Breitband

Bis Ende 2028 Glasfaser für ganz Bensheim

Auf Netflix entspannt die neue Staffel von Stranger Things streamen? Klingt gut, könnte aber schwierig werden, wenn die halbe Nachbarschaft die gleiche Idee hat und das Kupferkabel die Übertragung ausbremst.

Von 
Dirk Rosenberger
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Flächendeckend schnelles Internet: Bis Ende 2028 will die GGEW AG Bensheim und die Stadtteile komplett mit Glasfasertechnik versorgen. © Thomas Neu

Bensheim. Auf Netflix entspannt die neue Staffel von Stranger Things streamen? Klingt gut, könnte aber schwierig werden, wenn die halbe Nachbarschaft die gleiche Idee hat und das Kupferkabel die Übertragung ausbremst. Gleiches gilt für zügiges Arbeiten im Homeoffice ohne entsprechende Bandbreite. Da wird das Abrufen von Daten schnell mal zu einem digitalen Geduldsspiel.

In Sachen Digitalisierung zählt das Land der Dichter und Denker international, vorsichtig formuliert, nicht zu den Schwergewichten, wenngleich der Breitbandausbau in den vergangenen Jahren durchaus deutlich Fahrt aufgenommen hat. Das bestätigte auch GGEW-Vorstand Carsten Hoffmann am Dienstag im Rathaus. „Wir fangen in Bensheim ja nicht bei Null an, wir haben schon eine lange Strecke geschafft.“ So seien beispielsweise alle Gewerbegebiete zu 100 Prozent mit Glasfaser erschlossen.

Im Magistratssaal unterzeichneten Hoffmann und Bürgermeisterin Christine Klein nun einen Kooperationsvertrag für den Breitbandausbau in der größten Stadt des Kreises. Bis Ende 2028, so der aktuelle Stand der Planung, will der Energieversorger alle Haushalte mit schnellem Internet von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde versorgen können - sofern das von den Kunden gewünscht wird. Den Beschluss der Zusammenarbeit mit dem kommunalen Unternehmen hatten die Stadtverordnetenversammlung Anfang dieses Jahres einstimmig beschlossen.

Gigabit-Internet für Bensheim: Im Rathaus haben Bürgermeisterin Christine Klein und GGEW-Vorstand Carsten Hoffmann den Kooperationsvertrag zum Breitbandausbau unterzeichnet – unter den wachsamen Augen von Matthias Hechler (Geschäftsführer GGEW net) und Erster Stadträtin Nicole Rauber-Jung. © Ernst Lotz

„Der entscheidende Vorteil von glasfaserbasiertem Internet ist die ständige und stabile Verfügbarkeit der Bandbreiten“, betonte Hoffmann. Die Vertragsunterzeichnung sei ein Meilenstein in der Geschichte der GGEW AG. Der Ausbau erfolge nachfrageorientiert, der Schwerpunkt liege auf unterversorgten Gebieten. Sprich: Wo der Leidensdruck am größten ist und das Internet am heftigsten ruckelt, soll schneller Abhilfe geschaffen werden.

Bürgermeisterin Christine Klein sprach von „guten Bedingungen für die Stadt. Der flächendeckende Ausbau des Glasfasernetzes ist uns allen ein großes Anliegen.“ Es sei richtig, dass man sich für die GGEW entschieden habe. Somit habe man einen starken, regionalen Partner an der Seite. Aus Sicht der städtischen Finanzen ebenfalls nicht zu verachten: Die Aktiengesellschaft, an der Bensheim die meisten Anteile hält, betreibt den Ausbau eigenwirtschaftlich, ohne Zuschuss von Steuergeldern. „Das ist eine unternehmerische Entscheidung von uns gewesen, die natürlich auch dem Wettbewerb geschuldet ist“, so Hoffmann.

Ausbau soll zeitnah erfolgen

Aktuell ist man in Zell und in Gronau entlang der Märkerwaldstraße zu Gange, auch in Schwanheim in den Straßen Am Falltor und dem Junkergarten, die saniert wurden beziehungsweise noch werden, war die GGEW AG mit an Bord. In der Weststadt, konkret zwischen Wormser Straße und Rheinstraße, läuft noch bis zum 31. Juli die sogenannte Vorvermarktungsphase.

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Der Ausbau erfolge zeitnah, wenn sich 40 Prozent der Haushalte einer Straße für Glasfaser entscheiden und vorab einen Auftrag erteilen. Darauf wies Matthias Hechler, Geschäftsführer der GGEW net GmbH hin - sowie auf die Angebotspakete, die der Dienstleister geschnürt hat. In den Ausbaugebieten mit Vermarktung gebe es den Hausanschluss in Verbindung mit einem Telekommunikationsvertrag der GGEW kostenlos dazu. Das mache finanziell bis zu 1500 Euro aus.

In der Werrastraße, dem Wilhelm-Geiger-Weg, der Fuldastraße und dem Karl-Blüm-Weg wurde die 40-Prozent-Quote bereits erreicht. Mitte/Ende des vierten Quartals soll in dem Gebiet der Ausbau beginnen. Die Verlegung wird je nach Straße und Gegebenheiten per „schonendem“ Vibrations-Einzugsverfahren oder eben klassisch im Tiefbau umgesetzt. „Das Vibrationsverfahren beansprucht nur wenig Platz und ermöglicht eine schnelle Fertigstellung von Leerrohr- und Glasfasertrassen“, so Hechler. Grundsätzlich gibt es bei den Arbeiten eine enge Abstimmung zwischen Stadt, dem Zweckverband KMB und der GGEW.

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Mit den kleinsten Bandbreiten auskommen müssen zurzeit noch die Einwohner von Gronau und Langwaden. In Zell sieht es jenseits der Ortsdurchfahrt ebenfalls nicht gut aus. In diesen Gebieten will das Unternehmen seine Bemühungen intensivieren. Dabei können Interessenten auch selbst etwas dafür tun, um den Vorgang zu beschleunigen. „Wir haben schon Unterschriftenlisten von ganzen Straßenzügen bekommen, die auf eine Unterversorgung hingewiesen haben“, bemerkten Hoffmann und Hechler.

Wobei Bensheim mitnichten ein großer weißer Fleck bei der Breitbandversorgung ist. Darauf wiesen Vorstand und Geschäftsführer bei der Vertragsunterzeichnung hin. Neben den Gewerbegebieten wurde und werde in den Neubaugebieten Glasfaser verlegt. Seit 1999 beschäftigte sich die GGEW AG mit diesem Geschäftsfeld, die Tochterfirma GGEW net GmbH wurde 2002 gegründet. Zu den ersten Kunden in Bensheim gehörte neben der Stadt, das Rathaus verfügt ebenfalls über Glasfaser, die Sparkasse.

Eine Kooperationsvereinbarung besteht abgesehen von Bensheim bereits mit Zwingenberg, Alsbach-Hähnlein und Bickenbach. In Lautertal widmet man sich ohne Vertrag dem Ausbau. Weitergehen soll es bis 2028 in Lorsch, Heppenheim und Einhausen.

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