Bergstraße. Plötzlich einsetzendes Fieber, trockener Husten und starke Kopfschmerzen – eine echte Grippe, auch Influenza genannt, ist weit mehr als nur eine leichte Erkältung. Fälschlicherweise sagen einige Menschen „ich habe die Grippe”, wenn sie eigentlich einen grippalen Infekt meinen. Während sich eine Erkältung schleichend in den Atemwegen ausbreitet, bringt eine Grippe den Körper abrupt und vollständig außer Gefecht. Denn hat man sich erst einmal infiziert, steigen Fieber, Halsschmerzen, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen rasch an. Husten und Schnupfen entstehen zwar langsamer, können aber auch lange anhalten.
Um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern, die bei bestimmten Risikogruppen wie älteren Menschen, Kleinkindern, Schwangeren und Personen mit chronischen Erkrankungen häufiger auftreten, bietet die Grippeimpfung Schutz. Auch Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach betonte bei einer Pressekonferenz die große Wichtigkeit dieser Impfung für die Gesellschaft. Denn nur mit dieser Präventionsmaßnahme könne man das Virus eindämmen.
Impfquote liegt in Deutschland deutlich unter dem Ziel der EU
Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Grippeschutzimpfungen zwar erhöht, doch Deutschland liegt mit einer Impfquote von 43,3 Prozent im Jahr 2022 immer noch weit unter den angestrebten 75 Prozent. Länder wie Dänemark (78 Prozent) und Irland (75,8 Prozent) erreichen dieses Ziel bereits. Laut dem Heppenheimer Internisten Heiko Mikkat schützt die Grippeimpfung nachweislich sowohl den Geimpften als auch andere – sogar noch effektiver als die Covid-Impfung. Im besten Fall solle man sich jährlich gegen Influenza, Covid und auch gegen RSV-Viren impfen lassen.
Alle drei bis vier Jahre gäbe es Grippewellen, die zu mehr Toten führen. Im Jahr 2022 starben deutschlandweit 219 Menschen an der Grippe, in der Saison 2017/2018 waren es hingegen über 25 000 Menschen, die eine Influenza nicht überlebten. Mittlere oder schwere Verläufe könnten nicht nur Personen über 60 treffen, auch junge Menschen kämen teilweise in Mikkats Praxis mit schweren Krankheitsverläufen.
Beckenbach wies darauf hin, dass in dieser Saison wieder mehr Grippefälle zu erwarten sind. Die Anzahl der mit Influenza infizierten Personen im Kreis Bergstraße lag 2022 bei 539, 2023 waren es lediglich 198. Doch Stand Oktober 2024 sind jetzt schon 509 Personen an der Grippe erkrankt. Die Influenzawelle flacht in der Regel erst ab Ende März oder Anfang April ab. Sowohl deutschlandweit als auch im Kreis sei die Dunkelziffer deutlich höher, so Mikkat. „Viele werden einfach nicht getestet”, erklärte er. Seit Wochen falle ihm jedoch auf, dass viele Menschen mit Atemwegserkrankungen in seine Praxis kommen. Teilweise beklagen sich seine Patienten über Wochen hinweg über anhaltende Symptome.
Impfung als wichtiger Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe
Oliver Saur, Inhaber der Heppenheimer Stadtapotheke, ist für die Bestellung der Grippimpfstoffe für seine Apotheke verantwortlich. Ende August bis Mitte September treffen diese dann nach und nach ein. Bis Dezember würden die Impfdosen, die stufenweise abgegeben werden, in den Apotheken eintreffen. Geimpft werden könnten schon Säuglinge ab sechs Monaten und mittlerweile sogar nicht nur in Form einer Spritze, sondern mittels eines Kinder-Nasensprays.
Menschen ab 60 erhielten eine Standard-Dosis und eine sogenannte Hoch-Dosis, da das Immunsystem in diesem Alter schwächer sei. „Jedes Jahr muss die Impfung aufgefrischt werden”, betonte Saur. Denn das Virus verändere sich und dementsprechend müsse auch der Impfstoff angepasst werden. Die Effektivität des Impfschutzes ist nicht genau bestimmt. „Der Prozentsatz liegt in etwa zwischen 20 bis 60 Prozent”, erläuterte Mikkat. Trotzdem sei es immer noch besser sich impfen zu lassen, als einen schweren Krankheitsverlauf mit möglichen Folgeerkrankungen wie einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall zu riskieren. ü
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