsitzende Sternenkinderzentrum) – nahm für den Kreis Bergstraße die Engels-Fackel des Kinder-Lebens-Laufs in Empfang. © Neu

Bergstraße. Es gibt Themen, deren Tragweite jedermann spürt, und die es trotzdem – oder auch deswegen – schwer haben, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Dazu gehört die Kinderhospizarbeit. Die Vorstellung, dass auch Kinder und Jugendliche von Krankheiten betroffen sind, die keine Aussicht auf Heilung oder Genesung geben, ist für die meisten Menschen wohl ein Albtraum – auch wenn es sich nicht um die eigenen Kinder und Enkel handelt. Und doch sind 50 000 Familien in Deutschland in dieser Situation. In Kinderhospizen finden sie Hilfe für die kranken Kinder, aber auch Unterstützung für die Geschwisterkinder und Eltern zur Bewältigung der belastenden Erfahrung.

Deutlich mehr öffentliche Aufmerksamkeit für diese Aufgabe und mehr finanzielle Mittel für den Aufbau und die Entwicklung von Kinderhospizeinrichtungen wünscht sich der Bundesverband Kinderhospiz e. V. (BVKH). Mit ganz unterschiedlichen Aktionen wirbt er seit 20 Jahren für sein Anliegen. Dazu gehört auch der Kinder-Lebens-Lauf – eine 7000 Kilometer lange Pilgerreise durch ganz Deutschland, bei der eine LED-gespeiste Fackel in Form eines stilisierten Engels weitergegeben wird.

Vom 7. April bis 7. Oktober sind die Teilnehmer unterwegs quer durch Deutschland, von Berlin zum Bodensee und zurück. Nicht nur zu Fuß als Wanderer oder Jogger, sondern auch per Fahrrad, mit Rollstühlen und Booten und einmal sogar mit dem rollenden Krankenbett, wie Jochen Lauber vom Vorstand des BVKH im Pressegespräch erzählt: „Alles ist gut, was Aufmerksamkeit für die Kinderhospizarbeit bringt“.

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Auf dem Weg von Lautertal nach Kaiserslautern machte der Kinder-Lebens-Lauf in dieser Woche an der Mittelbrücke in Bensheim Station. Der Verein Sternenkinderzentrum Odenwald e.V., der im BVKH organisiert ist, betreute diese Etappe. Los ging es am Morgen in Lautertal, um in einem rund vierstündigen Fußmarsch über die Höhen hinunter nach Bensheim zu kommen, von wo es dann allerdings erst einmal mit dem Auto weiter nach Kaiserslautern gehen würde, einer weiteren der insgesamt 120 vorgesehenen Stationen.

Landrat Christian Engelhardt nahm die Fackel für den Kreis Bergstraße in Empfang und absolvierte mit ihr und einigen Mitstreitern für die Sache eine Fahrt durch die Fußgängerzone in der Auerbahn.

Engelhardt machte zuvor auf die emotionale Bedeutung des Todes von neu- oder ungeborenen Kindern aufmerksam. Hier werde eine sehr glücklich machende Erwartung in eine traumatische Erfahrung verwandelt. Totgeburten seien früher im Krankenhaus „gemanagt“ worden, ohne angemessene Begleitung der Eltern.

Er sei froh, sagte der Landrat, dass es das Sternenkinderzentrum Odenwald gebe, dessen Mitstreiter mit viel Einsatzbereitschaft und Charisma seit sieben Jahren Eltern den Raum geben, mit dieser Erfahrung zurechtzukommen.

Helga Schmidtke, erste Vorsitzende des Vereins, erinnerte daran, wie die Idee an ihrem Küchentisch entstanden und ohne festen Plan immer weiter gewachsen sei. Besonders berührt zeigte sie sich davon, dass so viele Betroffene am Dienstag nach Bensheim gekommen waren und den mutigen Schritt in die Öffentlichkeit machten. Schmidtke dankte dem Kreis Bergstraße für die Unterstützung, die nicht selbstverständlich sei.

Der Verein begleitet als ambulanter Kinderhospizdienst Familien von Kindern und Jugendlichen mit lebensverkürzenden Erkrankungen und Familien still geborener Kinder, Kinder, die also vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind und auch „Sternenkinder” genannt werden. Er berät betroffene Familien ab dem Zeitpunkt der Diagnose, aber auch in Akutsituationen. Hebammen unterstützen als ausgebildete Stillbirth-Care-Fachkräfte Frauen bei ihren kleinen oder stillen Geburten und bieten eine Wochenbettbetreuung für verwaiste Mütter an. Der Verein leistet Sterbebegleitung und hilft bei der Organisation der (Sternenkinder-)Bestattung.

Am Informationsstand in der unteren Fußgängerzone lagen neben viel Infomaterial auch von Vereinsmitgliedern genähte Decken aus, mit denen die kleinen Körper, denen noch keine Kleidung passt, umhüllt werden, bevor sie in ihr „Himmelsbett“ gelegt und bestattet werden.

Claudia Hahn, Koordinatorin des Vereins, betonte die zunehmende Wichtigkeit eines Themas, mit dem früher auch deshalb nicht offen umgegangen worden sei, weil die Frauen nach einer Totgeburt so schnell wie möglich wieder funktionieren sollten. Der Einzugsbereich der ausschließlich spendenfinanzierten Angebote des Sternenkinderzentrums Odenwald erstreckt sich über die Regionen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Odenwald und Ried.

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