Wirtschaftsplan - Der Kreis Bergstraße investiert fast 200 Millionen Euro in die Schulen / Der Landrat will „Pole Position“ in der Bildung

„Höchste Priorität“ für die zweite Grundschule in Lorsch

Von 
Thomas Tritsch
Lesedauer: 
Die Wingertsbergschule in Lorsch, größte Grundschule im Kreis Bergstraße, platzt aus allen Nähten. Deshalb hat der Bau einer zweiten Grundschule in der Klosterstadt für den Kreis „höchste Priorität“. Auch die Wingertsbergschule selbst soll umgestaltet und vergrößert werden. © Thomas Neu

Bergstraße. Fast 200 Millionen Euro wird der Kreis Bergstraße in den kommenden Jahren in die Erneuerung und Modernisierung seiner Schulen stecken. Ein Dutzend Standorte profitieren von dem umfassenden Sanierungs- und Investitionsprogramm, mit dem Landrat Christian Engelhardt das schulische Qualitätsniveau hochhalten und noch steigern will. Im hessischen Vergleich soll der Landkreis eine Spitzenposition einnehmen. Engelhardt strebt eine „Pole Position in der Bildung“ an.

Dafür greift der Schulträger tief in die Tasche. Zu den bislang 507 Millionen Euro, die in vergangenen 20 Jahren zum Ausbau der Bildungslandschaft in die Hand genommen wurden, sollen bis 2025 weitere 190 Millionen Euro dazu kommen – plus noch einmal über 76 Millionen in den darauf folgenden Jahren. Allein für Sanierungen im Bestand sind jedes Jahr rund zehn Millionen Euro reserviert. So steht es im Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs Schule – und Gebäudewirtschaft, dessen wesentliche Inhalte jetzt im Landratsamt vorgestellt wurden.

„Planungsphase Null“ ist beendet

Kommunen finanzieren Bildung

Die Schulumlage ist ein Zuschlag zur Kreisumlage, der vom Kreis erhoben wird. Sie wird von den kreisangehörigen Kommunen eingefordert, die nicht selbst Schulträger sind. Zweck der Schulumlage ist es, die Kreise als Schulträger zu entlasten. Die Höhe der Schulumlage ergibt sich aus der Multiplikation der Kreisumlage mit dem vom Landkreis festgelegtem Umlagesatz. Der Haushaltsplan 2022 hat ein Defizit von mehr als fünf Millionen Euro. Daher müssen die Kommunen mehr Kreisumlage bezahlen. Der Hebesatz soll daher um einen Prozentpunkt erhöht werden. tr

Christian Engelhardt wies darauf hin, dass im Wirtschaftsplan 2022 ausschließlich Projekte berücksichtigt sind, deren bauliche Umsetzung bereits absehbar ist. Der Neubau einer zweiten Grundschule in Lorsch gehört noch nicht dazu. Allerdings genieße das Vorhaben höchste Priorität, so der Landrat. Die „Planungsphase Null“ sei abgeschlossen: So nennt der Landrat jene dem Realisierungsprozess vorausgehende Etappe, in der es darum geht, pädagogische Konzeptvorstellungen mit der Raumplanung gemeinsam zu denken und individuell optimale Lösungen zu finden.

Mehr zum Thema

Wingertsbergschule

Ärztin gab künftigen Erstklässler-Eltern in Lorsch Tipps für die Schulfitness

Veröffentlicht
Von
Nina Schmelzing
Mehr erfahren
Märkerwaldschule

Gronauer Grundschule mit Vorbildcharakter

Veröffentlicht
Von
Gerlinde Scharf
Mehr erfahren
Bensheim

Grundschüler erlaufen knapp 1700 Euro für Bensheimer Tafel

Veröffentlicht
Von
tn/Bild: Neu
Mehr erfahren

Ein erstes schulisches Konzept soll demnächst in den Kreisgremien vorgestellt werden. Danach könnte es in die konkrete Planungsphase gehen. Das betreffende Areal gehört dem Kreis und liegt zwischen der Dreifeld-Sporthalle und der Werner-von-Siemens-Schule.

„Langfristig gut angelegtes Geld“

Motivation zum Bau einer zweiten Grundschule sind die Platzprobleme in der Wingertsbergschule, der größten Grundschule des Kreises, die ebenfalls umgestaltet und vergrößert wird. Klappt alles wie geplant, dann könnte es frühestens Ende 2024 zwei moderne Grundschulen in Lorsch geben.

