Bergstraße. Die Energieversorger GGEW und Energieried könnten sich zusammenschließen. GGEW-Vorstand Carsten Hoffmann sieht Vorteile für beide Unternehmen.
Herr Hoffmann, die GGEW und Energieried haben kürzlich angekündigt, ein Zusammengehen zu prüfen, wann steht eine Entscheidung an?
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Carsten Hoffmann: Bis Anfang September werden wir den Aufsichtsräten beider Unternehmen ein Konzept vorlegen, das insbesondere eine Bewertung durch die jeweiligen Wirtschaftsprüfer beinhaltet. Dann werden die Ergebnisse bewertet und nach Freigabe durch die beiden Aufsichtsgremien im politischen Raum zur Diskussion vorgelegt. Am Ende des Prozesses wird von den Anteilseignern eine Entscheidung gefällt.
Die GGEW macht rund zehnmal so viel Umsatz, hat fünfmal mal so viele Mitarbeiter wie Energieried. Da muss man eher von einer Übernahme als von einer Fusion reden.
Hoffmann: Wir reden hier von einer Vorgehensweise, in der die Werte beider Unternehmen objektiv bewertet werden und nachfolgend daraus die künftigen Anteilsverhältnisse für die bisherigen und neuen Aktionäre festgelegt werden. Für eine Anteilsbewertung ist grundsätzlich das nachhaltige Ergebnis in der Zukunft relevant und nicht alleine die Betrachtung von Umsatzerlösen und Mitarbeiterzahlen.
Die Stadt Bensheim ist mit 62 Prozent der größte Anteilseigner der GGEW, die Mehrheit wird sie wohl auch künftig inklusive Energieried halten wollen. Wie soll das Zusammengehen kaufmännisch ablaufen? Über eine Kapitalerhöhung, in der Lampertheim und Bürstadt, neben der GGEW die Anteilseigner von Energieried, ihre Anteile in die GGEW einbringen?
Hoffmann: Auch das ist Gegenstand der Prüfung. Die GGEW ist ja bereits mit 34,5 Prozent an der Energieried beteiligt und die Beteiligungsgesellschaft der Stadt Lampertheim (BGL) hält im Gegenzug 4,08 Prozent an der GGEW.
Stimmt es eigentlich, dass sich Energieried beim Einkauf von Strom und/oder Gas verhoben hat und deshalb in Not ist.
Hoffmann: Grundsätzlich bewegen sich alle Energieversorgungsunternehmen derzeit und auch schon vor dem Ukraine-Krieg aufgrund der drastischen Energiepreisentwicklungen in einem sehr herausfordernden Marktumfeld. Daher ist es wichtig, über eine auskömmliche Eigenkapitalsituation zu verfügen, um Einkaufsrisiken zu managen. Dies ist bei der Energieried gegeben.
Warum kommt es dann ausgerechnet jetzt zu Plänen für ein Zusammengehen?
Hoffmann: Unsere Branche steht vor großen Herausforderungen wie die Elektrifizierung in der Energiewirtschaft, das Ziel der Klimaneutralität und die smarte Vernetzung in Kommunen und Regionen, die für die Zukunftsfähigkeit der beiden Energieversorger, wie auch für die gesamte Branche, von zentraler Bedeutung sind und Argumente für den Prüfauftrag geliefert haben. Diese Herausforderungen können am besten in größeren Einheiten gemeistert werden und bieten zudem Kostensynergien in allen Bereichen. Sinnvolle strategische Fusionen haben in den letzten Jahren auch in unserer Region und vielen Branchen zugenommen und werden sich aus unserer Sicht nochmals beschleunigen, um die bereits genannten Herausforderungen effizienter zu meistern. Regional steht mittelfristig die Ausschreibung der Stromkonzessionen für Lampertheim und Bürstadt an. Da die Energieried bislang keine Stromnetze betreibt, fehlt es an der notwendigen Erfahrung auf diesem Sektor. Hier kann die GGEW ihre Kompetenz als Stromnetzbetreiber in die Waagschale werfen. Im Grunde geht es um die Frage, wie wir uns gemeinsam am besten für die Zukunft aufstellen und die Wertschöpfung in der Region auch durch Übernahme der beiden Stromkonzessionen erhöhen.
Die Stromkonzessionen für die beiden Orte hat derzeit EWR aus Worms. Die GGEW hätte mit den Konzessionen Zugang zu den Märkten in Lampertheim und Bürstadt. Wie große wäre denn ein vereintes Unternehmen aus GGEW und Energieried?
Hoffmann: Im Kernmarkt der GGEW, der Bergstraße und dem nahen Odenwald, leben rund 130 000 Menschen, bei Energieried, in Lampertheim und Bürstadt, sind es zusammen rund 50 000, zusammen reden wir dann über 180 000 Einwohner. Aus Sicht einer GGEW vergrößert sich der Kernmarkt damit substanziell und damit auch das Geschäftspotenzial. Gemeinsam wären wir einer der größten Versorger in Hessen. mir
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