Einhausen. An der Schule an der Weschnitz gab es einige Aufregung. Vor allem in der Jahrgangsstufe drei der Einhäuser Grundschule waren Familien in den vergangenen Tagen aufgebracht und sehr beunruhigt. Grund war die Information, dass die Klasse 3c aufgelöst werden sollte.
Betroffenen Eltern war es allerdings alles andere als gleichgültig, ob aus den bisherigen vier dritten Klassen zum nächsten Schuljahr durch Zusammenlegungen nur noch drei vierte Klassen werden. Sie wollten eine solche Entwicklung nicht achselzuckend hinnehmen. Eltern um Elternbeirätin Daniela Langbein wurden deshalb aktiv. Jetzt können sie sich darüber freuen, dass ihr Protest nicht vergeblich war.
Am Donnerstagabend erhielten sie im Rahmen eines Elternabends durch das Schulamt jedenfalls die Nachricht, dass es nun doch eine andere Lösung geben kann und ihre Klassen nicht wegen einer nur um zwei Kinder unterschrittenen Klassenteiler-Grenze neu zusammengesetzt werden müssten. Die jetzigen Drittklässler sollen nun auch als Viertklässler weiterhin in vier Klassen unterrichtet werden.
Die Eltern hatten sich allerdings auch einige Arbeit gemacht, um den Erhalt der Klassenverbände zu erreichen. Sie verfassten zum Beispiel ein Schreiben an den hessischen Kultusminister Ralph Alexander Lorz. „Wir können nicht glauben, dass die verantwortlichen Stellen in einer Zeit der Bildungsdiskussion in Hessen so eine Entscheidung treffen“, erklären sie darin über die befürchtete Klassenauflösung.
Auch eine Unterschriften-Aktion hatten die Eltern gestartet. „Unsere 3c soll aufgelöst werden. Und dass nur, weil zwei Kinder für das Fortbestehen von vier Klassen in dieser Jahrgangsstufe fehlen“, heißt es auf den Unterschriftenlisten. Und weiter: „Alle 74 Kinder dieser Jahrgangsstufe werden entgegen aller politischen Bekundungen doch Opfer der Pandemie. Die Bildung bleibt auf der Strecke. Wir wehren uns.“
Kindern schon genug zugemutet
An der Einhäuser Grundschule gab es – zumindest soweit sich Sandra Aust erinnern kann – bislang noch keine derartige Zusammenlegung. Das teilte die Schulleiterin auf Nachfrage mit. Dass eine solche Reduzierung von Klassenverbänden nun ausgerechnet jetzt geschehen sollte, dafür hatten Eltern kein Verständnis. Denn die Corona-Pandemie habe den Kindern bereits genug zugemutet, weisen sie etwa auf die Schulschließungen, den Distanz- und Wechselunterricht und die starken Einschränkungen der Kontakte in den vergangenen zwei Jahren hin.
Als Erstklässler mussten die jetzigen Drittklässler sogar so elementare Fertigkeiten wie Lesen und Schreiben zu einem Teil selbst daheim erwerben, bestätigt Klassenlehrerin Gabriela Hoppe auf Nachfrage. Dass nach langem Homeschooling und der Entbehrung sozialer Kontakte nun auch ein Jahr vor dem Ende der Grundschulzeit und vor dem Wechsel in weiterführende Schulen neue Belastungen durch die Klassenschließung aufgebürdet würden, wollten Eltern nicht ohne Weiteres akzeptieren.
Wissenslücken sind aufzuholen
Von Wissenslücken und sozialen Defiziten durch Corona können Pädagogen allerorten berichten. In dieser Woche erst wurden neue Studienergebnisse veröffentlicht, wonach inzwischen jeder fünfte Viertklässler nicht richtig lesen kann.
Die Einhäuser Eltern formulierten eine klare Erwartung, dass das Kultusministerium alle Ermessensspielräume ausschöpfen solle, um die Auflösung zu verhindern.
Dass es jetzt gelingt, hat die Eltern sehr gefreut. Spontan bedankten sie sich gestern mit großen Blumensträußen für das Verständnis für ihre Aktionen auch bei der Schulleitung und der Klassenlehrerin.
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