Mit einer konsequenten Weiterführung des Modernisierungsprogramms im Bildungsbereich soll dauerhaft eine zeitgemäße Pädagogik auf der Grundlage einer bedarfsorientierten Infrastruktur ermöglicht werden. Man wolle den positiven Status quo betonen und weiter ausbauen. Steigende Schülerzahlen und neue Ansprüche an Ausstattung und Lernumfeld erforderten intensive Maßnahmen.

Die dreistelligen Millionenbeträge in den Bildungsbereich sieht Engelhardt daher als langfristig gut angelegtes Geld, das den Landkreis als attraktive Region zum Wohnen und Arbeiten stabilisieren soll: „Das vielfältige schulische Angebot ist einer unserer wichtigen Standortfaktoren.“

Rund 56 Millionen Euro für Altes Kurfürstliches Gymnasium und Karl-Kübel-Schule

Allein im kommenden Jahr sollen laut Wirtschaftsplan knapp 100 Millionen Euro in die Schulen fließen. Gemeinsam mit dem technischen Leiter Johannes Kühn, dem kaufmännischen Betriebsleiter Andreas Kaldschmidt sowie Stefan Lienert (Controlling) erläuterte Engelhardt, wo wie viel Geld zum Einsatz kommen soll. Für die Grund- und Hauptschulen im Kreis stehen insgesamt 98,5 Millionen Euro zur Verfügung. Für Haupt- und Realschulen nochmals 50 Millionen.

Die Generalsanierung und Erweiterung der Schlossschule in Heppenheim wird mit sieben Millionen Euro budgetiert, aktuell läuft die Vorentwurfsplanung für die Maßnahmen im Bestand und den Ausbau des Ganztagsangebots. An der Eichendorffschule in Kirschhausen ist der zweite Abschnitt der Generalsanierung erreicht, die – inklusive der Außenanlagen – voraussichtlich noch bis 2024 andauern wird. Dafür werden insgesamt neun Millionen Euro aufgewendet.

Im östlichen Kreisgebiet profitieren die Standorte Fürth und Birkenau. Für die Langenbergschule sind eine Sanierung sowie ein Umbau geplant, so dass der Schulkomplex von 1978 den Anforderungen einer zeitgemäßen Pädagogik entspricht. Darüber hinaus wird das Gebäude technisch im Hinblick auf Brandschutz, Schallschutz und Barrierefreiheit auf den neuesten Stand gebracht. Dafür investiert der Kreis bis zur geplanten Fertigstellung 204 insgesamt 28 Millionen Euro.

Für knapp neun Millionen Euro wird die Heinrich-Böll-Schule in Fürth um einen Klassentrakt erweitert und technisch modernisiert. Der Anbau der einzigen integrierten Gesamtschule im Kreisgebiet erfolgt ab 2022 in der sogenannten Holzständerbauweise.

In der Kategorie Gymnasien (Budget bis 2025: 60 Millionen Euro) wird das Alte Kurfürstliche Gymnasium (AKG) in Bensheim berücksichtigt. Für die Sanierungsmaßnahmen und die Neugestaltung der Außenanlage 20 Millionen Euro veranschlagt. Nach Abschluss der Altbausanierung im Frühsommer dieses Jahres wartet noch die Ertüchtigung des naturwissenschaftlichen Trakts für die fünften und sechsten Klassen, der im Zuge der ersten Planungen eigentlich abgerissen werden sollte und aufgrund des hohen Raumbedarfs während der Sanierung des Bestands dringend benötigt wurde.

Auf dem Campus des beruflichen Schulzentrums Karl-Kübel-Schule (Bensheim) wird im Zuge der seit Jahren andauernden Modernisierung ein Ersatz für das alte Hauptgebäude errichtet. Die Fertigstellung der Maßnahme (36 Millionen Euro) ist für 2023 terminiert.

In Bensheim wird in direkter Nachbarschaft der Geschwister-Scholl-Schule für rund drei Millionen Euro ein MINT-Zentrum zur allgemeinen Nutzung gebaut. Der Kreis will damit in Zusammenarbeit mit dem Land Hessen einen Ort schaffen, der junge Menschen für Wissenschaft und Technik begeistern soll. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Das Zentrum soll sowohl von Schulen als Ergänzung zum schulischen Angebot als auch von interessierten und talentierten Schülern genutzt werden. Zudem soll es dazu dienen, Konzepte zur Unterstützung und Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Unterrichts voranzutreiben. tr

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger