Bildung

Eine Bergsträßer Schule nimmt an der Pilotphase für das Fach „Digitale Welt“ teil

Das Land Hessen führt ein neues Schulfach - Arbeitstitel: „Digitale Welt" - ein. Das haben Kultusminister Alexander Lorz und Digitalministerin Kristina Sinemus - wie gestern berichtet - in Wiesbaden bekannt gegeben.

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Der Schlüssel für die Lösung gesellschaftlicher Probleme – besonders in den Bereichen Ökologie und Ökonomie – liegt zunehmend in digitalen Innovationen. Darauf soll das neue Schulfach die Heranwachsenden vorbereiten. © Marijan Murat/dpa

Wiesbaden/Bergstraße. Das Land Hessen führt ein neues Schulfach - Arbeitstitel: „Digitale Welt“ - ein. Das haben Kultusminister Alexander Lorz und Digitalministerin Kristina Sinemus - wie gestern berichtet - in Wiesbaden bekannt gegeben.

Die Heinrich-Böll-Schule (HBS) in Fürth ist eine von zwölf Pilot-Einrichtungen landesweit, in deren fünften Klassen dieses Fach ab dem kommenden Schuljahr testweise unterrichtet wird. Unter anderem im Weschnitztal werden also entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt: „Es geht darum, den absehbaren gesellschaftlichen Herausforderungen durch die entsprechende Bildung unserer Kinder zu begegnen“, sagte Lorz bei einer digitalen Pressekonferenz.

Das neue Fach soll Aspekte der Informatik, der Ökologie und der Ökonomie verbinden. Zielsetzung sei es, erklärten die Landespolitiker, den Heranwachsenden zu vermitteln, wie digitale Technologien Lösungen in den Themenfeldern Umwelt und Wirtschaft schaffen können.

Das Zusammenspiel dieser drei Bereiche ist nach Überzeugung von Lorz „die Grundlage für das Funktionieren aller Bereiche der modernen Gesellschaft“. Gemeint sind unter anderem die Herausforderungen der Globalisierung und der dringende Schutz der Lebensgrundlagen vor dem Hintergrund einer immer digitaler tickenden Welt.

Noch gibt es keine Noten

Bis das neue Schulfach landesweit auf dem Lehrplan stehen wird, kann es noch einige Jahre dauern. In der im Schuljahr 2022/23 unter anderem an der HBS startenden Pilotphase sollen zunächst praktische Erfahrungen gesammelt werden. Zwei Wochenstunden in den fünften Klassen sind dafür angesetzt. Das Lehrpersonal rekrutiert sich zunächst aus den vorhandenen Kollegien der Pilotschulen, für die ausgewählten Pädagogen sind bis zum Schulstart zwei zentrale Fortbildungsveranstaltungen in Präsenz vorgesehen.

Eng begleitet und evaluiert wird diese Pilotphase von der Goethe-Universität in Frankfurt und dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam, das auch in die Vorbereitungen für diesen Testballon involviert war. Wichtig ist dem Kultusminister dabei, dass kein fertiger Lehrplan am Reißbrett entworfen worden ist. Die Lehrkräfte erhalten vielmehr ein Handbuch mit Anregungen und sind ausdrücklich dazu angehalten, gemeinsam mit den Schülern innovative Ansätze zu suchen.

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„Der Unterricht wird nicht benotet und ist vorerst nicht versetzungsrelevant“, heißt es aus dem Ministerium. Nach der Evaluierung wird entschieden, ob und in welcher Form das Fach mittelfristig im Regelunterricht eingeführt wird. „Gerade weil wir ein solch einmaliges Projekt starten, wollen wir die Inhalte von Anfang an gemeinsam mit den Schulen entwickeln - in dieser Form ist das auch ein Novum“, so Lorz. Er sprach von einer bundesweiten Vorreiterrolle Hessens.

Für Ministerin Kristina Sinemus geht es darum, den Entdeckergeist in den Heranwachsenden zu beflügeln, „der der Schlüssel für eine künftige Innovationsfähigkeit ist“. Dazu soll das neue, interdisziplinäre Schulfach beitragen, das Aspekte der Informatik, der Naturwissenschaften sowie von Wirtschaft und Politik vereint. „Es geht darum, diese Bereiche in greifbaren Zusammenhang zu stellen.“

In vielen Bereichen relevant

Mithilfe der digitalen Möglichkeiten nachhaltige und energieeffiziente Lösungen für Probleme finden - auch aus Sicht der Ministerin ist dies eine entscheidende Aufgabe der modernen Gesellschaft.

Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering, formulierte es so: „Die Schüler sollen befähigt werden, sich in der neu entstehenden digitalen Welt eigenverantwortlich und selbstbewusst zu bewegen.“ Dazu gehöre das grundlegende Wissen darüber, wie die Dinge funktionieren, ohne in jedem Bereich gleich ein ausgewiesener Fachmann sein zu müssen.

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Der Vertreter des HPI gab einen Einblick in die Vorbereitung des Pilotprojektes, in deren Zug unter anderem für zwei Tage Digitalfachleute, Lehrer, Schüler und Vertreter der politischen Ebene zum Meinungs- und Gedankenaustausch zusammengebracht worden waren. Die Bedeutung des geplanten neuen Schulfaches kann aus seiner Sicht nicht überschätzt werden: Die Digitalisierung werde künftig bei vielen Dingen eine Rolle spielen, „von denen wir es uns heute noch gar nicht vorstellen können“.

Zur Auswahl der zwölf Pilotschulen erklärte Lorz, dass diese alle Schulformen und -zweige abdecken. Ausgesucht worden seien vorrangig Schulen, die bereits eine gewisse Erfahrung bei der Digitalisierung gesammelt haben und auch über eine entsprechende Ausstattung verfügen.

Die Evaluierungsphase ist auf mindestens zwei Schuljahre angesetzt, wobei 2023/24 möglicherweise weitere Schulen mit ins Boot kommen. Mit Beginn des neuen Schuljahres wird die „Digitale Welt“ zunächst einmal in rund 70 Klassen hessenweit unterrichtet - darunter die fünften Klassen der HBS in Fürth. arn/ü

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