Bergstraße. Mit einem Piks startete Landrat Christian Engelhardt sein jährliches Pressegespräch zur Grippeschutzimpfung ein: Er ließ sich öffentlichkeitswirksam impfen, von Heiko Mikkat, Facharzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. Das aus gutem Grund, denn nach wie vor ist die Impfquote im Kreis Bergstraße verbesserungswürdig. Sie lag laut Robert-Koch-Institut (RKI) bei den Standardimpfungen bei Erwachsenen in der Saison 2023/24 bei insgesamt 16,6 Prozent, wobei er bei den über 80-Jährigen mit 22,6 Prozent am höchsten war. Bundesweit lag die Impfquote bei 20,9 Prozent.
Für den Landrat ist der alljährliche Schutz vor Atemwegserkrankungen eine Selbstverständlichkeit, denn er kommt mit vielen Menschen zusammen und kann sich somit nicht nur anstecken, sondern im Falle einer Erkrankung auch andere Personen infizieren. Auch aus diesem Grund ist für Engelhardt die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Schutzimpfung ein wirksames Mittel auch zur Gesundheitsprävention. Ebenso kommt durch die Erhöhung der Impfquote der Gemeinschaftsschutz, die sogenannte Herdenimmunität, zum Tragen.
Mehr Meldungen und eine besonders lange Grippewelle
Anders als beim Computer, der mit einer Firewall gegen alle möglichen Viren geschützt wird, geht der Mensch mit seinem Körper und dessen Schutz deutlich nachlässiger um.
Das kann schwerwiegende Folgen haben. So nahmen auch in der vergangenen Saison knapp 2000 Grippeinfektionen einen tödlichen Verlauf und hatten sich gegenüber dem Vorjahr (1119 Todesfälle) deutlich erhöht.
Mit knapp 400.000 laborbestätigten Influenza-Meldungen hatte es in der vergangenen Saison nicht nur einen deutlichen Anstieg der Erkrankungen gegeben, die Grippewelle hielt mit einer Dauer von 16 Wochen auch überdurchschnittlich lange an. Üblicherweise geht man von acht bis zwölf Wochen aus, wobei der Höhepunkt in Deutschland meist nach dem Jahreswechsel beginnt.
Da sich Viren verändern, wird eine jährliche Auffrischung empfohlen und zwar in der Regel ab Oktober, da der Impfstoff seine volle Wirksamkeit erst nach circa zwei Wochen entfaltet.
Für diese Menschen gilt die Impfempfehlung vor allem
Zwar könne man sich vor einer Infektion durch Hygienemaßnahmen, Abstand halten und Maske auch selbst schützen, aber die beste Prävention sei die Schutzimpfung, da sie die höchste Wirksamkeit habe. Die Impfempfehlung gilt vor allem für alle Menschen ab 60 Jahren, für Menschen mit Vorerkrankungen sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen.
Cordula Müller, Chefärztin und Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus, weist in diesem Zusammenhang auf die besondere Gefährdung von Schwangeren hin. Laut STIKO gibt es eine Impfempfehlung für Frauen ab dem 4. Schwangerschaftsmonat, bei vorbelasteten Schwangeren aber bereits ab dem ersten Schwangerschaftsmonat, da sie ein höheres Risiko für schwere Verläufe, auch mit Auswirkungen auf das Ungeborene haben.
Dr. Müller nennt auch einen guten Grund für diese Vorsorge. Durch die Schwangerschaft verändert sich das Immunsystem zum Schutz des Ungeborenen und hat nicht mehr die volle Abwehrkraft. Durch die Impfung wird die Ansteckungsgefahr für Schwangere beziehungsweise schwere Krankheitsverläufe deutlich verringert. Auch ist inzwischen erwiesen, dass Impfungen in der Schwangerschaft sicher sind.
Ein hochdosierter Impfstoff für besonders Gefährdete
Apotheker Oliver Saur wies auf die in diesem Jahr planmäßige Verfügbarkeit der Impfstoffe hin, die jedes Jahr aufgrund der Erfahrungen aus dem Vorjahr eine andere Zusammensetzung haben. Seit Ende August/Anfang September sei der aktuelle Impfstoff freigegeben und die Verfügbarkeit sei gut. Es stehen verschiedene Impfstoffe vom Standard- bis zum hochdosierten Impfstoff für besonders gefährdete ältere Menschen zur Verfügung.
Einen kombinierten Impfstoff gegen Influenza und COVID gebe es noch nicht, aber laut STIKO-Empfehlung können Influenza- und COVID-Impfungen zeitgleich, jeweils an unterschiedlichen Gliedmaßen verabreicht werden.
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