Tierische Anekdoten: Eine Hundetrainerin über ihr Buch

Hundetrainerin Gitte Kuther hat ein Buch geschrieben, für das sie von der Verlagsgruppe Thalia ausgezeichnet wurde. „Bitte Anleinen – Kaffeeklatsch über Kinder und Hunde“ lautet der augenzwinkernde Titel.

Von 
Eva Bambach
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Ein perfektes Team: Hundetrainerin Gitte Kuther mit ihrer Retrieverhündin Alma. © Thomas Neu

Bensheim. Die nüchterne Einsicht, dass es im Blick auf Kinder und Hunde Ähnliches zu beachten gilt“, habe sie auf die Idee zu einem Buch gebracht, sagt Gitte Kuther. Vor rund fünf Jahren verfasste sie erste Kapitel dazu, dann geriet das Projekt ins Stocken und kam auf Umwegen wieder ins Laufen.

Am 22. April dieses Jahres – am Tag vor dem Unesco-Welttag des Buchs und damit zugleich einen Tag vor ihrem Geburtstag – bekam die Autorin die Nachricht, dass ihr Buch „Bitte Anleinen – Kaffeeklatsch über Kinder und Hunde“ einen Thalia Storyteller-Award in der Kategorie „Local Stories“ erhalten hat. Mit diesem Preis zeichnet die Verlagsgruppe gelungene Geschichten rund um die Städte Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf und Wien aus, die online auf der Plattform story.one eingereicht werden. Die ausgezeichneten Bücher werden vom Verlag gedruckt und vertrieben.

Dass es sie nach Bensheim verschlagen hat, liegt an der Liebe

Gitte Kuther ist seit 2008 Bensheimerin. Zuvor hat die gelernte Tierarzthelferin in Köln gelebt, wo sie auch geboren ist und zuletzt als Anästhesieschwester bei einem Kieferchirurgen gearbeitet hat. Dass es sie nach Bensheim verschlagen hat, liegt an der Liebe. Ihr letzter Kölner Chef ist ein Schulfreund ihres heutigen Mannes Ulrich Kuther, der aus dem Kreis Bergstraße stammt und in Bensheim lebt.

Der Schulfreund erzählte seiner Mitarbeiterin von dem ehemaligen Pfarrer und ledigem Vater zweier Kinder und machte die beiden miteinander bekannt. Aus einer Telefonbeziehung wurde eine Fern- und schließlich eine Nahbeziehung, als die beiden 2008 in Bensheim zusammenzogen. Inzwischen sind sie seit 15 Jahren verheiratet.

Buchautorin: Gitte Kuther präsentiert ihren „Kaffeeklatsch über Kinder und Hunde“. © Thomas Neu

Arbeitete Gitte Kuther zunächst noch in ihrem einstigen Beruf, war sie mit den Arbeitsbedingungen bei ihrem Job in Darmstadt so unglücklich, dass ihr Mann sie bald ermutigte, sich mit dem selbstständig zu machen, was sie liebte und gut konnte – mit dem Hundetraining. Seit der Kindheit hatte Gitte Kuther Hunde.

Dabei kam sie vom Dackel über verschiedene Retriever schließlich zu Dogge Salome. Deren Anschaffung war kurioserweise auf ein Bedürfnis ihres Mannes Ulrich zurückzuführen, der eigentlich überhaupt nicht hundeaffin ist, seit er als Kind mal von einem kleinen Hund in die Wade gebissen wurde. Mindestens kniehoch müsse der Hund deshalb schon sein, war seine Forderung, und die Wade damit außerhalb der Reichweite.

Seit rund sieben Jahren hat sich Gitte Kuther auf das Dummy-Training spezialisiert

Auf Salome, die das für eine Deutsche Dogge geradezu biblische Alter von elf Jahren erreichte, folgte vor gut drei Jahren die Retrieverhündin Alma. Sie begleitet ihr Frauchen nicht nur im Alltag und bei ihren Seminaren, sondern auch im Büro. Das liegt idyllisch im obersten Stock eines Hauses auf der Höhe zwischen Schönberg und dem Fürstenlager, mitten in der Natur und mit einem wunderschönen Fernblick.

Direkt davor beginnen auch die Trainingskurse. Seit rund sieben Jahren hat sich Gitte Kuther auf das Dummy-Training spezialisiert und ist eine der wenigen Anbieter qualifizierter Kurse auf diesem Gebiet im weiten Umkreis. Ihre Kundinnen und Kunden kommen oft mit über einer Stunde Anfahrt nicht nur zu den Blockseminaren, sondern auch zu wöchentlichen Terminen. Nicht mehr im Angebot sind Welpenstunden und das ganz normale Alltagstraining.

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Auch wenn es damals im Jahr 2009 noch nicht Pflicht war und im Prinzip jedermann Hundeausbildungen anbieten durfte, war es Gitte Kuther persönlich sehr wichtig, sich vor dem professionellen Start zertifizieren zu lassen. Sie wählte dafür das Zertifikat der Tierärztekammer Schleswig-Holstein, das bundesweit anerkannt ist und als strengste Prüfung gilt, die zudem durch wissenschaftlich basierte Fortbildungen in jährlichem Abstand verbindlich aufgefrischt werden muss.

Die Dummy-Arbeit sieht die Hundetrainerin als gute Möglichkeit der artgerechten Auslastung, zum Beispiel für alle Retriever. Die Arbeit mit Dummys, also Attrappen, kommt aus der Jagdhunde-Ausbildung, ist inzwischen aber eine beliebte Beschäftigung auch für nicht jagdlich geführte Familienhunde.

