Natur und Umwelt

Invasive Art: Große Drüsenameise bald auch an der Bergstraße?

Seit geraumer Zeit macht sie sich in Südhessen breit: Die Große Drüsenameise. Auch, wenn sie harmlos aussehen, können die kleinen Tiere große Schäden anrichten - und die Artenvielfalt bedrohen.

Von 
Sina Sophie Roth
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Auch in Hessen taucht die Große Drüsenameise in immer mehr Kommunen auf. © picture alliance/dpa

Bergstraße. Meldungen gibt es bereits aus Darmstadt, Reinheim und Pfungstadt - und bald auch erste Funde im Kreis Bergstraße? Die Große Drüsenameise (Tapinoma magnum) ist eine invasive Ameisenart, die sich derzeit in Südhessen ausbreitet.

„Die Menschen haben Angst vor dem Wolf, je kleiner allerdings ein Tier ist, desto größer ist der Grund zur Sorge“, berichtet Gerhard Eppler, Ehrenvorstand des Naturschutzbundes (NABU) Hessen, auf Anfrage dieser Redaktion am Telefon.

Ursprünglich kommt die Große Drüsenameise aus dem Mittelmeerraum und gelangte vermutlich durch den Import mediterraner Kübelpflanzen nach Deutschland. Zum ersten Mal wurde sie in Deutschland im Jahr 2009 in Edesheim in Rheinland-Pfalz nachgewiesen.

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Große Schäden durch die invasive Art: Untertunnelte Gehwege, kein Strom und kein Internet

So klein und unscheinbar sie auf den ersten Blick aussehen mag, ist mit den Tieren nicht zu spaßen, denn sie können großen Schaden anrichten: Tapinoma magnum bildet große Kolonien - sogenannte Superkolonien - und kann Probleme in Gärten, Parks und sogar in Gebäuden verursachen, indem sie zum Beispiel Pflastersteine lockert oder die technische Infrastruktur bedroht. Die Tiere können Gehwege untertunneln, ja sogar Strom und Internet ausfallen lassen.

Dass es bisher noch keine Meldungen aus dem Kreis Bergstraße gibt, ist für Eppler längst kein Grund zur Entwarnung: „Da reicht es schon, wenn jemand mit dem Auto unterwegs ist und ein paar der Tiere so ins Kreisgebiet bringt“, erklärt er.

Seine Prognose: „Die Große Drüsenameise bekommen wir nicht mehr los.“ Einzelne Funde hätte man direkt bekämpfen müssen, bevor sie sich weiter ausbreiten konnten. Im Gegensatz zu anderen Ameisenarten hat die Große Drüsenameise auch mehrere Königinnen, worduch die Kolonie sogar weiter besteht, wenn eine Königin stirbt. „Das Problem besteht auch längst nicht nur darin, dass die Große Drüsenameise Gebäude befällt. Sie ist eine echte Bedrohung für die Artenvielfalt“, so Eppler. Grund dafür ist, dass sich die Ameisenart von anderen Insekten in der Natur ernährt.

Längst nicht alle Ameisenarten sind gefährlich

Wirklich schützen könne man sich nicht vor der invasiven Ameisenart. Ritzen an Hauswänden abdichten oder Türen abkleben, das könne man tun. Dazu komme jedoch, dass man die Große Drüsenameise oft nicht gleich entdeckt oder erkennt. „Schließlich sind längst nicht alle Ameisenarten gefährlich, viele sind sogar sehr nützlich und aus der Natur nicht mehr wegzudenken“, ergnzt Eppler.

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Aber wie kann man die Große Drüsenameise bei genauem Hinsehen erkennen und von anderen Ameisen unterscheiden?

Folgende Kriterien können nach Angaben des Naturkundemuseums Stuttgart bei einer ersten Einschätzung helfen:

  • Das Verhalten: Im Sommer bildet diese Große Drüsenameise teils breite, mehrspurige Ameisenstraßen. Die Arbeiterinnen sind zahlreich und die Nester kommen auf großen Flächen vor. Bei Störung strömen die Arbeiterinnen sehr schnell und zahlreich aus dem Boden an die Erdoberfläche. Der Auswurf von Erdreich um die Nesteingänge herum ist auffällig und wird in den betroffenen Gebieten als „eindeutig nicht normal“ beschrieben.
  • Die Farbe und die Größe: Tapinoma magnum ist komplett schwarz gefärbt, ohne bräunliche Färbung an einzelnen Körperteilen. Auch, wenn es der wissenschaftliche Name vermuten lässt (magnum = groß) sind die Arbeiterinnen nur zwischen etwa zwei bis vier Millimeter groß und treten in vielen verschiedenen Größen gemeinsam auf.
  • Der Körperbau: Ein wichtiges Erkennungsmerkmal bei Ameisen ist der Knoten zwischen Vorder- und Hinterleib (teils auch als zwei Knoten oder Schuppe ausgeprägt). Bei Tapinoma ist dieser Knoten flach und vom Hinterleib verdeckt, während er bei anderen Gattungen deutlich sichtbar ist.
  • Der Geruchstest: Wenn man eine Ameise vorsichtig reizt, verströmt sie einen intensiven Geruch, der nur schwer mit bekannten Gerüchen vergleichbar ist.

Treffen diese erwähnten Kriterien nicht zu, handelt es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um eine der 120 anderen in Deutschland vorkommenden Ameisenarten. Diese stellen in der Regel keine Bedrohung für Haus und Garten dar, im Gegenteil, sie sind ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems .

Wer glaubt, die Große Drüsenameise entdeckt zu haben, sollte erst einmal Ruhe bewahren. Für den Menschen selbst ist sie nicht gefährlich. Es ist allerdings wichtig, möglichst zügig zu handeln, da sich die Art schnell ausbreiten kann.

Gerhard Eppler © Dietmar Funck

Sofern die Kriterien für die Gattung Tapinoma auf die untersuchten Ameisen zutreffen, ist es wichtig, diese Bestimmung von Experten bestätigen zu lassen. Dazu kann man einige Fotos aufnehmen und eine Meldung per Mail an tapinoma@smns-bw.de vornehmen.

Die Große Drüsenameise: Ein Fall für erfahrene Schädlingsbekämpfer

Selbst mit Insektiziden sollte man nicht gegen die Tiere vorgehen, besonders bei bereits großen, etablierten Superkolonien. So gelingt es meist nicht, ganze Kolonien dauerhaft zu beseitigen. „Zusätzlich können unsachgemäß ausgebrachte Insektizide in Innenräumen die Gesundheit gefährden“, heißt es auf der Website des Naturkundemuseums Stuttgart.

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Im Garten kann man außerdem längst nicht nur der Großen Drüsenameise, sondern auch zahlreichen nützliche Ameisen- und anderen Insektenarten schaden und die Umwelt stark belasten. Eine Bekämpfung mit Insektiziden sollte man daher erfahrenen Schädlingsbekämpfern überlassen. Außerdem sollte man die Gemeinde über den Fund informieren.

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