Fast täglich ist die Hundetrainerin draußen unterwegs

Abgeleitet aus dem Finden und Apportieren von erlegten Vögeln oder Kleinwild beobachtet der Hund einen durch die Luft fliegenden Dummy und merkt sich, wo er gelandet ist. Oder der Hund sucht den Dummy ausschließlich über den Geruch.

Andere Variante: Die Hundehalterin oder der Hundehalter gibt dem Hund mit Signalen die Suchrichtung an. Voraussetzung für die Ausbildung, so Gitte Kuther, sei ein guter Grundgehorsam. Ihre Kurse sind sehr gefragt, fast täglich, auch an Wochenenden, ist sie in dieser Sache draußen unterwegs. Das Nachsehen hat ihr Mann Ulrich, der allerdings schließlich selbst Schuld daran sei, da er es ja war, der sie überhaupt zur Selbstständigkeit ermutigt habe, sagt die Hundetrainerin mit einem Lächeln.

Alles im Blick: Retrieverhündin Alma begleitet ihr Frauchen auch bei Seminaren. © Thomas Neu

Wie aber kommt man vom Hundetraining zum Schreiben eines Buches? Zumal, wenn man eigentlich eher ein Schreibmuffel ist? „Nie hätte ich gedacht, einmal ein Buch zu schreiben. Ich bin von Haus aus eher die Praktikerin. Schon in der Schule hatte ich alles andere im Sinn, als Aufsätze zu schreiben. Lieber trieb ich Schabernack zusammen mit meinen Freundinnen“, schreibt die Autorin im Vorwort zu ihrem knapp 70 Seiten umfassenden Buch.

Sie habe nie das Ziel gehabt, einen „Sitz, Platz, Bleib“-Ratgeber zu schreiben, sagt sie. Sie wolle in erster Linie unterhaltende Geschichten schreiben, bei denen der Fokus nicht auf dem Hund liegt, der Leser aber dennoch einiges zum Thema mitnehmen kann, doch eher nebenbei.

Über die Entwicklung von Hunden

Das Thema „Kaffeeklatsch über Kinder und Hunde“ hat einerseits etwas mit der Erinnerung an die Kölner Schulfreundinnen zu tun, mit denen sich die Ich-Erzählerin des Buchs jeden Freitag in einem Kölner Café trifft. Die Freundinnen berichten der kinderlosen Gitte vom Alltag mit dem Nachwuchs, diese kontert mit Geschichten aus dem Leben einer Hundebesitzerin. Und siehe da, die Themen – ob Ungeziefer, Stubenreinheit oder Pubertät – sie gleichen sich.

Auf die Idee sei sie durch manche Teilnehmerinnen ihrer Seminare und Kurse gekommen, erzählt Gitte Kuther. Sie habe beobachtet, dass Mütter mit „wohlerzogenen“ Kindern meist auch gut funktionierende Hunde haben – und umgekehrt. Andere wieder bekämen das mit den Kindern gut hin, schafften es aber nicht, beim Hund ebenso konsequent zu sein.

Und viele sähen nicht, dass ein Hund ein Lebewesen sei, das sich stetig fortentwickle und nicht nach ein paar Monaten für immer fertig „programmiert“ sei. Das gelte auch für die Pubertät, wo Hund wie Kind oft vorübergehend alles in Frage stellem, was vorher gelernt wurde. In die Entwicklung der Geschichten flossen nicht zuletzt manche Gespräche der Autorin mit Kindergarten-Erzieherinnen ein, die ihre eigenen Beobachtungen bestätigten.

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Nach dem ersten Impuls vor einigen Jahren waren die ersten Kapitel schnell fertig. Doch die Arbeit als Hundetrainerin und die Entwicklung einer entsprechenden Trainings-App brachten das Projekt erstmal zum Ruhen. Bis die Redakteurin einer Retriever-Zeitung, in der Gitte Kuther Werbung für ihre App geschaltet hatte, im Gespräch von dem geplanten Buch erfuhr und sich spontan als Lektorin anbot. Von da an nahm die Sache Fahrt auf.

Lektorin Andrea Kienitz machte auch auf die Möglichkeit aufmerksam, bei story.one zu publizieren. Online musste der Text bis zum 10. März eingegeben werden, in eine feste Formatvorlage, die Kapitel von maximal 3500 Zeichen, entsprechend höchstens drei Buchseiten, vorsah. Das machte allerlei Kürzungen notwendig, eine echte Herausforderung, sagt die Autorin im Rückblick.

Schon jetzt ist klar: Es soll eine Fortsetzung des Buches geben

Um bei der Covergestaltung nicht auf die Standard-Fotos des Verlags zurückgreifen zu müssen, engagierte Gitte Kuther kurzerhand noch die Grafikerin Lilian Hohmann für ein Umschlagbild und für die Illustrationen im Text. Die Grafikerin hatte auch schon Projekte wie die App und mehrere Sets mit Trainingskarten für die Hundeschule gestaltet.

So wird der mit trockenen Beobachtungen der Autorin gewürzte Text nun von ebenso wohltuend auf das Wesentliche reduzierten Strichzeichnungen begleitet. Entstanden ist ein leichtes Büchlein, das schnell durchgelesen ist und all denen Spaß verspricht, die Freude am Kölner Lokalkolorit oder an Hunden und Kindern haben – oder an allen drei Aspekten. „Es wird mit Sicherheit eine Fortsetzung geben. Aber die wird länger“, verspricht Gitte Kuther.

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